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Die Gartenkunst — 5.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0167

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144

DIE GARTENKUNST

V, 8

erst neuerdings der Rat des Kantons Waadt dem grofsen Rat
folgenden Gesetzentwurf unterbreitet: „Der Staatsrat kann
jedes Plakat verbieten und nötigenfalls durch öffentliche Ge-
walt entfernen lassen, das die Landschaft verdirbt und an einer
anderen Stelle als einer Gebäude- oder einer Einfriedigungs-
mauer angebracht ist, oder das den Giebel des Gebäudes bezw.
den obersten Teil der ihm zur Stütze dienenden Mauer über-
ragt. A. Z.
Mit vollem Recht wird das Neekartal mit Heidelberg
zu den herrlichsten Naturschönheiten Deutschlands gerechnet.
Grofse Bestürzung bemächtigte sich daher der deutschen Natur-
freunde, als sie erfuhren, dafs die badische Regierung eine der
berüchtigten Flufsregulierungen plane, um den Neckar zu einem
Grofsschiffahrtswege umzugestalten. Der gemeinnützige Verein
Heidelberg hat aus diesem Anlafs eine Eingabe an das zu-
ständige Ministerium gerichtet, zu der er, wie eingangs er-
wähnt, sich berufen glaubt, weil er seit Jahren nicht nur für
Schaffung gemeinnütziger Einrichtungen in der Stadt eingetreten
wäre, sondern auch für Erhaltung der landschaftlichen Schön-
heit der Umgebung, und zwar sowohl aus ästhetischen Gründen,
als auch solchen der allgemeinen Wohlfahrt. Das allgemeine
Urteil ginge dahin, dafs die geplanten Veränderungen des
Neckars für Heidelberg geradezu ein Unglück bedeuten würden:
„In dem wunderschönen Bilde, welches sich dem entzückten
Auge des Einheimischen wie des Fremden bietet, bildet den
Glanzpunkt der das Tal durchrauschende Flufs, der bei jeder
seiner zahlreichen Windungen dem Beschauer neue, teils
romantische, teils idyllische, das Herz erfreuende Ausblicke er-
öffnet. Denken wir uns ihn hinweg, würde immer noch eine
schöne freundliche Gegend, wie wir deren viele in Deutschland
besitzen, verbleiben, aber ihres Hauptreizes, ihrer Eigenartigkeit
wäre dieselbe entkleidet, die magische Anziehungskraft, welche
Heidelberg auf jung und alt, auf alle Stände und Völker aus-
geübt hat, wäre dahin. Nahezu das gleiche tritt ein, sobald
man den Neckar seines eigentlichen Charakters, desjenigen
eines rasch dahinströmenden, glitzernde Wellen aufwerfenden
Gebirgsflusses beraubt, denn die zur Erzielung eines Grofs-
schiffahrtsweges erforderlichen Stauungen würden ein ruhig
dahinfliefsendes Wasser erzeugen, dessen Bewegung für das
Auge des Beschauers kaum wahrnehmbar wäre.
Auch die Hoffnungen, welche man auf die durch Stauungen
zu gewerblichen Zwecken in Elektrizität zu verwandelnde
Wasserkraft setzt, dürften sich zum grofsen Teil als trügerisch
erweisen, denn in erster Linie sollen doch diese Kräfte für den
Kanal-(Schleusen)-Betrieb Verwendung finden. Bleibt tatsäch-
lich davon etwas für industrielle Betriebe übrig, so meisten es
solche sein, die direkt am Neckar liegen, da eine Weiterleitung
diese Kraft zu kostspielig machen würde. Aus ästhetischen
Gründen wird aber die Stadt Heidelberg innerhalb ihres Gebietes
der Errichtung von Fabriken am Neckar auf das entschiedenste
entgegentreten.
Ist somit der Vorteil der Einrichtung für Heidelberg ein
sehr zweifelhafter, so sind die Nachteile um so gröfsere. Diese
liegen, wie bereits erwähnt, nicht auf materiellem Gebiete und
treffen auch nicht allein die Stadt Heidelberg, nein, es handelt
sich hier um die drohende Zerstörung einer der gröfsten Natur-
schönheiten Deutschlands, an welche das ganze Volk, ja die
ganze gebildete Welt Anteil hat, und die ungeschmälert zu er-
halten, wir als heilige Pflicht erachten.“ Z.


