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DIE GARTENKUNST.
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werbsgesellschaften bildeten, um lediglich zum Vor-
teile weniger womöglich alle Bergtäler im Wasser zu
ertränken. Daß es gerade die schönsten Täler sind,
die dem Genüsse der Allgemeinheit entzogen werden
sollen, liegt im Interesse der Gesellschaften, welche
diese am wohlfeilsten abschließen können. In diesem
schönen Lande sehen wir die Gefahr immer näher
kommen, die die Rheinschnellen bei Laufenburg, eines
der größten Wasserwunder Europas ■— vielleicht der
Welt — einer zum Teil auswärtigen Erwerbsgesell-
schaft opfern will, trotzdem man in dem benachbarten
Rheinfelden bereits schlechte Erfahrungen gemacht und
in Schaffhausen die Hotelisierung der Natur — man
verzeihe das Wort — erlebt hat.
Meine sehr geehrten Herren 1 Die Wirkungen dieser
auf das rein Nützliche gerichteten Bestrebungen,
sind nicht ausgeblieben. Es wurden Werte ver-
nichtet, die ein festes Band zwischen Bewohner und
Heimat knüpften. Weite und nicht die ungesundesten
Kreise unseres Volkes, die alles um sich ändern,
die den Lärm der Industrie in stille Täler dringen
und die Stätten ihrer Kindheit jeder Poesie ver-
lustig gehen sahen, verlernten, die engere Heimat zu
schätzen; sie drängten sich in die Städte, um teil-
zunehmen an den Ergebnissen dieser nüchternen Wirt-
schaftsweise. Natürlich wirken hier auch noch andere
wichtige Beweggründe mit; für uns aber ist die ge-
schilderte Wirkung zunächst am meisten wahrnehmbar.
Ging doch mit der entschwindenden Schönheit unseres
Landes auch der Grund verloren, der dauernde
Kulturwerte schaffen konnte; die Siedelung wurde zur
Erwerbsstätte ; es entschwand mit anderen Worten der
Inhalt des Wortes „Heim“, der in der Poesie der ger-
manischen Völker einen so unbeschreiblich warmen
Ausdruck gefunden hatte. In dieser Zeit, in der die
Wogen der rücksichtslosen Ausnutzung unseres deut-
schen Landes am höchsten gingen und selbst den
Vater Rhein, der vor wenigen Jahrzehnten einem
ganzen Zeitalter Schwung und Stimmung gegeben
hatte, mit ihrem trüben Kulturschlamm zu überfluten
drohten, da wurde das Wort „Heimatschutz“ ge-
prägt und der Widerstand im ganzen Reiche und dar-
über hinaus organisiert. (Schluß folgt).
Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst vom 26. bis 29. Juli 1908 in Potsdam.
Die diesjährige Hauptversammlung der D. G. f. G. reiht
sich in jeder Beziehung den Veranstaltungen der letzten Jahre
in Nürnberg und Mannheim würdig an. Sowohl der äußere
Rahmen wie auch der Inhalt der Darbietungen lieferten den
Beweis, daß die Persönlichkeiten, welchen die Leitung der
Geschäfte anvertraut ist, sich der ihnen obliegenden Aufgaben
bewußt und den für ihre Durchführung an sie zu stellenden
Anforderungen gewachsen sind. Es erscheint nicht unnötig,
dies besonders festzustellen. Denn bei dem durch verschiedene
Umstände in den letzten Jahren veranlaßten Personenwechsel
in den wichtigsten Vorstandsämtern wäre es nicht verwunder-
lich gewesen, wenn eine gewisse Stockung im Fortschreiten
der Gesellschaft auf dem Wege zu ihren Zielen sich bemerkbar
gemacht hätte. Aber nichts Derartiges ist eingetreten. Glatt
und sicher wickeln sich die Geschäfte ab, ruhig und stetig ist
der Aufschwung der Gesellschaft und zweckbewußt verfolgt sie
ihr Ziel „Förderung der Gartenkunst im weitesten Sinne“.
Dieses Gefühl, welches bei allen Teilnehmern der Pots-
damer Tagung vorherrschte, dürfte der Oberleitung die Über-
zeugung gestärkt haben, daß sie auf dem richtigen Wege ist
und bei ihren Maßnahmen auf die Zustimmung und Unter-
stützung der Mitglieder der Gesellschaft im breitesten Umfange
rechnen kann.
