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Die Gartenkunst — 10.1908

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Schall, H.; Singer, Wolfgang: Der Garten des Prof. E. v. Seidl in Murnau in Oberbayern
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0011

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X, 1

DIE GARTENKUNST.

1

Aus dem Garten des Prof. E. v. Seidl in Murnau in Oberbayern,
i. Das Badehaus am obersten Teiche.


Der Garten des Prof. E. v. Seidl in Murnau in Oberbayern.
I.

Die Gruppe Bayern der D. G. f. G. veranstaltete
am 28. August vorigen Jahres einen Ausflug nach
Murnau zur Besichtigung der Gartenanlagen des Prof.
Emanuel von Seidl.
Über diese Anlage, die in Fachkreisen wegen der
Fülle ihrer herrlichen Architektur- und Landschafts-
bilder als eine der sehenswertesten Bayerns gilt, sei
im folgenden ausführlich berichtet.
Die Anlage hat eine Ausdehnung von ca. 17 Hektaren
und liegt in hügeligem Terrain am südlichen Ende
von Murnau. Im Flintergrund erheben sich die gigan-
tischen Formen der Voralpen. Das gewaltig schöne
Gebirgsrundbild erscheint als zur Anlage gehörig und
bildet im idealen Sinne deren natürliche Grenze. Denn
der Besitzer dieses reizenden Erdflecks war schon bei
dessen Anlage darauf bedacht, die Gartengestaltung
der schönen Umgebung möglichst anzupassen und
hat diese Idee in der Tat bis in die kleinsten Einzel-
heiten in künstlerischer Weise verwirklicht.
Von der Straße aus führt ein Fahrweg durch einen
kleinen Birkenhain zum Wohnhaus; von ihm hat man
einen prächtigen Ausblick auf die Umgebung, sowie

aut einen Teil der Anlagen. Die Bahnlinie, welche
gegen Süden die Grenze bildet, ist durch natürliche
Terrainerhebungen verdeckt. Dort befindet sich ein
originelles Sommerhäuschen, mit einer Rasenbank um-
geben und reichlich mit Rosen bepflanzt (Bild 7, Seite 5).
Die bereits vorhanden gewesenen Laub- und
Nadelholzbestände hat der Besitzer durch Neupflan-
zungen von Eichen und Buchen, welche in großen
Exemplaren mit Frostballen gepflanzt wurden, sehr
geschickt ergänzt. Auch sonst wurde vorwiegend ein-
heimisches Gehölzmaterial verwendet und fremd-
ländisches nur hier und da an geeigneten Stellen ein-
gestreut.
An der nördlichen Grenze im Schatten hoher
Eichen erhebt sich ein geräumiges Geflügelhaus. Un-
weit davon befindet sich die Gewächshausanlage mit
den Mistbeeten; letztere sind gegen rauhe Winde durch
den hochterrassierten Hofraum des Ökonomiegebäudes
und der Obergärtnerwohnung geschützt (Bild 5, Seite 4).
An das Ökonomiegebäude schließt sich der aus-
gedehnte Gemüse- und Obstgarten an, der von einer
Spaliermauer gegen Ost und West begrenzt ist. Dieser
 
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