Vereinsberichte.
Verein Deutscher Garteiikünstler.
Niederschrift der Sitzung vom 13. Juli.
Der Vorsitzende Stadtgarteninspektor Fintelmann er-
öffnet die Versammlung und stellt die Annahme der Nieder-
schrift vom 8. Juni fest. Nach Erledigung der satzungsge-
mäfeen Aufnahme und Anmeldung neuer Mitglieder wird auf
verschiedene interessante Eingänge hingewiesen.
Der Schriftführer nimmt hierauf Bezug auf eine in der
deutschen Bauzeitung stehende und aus der Feder des Stadt-
baurates Grassel zu München stammende Abhandlung über
Architektur und Landschaft in ihren gegenseitigen Beziehungen.
Der Artikel enthält sehr viel Zutreffendes und zeugt von viel-
seitigem Interesse für die Gartenkunst, was von einem Archi-
tekten zu lesen als besonders erfreulich hingestellt werden
muls. Zum Schlüsse seiner Ausführungen kommt der Schreiber
bedauerlicherweise zu dem falschen Grundsatz, dafs die Raum-
und Massenverteilung in dem Hausgarten seitens des Architek-
ten vorgenommen werden müsse und dafs zur Zeit erfahrene
Landschaftsgärtner sehr fehlen. Eine Massen- und Raumver-
teilung vorzunehmen, in diesem Falle Bäume und Sträucher,
ist, wie Redner ausführt, nur derjenige imstande, welcher das
in Anwendung kommende Material vollkommen beherrscht,
was dem Architekten auf Grund seiner Unkenntnis abgeht.
Hieran knüpft sich eine längere Besprechung der für die
Hauptversammlung eingegangenen Anträge und wird mit Freuden
von den Zusagen der Herren Professor Dr. Mayr-München
und Stadtgartendirektor Trip-Hannover, Vorträge in München
zu halten, Kenntnis genommen.
Herr Giemen legt das ihm von dem Mitgliede und Land-
schafts-Architekten Geo Kefsler, Kansas City in den Ver-
einigten Staaten, zugesandte Journal: World’s Fair Bulletin
vor und macht besonders auf die in demselben enthaltenen
prächtigen Ansichten der Bauten für die nächstjährige grofse
Ausstellung zu St. Louis aufmerksam.
Zum Schlüsse zeigt Baumschulenbesitzer van Nees aus
Boskoop mehrere sehr schöne farbige Abbildungen der von
Obergärtner Schulz-Berlin gezüchteten Rhododendronhybriden
vor; letztere sind von der Firma C. B. van Nees & Söhne,
Boskoop, zur Weiterverbreitung in den Handel angekauft
worden
Fintelmann. Weifs.

Sitzungsbericht der Gruppe Hamburg
vom 15. Juli 1903.
Die Sitzung wurde abgehalten in Wedel bei Altona, wohin
die Mitglieder auf Einladung des Herrn Langeloh, Inhaber
der Firma Gebr. Heinsohn, einen gemeinsamen Ausflug unter-
nahmen. Unter Führung des Herrn Langeloh und seines Ober-
gärtners wurden zuerst die 36*/2 ha umfassenden Baumschulen
einer eingehenden Besichtigung unterworfen. Aufser Allee-
bäumen und Sträuchern war es besonders die Massenanzucht
von jungen Obstbäumen und die ausgedehnten Rosenkulturen,
die das allgemeine Interesse erregten. Die einzelnen Quartiere
zeichneten sich ohne Ausnahme durch grofse Sauberkeit und
gesundes Aussehen der Pflanzungen aus. In der sich an die
Besichtigung der Baumschulen anschlielsenden Versammlung
wurde folgendes verhandelt:
1. Der Antrag des Hauptvorstandes betr. Änderung der
Satzungen wurde nach einer lebhaften Debatte genehmigt,
 
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