Auch hat sich jetzt wieder gezeigt, wie zweckmäßig die
Gesellschaft organisiert ist, wie die Verteilung der Geschäfte
zwischen Vorstand, Ausschuß und Hauptversammlung die
glatte dabei aber gründliche Durcharbeitung aller Angelegen-
heiten ermöglicht, wie die Mitwirkung der Gruppen und die
Verlegung eines Teils der Verhandlungen in eine geschlossene
Mitgliederversammlung die Fühlung zwischen Vorstandschaft
und Mitgliedern erleichtert und die gegenseitige Aussprache
fördert, wie endlich das Bewußtsein der Mitglieder, daß ihnen
infolge dieser Organisation Gelegenheit gegeben ist, bei der
Lösung aller Aufgaben mitzuwirken, ihre Arbeitsfreudigkeit
und Neigung zur Anteilnahme an allen in das Tätigkeitsgebiet
der Gesellschaft fallenden Angelegenheiten belebt und steigert.
Hoffen wir, daß dies so bleibt. Dann kann es der Gesellschaft
an schönen Erfolgen nicht fehlen.
Im Cafe Sanssouci trat am 26. Juli vormittags 9 Uhr der
Ausschuß der Gesellschaft zusammen. Außer Bayern waren
alle Gruppen vollzählig durch ihre Ausschußmitglieder vertreten,
auch vom Vorstand fehlte niemand. Die Verhandlungen
dauerten mit kurzer Mittagspause bis 7 Uhr abends. Über
die geplante Studienreise nach England im Anschluß an die
nächstjährige Hauptversammlung wurde beschlossen, daß sie
in der zweiten Junihälfte stattfinden und sich auf 10-14 Tage
erstrecken soll. Die Wahl des Zeitpunktes geschah mit Rück-
sicht darauf, daß die englischen Gärten mit ihrem Reichtum
an schönblühenden Stauden im Juni am sehenswertesten sind.
Die Besichtigungen sollen sich erstrecken auf die großen Park-
anlagen Londons, einige alte Herrensitze und typische neue
englische Hausgärten, die Gärten von Kew, Windsor und die
Insel Wight, natürlich auch auf sonstige Sehenswürdigkeiten.
Die Kosten der Teilnahme werden auf 400—500 Mk. veranschlagt.
Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis:
Gartendirektor Encke, Köln, Vorsitzender,
Gartendirektor Kube, Posen, stellvertr. Vorsitzender,
Friedhofsverwalter Beitz, Köln-Merheim, Geschäftsführer,
Garteninspektor Hölscher, Harburg, stellvertr. Geschäfts-
führer,
Gartenarchitekt Hoemann, Düsseldorf, Beisitzer,
Gartenarchitekt Schnizlein, München, stellvertr. Beisitzer.
Am Montag, den 27. Juli 10 Uhr Vormittags, eröffnete
Gartendirektor Encke die Hauptversammlung im großen Saale
des Kafee Sanssouci, der einen vornehmen Schmuck aus Lor-
beerbäumen und mit Goldband durchwirkten Tannengewinden
trug, und richtete begrüßende Worte an die erschienenen
Ehrengäste und Mitglieder. Er schloß seine Ansprache mit
den auf die Würdigung der Schöpfer der Potsdamer Anlagen
bezüglichen Worten: „Ehrt euere Meister; dann bannt ihr
gute Geister.“ Begrüßungsworte widmeten der Versammlung,
die nach und nach wohl auf weit mehr als 200 Teilnehmer
anwuchs, der Bürgermeister R o d ig-Potsdam Namens der
Stadt und Baurat Ki eh 1-Rixdorf im Namen des Berliner
Architekten- und Ingenieur-Vereins.
Dem aufliegenden Geschäftsbericht für das Jahr 1907 und
den ersten Abschnitt 1908 ist zu entnehmen, dass die Gesell-
schaft durch den Tod namhafter Mitglieder, darunter des Vor-
sitzenden Gartendirektor T r ip u. a. besonders empfindliche
Verluste erlitten hat, daß der derzeitige Mitgliederbestand die
Zahl 962 erreicht hat und was für die erfolgreiche Tätigkeit
der Gesellschaft besonders wichtig ist, nahezu 100 städtische
und andere Verwaltungen und gegen 50 Gesellschaften umfaßt.
DIE GARTENKUNST.
