Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 10.1908

DOI Artikel:
Engelhardt, Frhr. von: Gedanken über den Dortmunder Nordmarkt-Wettbewerb
DOI Artikel:
Heinricy, B.: Baumpflanzungen in den Städten, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0076

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
66

DIE GARTENKUNST.

X, 4

weissen Bankreihen von dunklen Taxuswänden unter-
brochen, dazu kaltblauer Mondschein, ehrfurchtsvoll
tritt man „mit frommem Schauder“ ein, der weiß-
gewandeten Priester wartend, die schweigend sich an-
schicken, das nächtliche Opferfest zu begehen. Ein-
tönig-feierlich rauschen die silbernen Wasser des hei-
ligen Brunnens — — (Seite 63). Sollte man es für
möglich halten, dieses märchenhafte Stimmungsbild
auf dem Nordmarkt zu Dortmund Wirklichkeit werden
zu lassen? Nein, der Verfasser hat über seinem schönen
Traum vergessen, daß hier ein geräumiger Platz für
ein spiellustiges Kindervolk geschaffen werden sollte,
auch er hatte den Zweck außer acht gelassen. Plier
ein feierlicher Tempelgarten, dort ein allzu reich ge-
gliederter Hausgarten, beides typisch „neuzeitliche“
Motive, an sich nicht verwerflich — aber zur Lösung
der vorliegenden Aufgabe gänzlich unbrauchbar.
Den dritten Entwurf mit dem Motto: „Berg-
arbeiter“ halte ich für den besten von allen, die ich
auf der Ausstellung sah (Seite 67). Die Aufteilung
ist großzügig, die Spielplätze weit, ohne Schmuck,
der die Kinder in freier Bewegung stören könnte und
das Auge des Gesetzes zu steter Wachsamkeit zwingen
müßte; dann einige schlichte Architekturen, die we-
niger als Ornament, als vielmehr zu deutlicher Gliede-
rung der Fläche, zugleich aber zweckdienlich auftreten.
Ein Häuschen mit rotem Dach, breit gelagert, bildet
den Kopf der Anlage, die in ihrer zweckmäßigen Ein-
fachheit und Selbstverständlichkeit wahrlich einer
größeren Beachtung seitens des Preisgerichts würdig
gewesen wäre, als ihr zuteil geworden zu sein scheint.
Doch das alte Wort „de gustibus . . . .“ verbietet
mir darüber zu disputieren. Welche Pläne das Preis-
gericht bevorzugte, wird der Leser aus Möllers
deutscher Gärtnerzeitung, Heft 48, Jahrg. 1907, ersehen
können. Mir kam es bei dieser Besprechung weniger
auf eine glückliche Lösung für Dortmund an, als an
dem Gradmesser dieser Planausstellung auf die Gefahr
hinzuweisen, die in willkürlicher und zusammenhang-
loser Verwendung unserer neuen Ausdrucksmittel liegt
ohne Betonung der Hauptfrage: Was ist der Zweck
dieser Anlage ? — —
Baumpflanzungen in den Städten.
Von
B. Heinricy, Stadtobergärtner, Düsseldorf.
(Schluß.)
Bei ihrer Schnellwüchsigkeit, die durch entspre-
chenden Frühjahrs- und auch Sommerschnitt in ange-
messenen Grenzen gehalten werden kann, dürfte sich
in wenigen Jahren eine ansehnliche Allee von' diesen
Bäumen herstellen lassen.
Von den Ahornarten haben sich der Bergahorn
Acer Pseudoplatanus L. und der Spitzahorn Acer pla-
tanoides L. als ziemlich gleichwertig erwiesen, leider
wird der letztere durch den Pilz, welcher auf den

Blättern die schwarzen Flecke hervorruft, befallen. In
bezug auf Boden sind beide nicht sehr anspruchsvoll,
nur muß man dafür sorgen, daß ihre Neupflanzung in
offenen, noch nicht bebauten Straßen vorgenommen
wird; wenn sie sich hier einige Jahre gut entwickelt
haben, schadet ihnen auch die geschlossene Bauweise
nicht mehr, und man wird die besten Erfolge zu ver-
zeichnen haben. Sehr vorsichtig muß man mit der
Verwendung der rotblättrigen Spielarten dieser beiden
Ahorne sein, da die Färbung der Blätter durch den
Straßenstaub sehr beeinträchtigt wird und die ganze
Allee dann einen kläglichen Anblick gewährt. Diese
Sorten, ich meine den A. plat. Schwedleri K. Koch,
Reitenbachi Hrt., A, Psdpl. fl. atropurp. L. Späth, kämen
demnach nur für Alleen in den Anlagen oder Außen-
bezirken der Stadt in Betracht. Der Silberahorn Acer
dasycarpum Ehrh. ist in höherem Alter ein malerischer
und widerstandsfähiger Straßenbaum. Er gedeiht auch
bei trockenem Untergrund noch gut. Wegen seines
starken und sparrigen Wachstums in der Jugend sollte
man ihn in den Winden stark ausgesetzten Straßen
nicht anpflanzen, da er durch Windbruch leicht be-
schädigt wird, deshalb muß man frühzeitig durch einen
sachgemäßen Schnitt für ein kräftiges Astgerüst und
angemessenen Kronenumfang Sorge tragen.
Einer der wertvollsten Straßenbäume ist ohne
Zweifel die Platane, Platanus orientalis S., die selbst
unter den schwierigsten Verhältnissen immer noch eine
gute Entwickelung, gesundes Aussehen und Wachstum
gezeigt hat und auch jeden Schnitt sehr gut verträgt.
Sie kommt allerdings wegen des sehr ausgebreiteten
Wuchses ihrer Krone nur für die breitesten Straßen
und Mittelpromenaden in Betracht. Wer dies von
vornherein nicht berücksichtigt, wird stets mit den
größten Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Vor der Anpflanzung von Crataegus monoph. fl.
kerm. pl. Hrt. im Trottoir möchte ich im allgemeinen
warnen, da sie hier zu trocken stehen und infolgedessen
leicht von Blattläusen befallen werden, auch stören sie
durch ihre meist niedrigen Kronen den Verkehr auf
den Bürgersteigen. Dagegen dürften sie im Rasen-
streifen der Mittelpromenade gut gedeihen. Hier werden
sie während der Blüte eine herrliche Zierde der Straße
bilden.
Sehr vorsichtig muß man bei der Verwendung der
Eichen zu Straßenpflanzungen sein. Sie verlangen
einen kräftigen und feuchten Boden und sollten daher
in hochgeschütteten Straßen nicht gepflanzt werden.
Zu ihrer guten Entwickelung müssen sie ebenso wie
der Ahorn mehrere Jahre in unbebauten Straßen stehen,
da sie sonst sehr bald versagen ; ein vorsichtiger Schnitt
ist in den ersten Jahren zur Erreichung einer gut ge-
formten Krone, von wesentlichem Vorteil. Die ameri-
kanischen Eichen Quercus rubra L. Qu., palustris
Dur. und allenfalls Qu. coccinea Wang, sind der
deutschen Eiche vorzuziehen, da die letztere in Straßen
sehr schwer fortkommt, meist an Gipfeldürre leidet
und von Ungeziefer sehr häufig heimgesucht wird.
 
Annotationen