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Die Gartenkunst — 5.1903

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Die städtischen Gartenanlagen von Altona, [2] Schluss
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0226

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V, 12

DIE GARTENKUNST

205

Städtische Gartenanlagen.

Die städtischen Gartenanlagen von Altona.
(Mit 4 Abbildungen.)
(Schlufs.)
Die Anlagen des Isebektales, im Nord-Westen der
Stadt, befinden sich in der Nähe der Pinneberger Strafse
und umfassen ein Terrain von ca. 500 m Länge zu 80 m
Breite, welches zwischen zwei schattigen Alleen ge-
legen ist.
Das stark coupierte Terrain ist von einem Bache, dem
Isebek, in seiner Längsrichtung durchflossen; eine schwung-
volle Erdbewegung läfst die Höhenunterschiede teils kraft-
voll als Hügel und Halbinseln hervortreten, teils mildert
sie dieselben und gewährt über sanfte Wölbungen inter-
essante, weitgehende Fernsichten.
Coulissenartig ragen mitunter eruptivgesteinartig ange-
brachte Felspartien in das Bild hinein, es auf den Halb-
inselvorsprüngen wirkungsvoll unterbrechend, aber niemals
die Gesamtübersicht hindernd.
Dichte Strauchpflanzungen wechseln mit leichten
Baumgruppen ab, hohe Blüten- und Blattsträucher mit
pygmäenartigen Vorpflanzungen, wie Spiraea Bumalda und
callosa, Lonicera coerulea, Berberis Thunbergii, Philadelphus
coronarius, Kerrien etc., wozu wieder hängende Solitärs
geeignete Konstraste bilden. Der Bachlauf mit seinen
Verengungen, Unterführungen und teichartigen Erweite-
rungen bietet Gelegenheit zu stimmungsvollen Spiegelungen
der Felspartien und Pflanzungen, die das landschaftliche
Bild erweitern und verdoppeln.
Einen besonderen Point de vue bietet die hohe hügel-
artige Aufschüttung am äufsersten Ende der Anlagen.
Unter schattigen Baumkronen kann der Besucher mit
Mufse die landschaftlichen Reize der Anlage bequem über-
blicken und in freier Natur Erholung nach angestrengter
Arbeit finden.
Im Gegensätze zu den bereits angeführten, im natür-
lichen Stile ausgearbeiteten Anlagen ist der Kaiserplatz
vor dem neuen Rathause in regelmäfsiger Anordnung her-
gestellt worden, da er als architektonische Dekoration sich
auf diese Weise den Renaissanceformen des Rathauses am
besten angliedert und keine schroffen Gegensätze zu den
Gebäuden der umliegenden Strafsen bildet. (S. den Grund-
rifs Seite 207.)
Der Schwerpunkt der in einfacher Vornehmheit ge-
haltenen Formen liegt, wie erforderlich war, in der nächsten
Umgebung des Kaiser Wilhelmdenkmales und Rathauses.
Bei den dort befindlichen Parterres ist alles Grelle und zu
Buntfarbige sorglich vermieden: man kann die Pflanzen-
gruppen und Beete täglich sehen, ohne dafs sie einen
lästigen Eindruck zurücklassen oder den Blick ermüden.
Was die Bepflanzung anbetrifft, so sind Koniferen nur
in beschränkter Anzahl und nur in besonders harten und
widerstandsfähigen Sorten vertreten.
Um so wechselvoller ist die Laubholzpflanzung:

Cytisus Adamii, Sorbus Aria tomentosa, Acer Schwedleri,
Pterocarya caucasica, Catalpa syringifolia aurea, Magnolia,
Aesculus macrostachya, Fagus atropurpurea pendula, Quer-
cus u. dergl. kommen in schönen Einzelexemplaren vor,
daran reihen sich buntlaubige Sträuchergruppen, und Blüten-
staudenarrangements unterbrechen in ausgiebiger Weise
das frische Grün.
Reihen hochstämmiger Viburnum Opulus roseum auf
den Parterres vermitteln den Übergang zu den umgebenden
Alleen schattiger Platanen.
Auch an Wasserwerken fehlt es nicht; zwei grofse
Fontänenbassins mit Springstrahlen, sowie der Stuhlmanns-
brunnen, ein Werk Türpes, beleben die Anlage.
Der Stuhlmannsbrunnen stellt zwei gigantische Ken-
tauren dar, die in wildem Ringen um erbeutete Seetiere
streiten und hierbei brausende Wassermassen gen Himmel
schleudern; Nix und Wassernymphe schauen bestürzt den
Kämpfenden zu und speien vereint mit Echsen, Fischen
und anderen Tieren Wasserstrahlen in den aufgewirbelten
Gischt.
Grüne Rasenflächen schliefsen das Bild, welches im
Hauptbahnhofsgelände einen Hintergrund findet.
In den Elbberganlagen besitzt die Stadt als eine der
neuesten Schöpfungen auf dem Gebiete der Landschafts-
gärtnerei einen grofsartigen Wasserfall, der eben vollendet
ist (Abbild. S. 206); derselbe wird aus dem Wasser der
vorhin beschriebenen Brunnens gespeist und stürzt sich
brausend und plätschernd gleich einem Gebirgsbache 16 m
herab, teilweise unterbrochen und eingeengt, dann sich
wieder erweiternd, bis er in einem felsenumrandeten Bassin
mit Springstrahl zuletzt sichtbar in die Elbe mündet.
Das steile, quellenreiche Terrain und der nahe Elb-
strom rechfertigen die ganze Anlage als geologisch richtig
Die, im Gegensätze zu den verschiedenen anderen Fels-
partien aus Granit, im vorliegenden Falle aus Tuffstein
angefertigten Gesteinsformationen passen sich der aus
Fichten, Kiefern und Tannen gedachten, noch nicht ganz
vollendeten Bepflanzung an.
Zum Schlufs sei noch eine von den erwähnten kleineren
Arbeiten angeführt, um zu zeigen, wie auch bei scheinbar
geringen Aufgaben viel zur städtischen Verschönerung bei-
getragen werden kann. Diese ist beim Altonaer Bahnhofe
an der Präsident Krahnstrafse gelegen und besteht aus
dichten Laubholzbosketts, die einen felsengeschmückten,
mit Krummholzkiefern, Stauden und Alpinen bepflanzten
Hügel umrahmen.
Der Hügel bietet angenehme Ruheplätze unter dem
Blätterdache einer Ulme und nimmt dem Bahnhofsgebäude
mit seinen roten Ziegelmauern die Einförmigkeit.
Der beschriebene Eifer und Fleifs haben nun bewirkt,
dafs in Altona die öffentlichen Anlagen eine so grofse
Erweiterung erfahren haben und das Zutrauen der
leitenden Kreise der Bürgerschaft zu wirklickem Können
zugenommen hat,

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