145
werbsgesellschaften bildeten, um lediglich zum Vor-
teile weniger womöglich alle Bergtäler im Wasser zu
ertränken. Daß es gerade die schönsten Täler sind,
die dem Genüsse der Allgemeinheit entzogen werden
sollen, liegt im Interesse der Gesellschaften, welche
diese am wohlfeilsten abschließen können. In diesem
schönen Lande sehen wir die Gefahr immer näher
kommen, die die Rheinschnellen bei Laufenburg, eines
der größten Wasserwunder Europas ■— vielleicht der
Welt — einer zum Teil auswärtigen Erwerbsgesell-
schaft opfern will, trotzdem man in dem benachbarten
Rheinfelden bereits schlechte Erfahrungen gemacht und
in Schaffhausen die Hotelisierung der Natur — man
verzeihe das Wort — erlebt hat.
Meine sehr geehrten Herren 1 Die Wirkungen dieser
auf das rein Nützliche gerichteten Bestrebungen,
sind nicht ausgeblieben. Es wurden Werte ver-
nichtet, die ein festes Band zwischen Bewohner und
Heimat knüpften. Weite und nicht die ungesundesten
Kreise unseres Volkes, die alles um sich ändern,
die den Lärm der Industrie in stille Täler dringen
und die Stätten ihrer Kindheit jeder Poesie ver-
lustig gehen sahen, verlernten, die engere Heimat zu
schätzen; sie drängten sich in die Städte, um teil-
zunehmen an den Ergebnissen dieser nüchternen Wirt-
schaftsweise. Natürlich wirken hier auch noch andere
wichtige Beweggründe mit; für uns aber ist die ge-
schilderte Wirkung zunächst am meisten wahrnehmbar.
Ging doch mit der entschwindenden Schönheit unseres
Landes auch der Grund verloren, der dauernde
Kulturwerte schaffen konnte; die Siedelung wurde zur
Erwerbsstätte ; es entschwand mit anderen Worten der
Inhalt des Wortes „Heim“, der in der Poesie der ger-
manischen Völker einen so unbeschreiblich warmen
Ausdruck gefunden hatte. In dieser Zeit, in der die
Wogen der rücksichtslosen Ausnutzung unseres deut-
schen Landes am höchsten gingen und selbst den
Vater Rhein, der vor wenigen Jahrzehnten einem
ganzen Zeitalter Schwung und Stimmung gegeben
hatte, mit ihrem trüben Kulturschlamm zu überfluten
drohten, da wurde das Wort „Heimatschutz“ ge-
prägt und der Widerstand im ganzen Reiche und dar-
über hinaus organisiert. (Schluß folgt).
Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für
Gartenkunst vom 26. bis 29. Juli 1908 in Potsdam.
Die diesjährige Hauptversammlung der D. G. f. G. reiht
sich in jeder Beziehung den Veranstaltungen der letzten Jahre
in Nürnberg und Mannheim würdig an. Sowohl der äußere
Rahmen wie auch der Inhalt der Darbietungen lieferten den
Beweis, daß die Persönlichkeiten, welchen die Leitung der
Geschäfte anvertraut ist, sich der ihnen obliegenden Aufgaben
bewußt und den für ihre Durchführung an sie zu stellenden
Anforderungen gewachsen sind. Es erscheint nicht unnötig,
dies besonders festzustellen. Denn bei dem durch verschiedene
Umstände in den letzten Jahren veranlaßten Personenwechsel
in den wichtigsten Vorstandsämtern wäre es nicht verwunder-
lich gewesen, wenn eine gewisse Stockung im Fortschreiten
der Gesellschaft auf dem Wege zu ihren Zielen sich bemerkbar
gemacht hätte. Aber nichts Derartiges ist eingetreten. Glatt
und sicher wickeln sich die Geschäfte ab, ruhig und stetig ist
der Aufschwung der Gesellschaft und zweckbewußt verfolgt sie
ihr Ziel „Förderung der Gartenkunst im weitesten Sinne“.
Dieses Gefühl, welches bei allen Teilnehmern der Pots-
damer Tagung vorherrschte, dürfte der Oberleitung die Über-
zeugung gestärkt haben, daß sie auf dem richtigen Wege ist
und bei ihren Maßnahmen auf die Zustimmung und Unter-
stützung der Mitglieder der Gesellschaft im breitesten Umfange
rechnen kann.
