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Die Gartenkunst — 10.1908

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Kampffmeyer, Hans: Anmerkungen zur Denkmalspflege
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Singer, Wolfgang: Der Wettbewerb Lehe
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0135

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X, 7

DIE GARTENKUNST.

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übergeben oder man könnte ein Preisaus-
schreiben veranstalten. In beiden Fällen wäre
dem Künstler bei der Wahl des Platzes und
der Gestaltung der Umgebung weitgehende
Freiheit zu gewähren. Wahrscheinlich würde
man auf diese Weise ein würdigeres und
schöneres Denkmal erhalten, als wenn man
sich mit der üblichen Portraitbüste oder Statue
begnügen würde.
Der Leser wird der Ansicht sein, daß
es zur Formulierung dieser Vorschläge nicht
eines längeren Aufsatzes bedurfte. Allein ich
wollte den Mitgliedern der Deutschen Gesell-
schaft für Gartenkunst, die in ihrer Stellung
und Berufstätigkeit häufig Gelegenheit haben,
auf die Gestaltung und auf die Aufstellung
eines Denkmals ihren Einfluß auszuüben, die
Anregung geben, sich mit dieser Frage anläßlich einiger
gerade Persönlichkeiten aus ihrem Berufskreise be-
treffenden Fälle ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Zu
dem Kapitel „Denkmalspflege und Gartenkunst“ darf
ich vielleicht ein anderes Mal ein paar Anmerkungen
machen.
Der Wettbewerb Lehe.
Von
W. Singer, Bad Kissingen.

wird; dem aber kommt das Wettbewerbsprogramm weit
entgegen, denn einmal gestattet das mählig abfallende
Terrain bequeme Entwässerung, so daß an jeder Stelle
genau der für das örtliche Landschaftsbild zuträgliche
Feuchtigkeitsgrad des Untergrundes leicht herzustellen
ist, dann steht aus dem vorgeschriebenen 4 ha großen
Teiche eine genügende Menge Auffüllungsmaterial für
sanfte Bodenbewegungen zu Gebote, ebenso aus dem
Ackerlande Humus, Sand und Lehm, mit denen unter
Zukauf von Kalk jede gewünschte Bodenverbesserung
erzielt werden kann.

Es mußte sicherlich vielen eine sehr anmutende und
dankbare Aufgabe erscheinen, dieser Wettbewerb der
Stadt Lehe: „Das Preisausschreiben bezweckt die Er-
langung von Plänen zur Erweiterung der Parkanlagen
im Landschaftsstil bei Speckenbüttel“. Ah! boden-
ständige Landschaftskunst! Dieser niedlich-behäbige
Name schon: „Speckenbüttel“ und dann das zur Park-
erweiterung bestimmte Gelände, 40 ha groß, teils
Ackerland, zum größten Teil aber Bruchland! Wer
mußte da nicht an die niedersächsische Marschland-
schaft denken mit den wohnlichen, strohge-
deckten Gehöften unter malerischen Gruppen
von Birken, Pappeln und Eschen, an weitge-
dehnte Weideflächen mit schwarzscheckigen
Rindern und langmähnigen Pferden, im Hinter-
gründe auf dem Geestlande großflügelige Wind-
mühlen und hier vorne das dunkeldüstere
Bruchland mit seinem niedrigen Gehölzge-
strüpp: Sumpfporst, Salweiden, Birken etc.
und den Gräben voll moorigen Wassers? Dieses
in seiner Eigenart höchst anziehende Bild mit
den fast uferlosen Fernsichten ist aber für
den Anwohner der Unterweser etwas so All-
tägliches, daß nur durch ganz wesentliche
Konzentrierung und Steigerung des boden-
ständigen Typus der Marsch und Bruchland-
schaft, durch Schaffung fest umrahmter Einzel-
bilder der notwendige äußere Erfolg, d. h. der
Beifall des Lehener Publikums zu erreichen sein

Kaum also ist unter der ausbedungenen Wahrung
des „Landschaftsstiles“ eine technische Schwierigkeit
vorhanden, das jetzige Bild der bruchigen Wiese auch
für die Bewohner der Stadt Lehe höchst anziehend zu
gestalten, vor allem durch Hervorzaubern einer immer-
währenden Blütenpracht mit all den prangenden ein-
heimischen und fremden Kindern der feucht-fröhlichen
Wiesen- und Sumpfflora: ich erinnere nur mit lauter
Freude an den zarten Frühlingsschleier des Schaum-
krautes, den goldgelben Glanz der Himmelsschlüssel,

Ansichtzeichnungen zu dem Wettbewerbsentwurf für den Schillerpark
in Berlin von P. Tilsner und Fr. Holenbeck, Düsseldorf.
 
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