Auch hat sich jetzt wieder gezeigt, wie zweckmäßig die
Gesellschaft organisiert ist, wie die Verteilung der Geschäfte
zwischen Vorstand, Ausschuß und Hauptversammlung die
glatte dabei aber gründliche Durcharbeitung aller Angelegen-
heiten ermöglicht, wie die Mitwirkung der Gruppen und die
Verlegung eines Teils der Verhandlungen in eine geschlossene
Mitgliederversammlung die Fühlung zwischen Vorstandschaft
und Mitgliedern erleichtert und die gegenseitige Aussprache
fördert, wie endlich das Bewußtsein der Mitglieder, daß ihnen
infolge dieser Organisation Gelegenheit gegeben ist, bei der
Lösung aller Aufgaben mitzuwirken, ihre Arbeitsfreudigkeit
und Neigung zur Anteilnahme an allen in das Tätigkeitsgebiet
der Gesellschaft fallenden Angelegenheiten belebt und steigert.
Hoffen wir, daß dies so bleibt. Dann kann es der Gesellschaft
an schönen Erfolgen nicht fehlen.
Im Cafe Sanssouci trat am 26. Juli vormittags 9 Uhr der
Ausschuß der Gesellschaft zusammen. Außer Bayern waren
alle Gruppen vollzählig durch ihre Ausschußmitglieder vertreten,
auch vom Vorstand fehlte niemand. Die Verhandlungen
dauerten mit kurzer Mittagspause bis 7 Uhr abends. Über
die geplante Studienreise nach England im Anschluß an die
nächstjährige Hauptversammlung wurde beschlossen, daß sie
in der zweiten Junihälfte stattfinden und sich auf 10-14 Tage
erstrecken soll. Die Wahl des Zeitpunktes geschah mit Rück-
sicht darauf, daß die englischen Gärten mit ihrem Reichtum
an schönblühenden Stauden im Juni am sehenswertesten sind.
Die Besichtigungen sollen sich erstrecken auf die großen Park-
anlagen Londons, einige alte Herrensitze und typische neue
englische Hausgärten, die Gärten von Kew, Windsor und die
Insel Wight, natürlich auch auf sonstige Sehenswürdigkeiten.
Die Kosten der Teilnahme werden auf 400—500 Mk. veranschlagt.
Die Vorstandswahl hatte folgendes Ergebnis:
Gartendirektor Encke, Köln, Vorsitzender,
Gartendirektor Kube, Posen, stellvertr. Vorsitzender,
Friedhofsverwalter Beitz, Köln-Merheim, Geschäftsführer,
Garteninspektor Hölscher, Harburg, stellvertr. Geschäfts-
führer,
Gartenarchitekt Hoemann, Düsseldorf, Beisitzer,
Gartenarchitekt Schnizlein, München, stellvertr. Beisitzer.
Am Montag, den 27. Juli 10 Uhr Vormittags, eröffnete
Gartendirektor Encke die Hauptversammlung im großen Saale
des Kafee Sanssouci, der einen vornehmen Schmuck aus Lor-
beerbäumen und mit Goldband durchwirkten Tannengewinden
trug, und richtete begrüßende Worte an die erschienenen
Ehrengäste und Mitglieder. Er schloß seine Ansprache mit
den auf die Würdigung der Schöpfer der Potsdamer Anlagen
bezüglichen Worten: „Ehrt euere Meister; dann bannt ihr
gute Geister.“ Begrüßungsworte widmeten der Versammlung,
die nach und nach wohl auf weit mehr als 200 Teilnehmer
anwuchs, der Bürgermeister R o d ig-Potsdam Namens der
Stadt und Baurat Ki eh 1-Rixdorf im Namen des Berliner
Architekten- und Ingenieur-Vereins.
Dem aufliegenden Geschäftsbericht für das Jahr 1907 und
den ersten Abschnitt 1908 ist zu entnehmen, dass die Gesell-
schaft durch den Tod namhafter Mitglieder, darunter des Vor-
sitzenden Gartendirektor T r ip u. a. besonders empfindliche
Verluste erlitten hat, daß der derzeitige Mitgliederbestand die
Zahl 962 erreicht hat und was für die erfolgreiche Tätigkeit
der Gesellschaft besonders wichtig ist, nahezu 100 städtische
und andere Verwaltungen und gegen 50 Gesellschaften umfaßt.