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Die Gartenkunst — 10.1908

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Koenig, Hermann: Gartenbauten
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Zahn: Sonderausstellung für Friedhofskunst im Königl. Gewerbemuseum zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0212

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202

DIE GARTENKUNST.

X, 11

bauten ohne jegliches Schielen nach Scheineffekten,
nur den Bedürfnissen der Familie entsprechend er-
baut. Man tat vielleicht ein Übriges und strich sie
in feinem Verständnis für die Wirkung inmitten der
grünen Umgebung mit weißer Farbe, ebenso wohl
auch das Gestühl, aber damit ließ man sichs eben
genügen. —
Heute finden wir die Gartenlauben vielfach in
irgend einen Winkel des Gartens gedrückt und nur
in den einfachen Schrebergärten scheint man wieder
dem gesunden Gedanken, derartige Bauten, als archi-
tektonischen Abschluss des Gartens nach einer Seite
hin zu benutzen, näher zu kommen. —
Wenn durch das Vorhandensein einer Gartenlaube
die Notwendigkeit eines Weges geboten ist, so schaffe
man ihn, breit und bequem direkt auf das Ziel zu-
führend, vor der Laube vielleicht einen größeren, ge-
räumigen Platz, und man versuche sich doch endlich
frei zu machen von der Anschauung, daß breite Wege
und Flächen im Garten störend wirken. Man sollte
viel mehr wie bisher die Platzwirkung vor derartigen
Bauten in Erwägung ziehen und auch bei Wegen ver-
suchen mehr Flächenwirkung zu erzielen Dies ist
aber bei den üblichen Wegen, welche nur ein Meter
breit womöglich noch in den verschiedensten Krüm-
mungen auf das Ziel zuführen, nie berücksichtigt
worden, wie überhaupt nicht im Garten. Daher auch
die vielen überflüssigen Solitairs und dgl., welche ohne
ersichtlichen Grund die Rasenflächen zerstückeln, zu
vermeiden sind.
Unter den verschiedenen Gartenbauten, welche in
unseren modernen Parkanlagen leider nur selten, uns be-
gegnen, sind es die Parkhäuschen, welche in den alten
Parkanlagen regierender Fürstlichkeiten recht oft vor-
kamen. Auch heute sollte man sie viel häufiger anwenden.
Sie sollen in jeder Weise baugewerksmäßig aufgeführt
sein, fest und massiv, mit Fenster, Türen und gutemDach.
— Denn sie sollen ihrer Eigenart entsprechend weniger
täglichem Aufenthalt, als zum Unterschlupf bei schlech-
tem Wetter, in entfernteren Teilen des Parkes dienen.
Oft läßt sich hiermit auch ein Aufbewahrungsort für
Geräte verbinden. Räumlich vergrößert können sie
aber auch zu regelrechten Wohnbauten für Parkwärter
und dgl. dienen. Derartige Parkhäuschen als beherr-
schende Architekturstücke anzuwenden, halte ich für
verfehlt. Sie sollen äußerst einfach und solide sein
und sich in ihrer Anordnung der ganzen Umgebung
möglichst anpassen. In ihrer Umgebung seien unsere
alten Stauden, wie Pappelrosen, Königskerzen u. a.
angepflanzt. Bunte Blumen vor den Fenstern und als
Schirm darüber die Äste und Kronen von alten, ehr-
würdigen Baumriesen. Sie mögen abseits der Haupt-
wege liegen, auch der breite befestigte Zugangs-
weg wäre hier verfehlt, da hier mit einem Fußpfad
über die blumige Wiese, der sich im Laufe der Zeit
durch die Benutzung ergibt, der Zweck erfüllt ist.
Solche Gartenbauten, die zu praktischen Zwecken be-
nutzt werden, sollte man doch jetzt überall allen leeren

Dekorationsstücken vorziehen. Ich denke hier u. a.
an die leider immer noch beliebten „künstlichen
Ruinen“, Birkenholzarchitekturen u. dgl. Aber es gibt
eben leider immer noch Leute, welche derartige Mach-
werke für die Quintessenz künstlerischer Betätigung
in der Gartenarchitektur halten, obgleich man ja auch
auf diesem Gebiete in den letzten Jahren ein gutes
Stück vorwärts gekommen ist.

Sonderausstellung für Friedhofskunst im
Königl. Gewerbemuseum zu Berlin.
Die Sonderausstellung für Friedhofskunst im königl.
Gewerbemuseum zu Berlin hat ihre Pforten geschlossen.
Der zahlreiche Besuch hat den Beweis geliefert, daß
auch diesem Zweig künstlerischer und kunstgewerb-
licher Betätigung Beachtung geschenkt wird und es steht
zu hoffen, daß das dort Gebotene nicht nur während
der Dauer der Ausstellung die Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken imstande war, sondern daß ein nach-
haltiger Einfluß sich geltend mache, daß die Kunst
auf unseren Friedhöfen wiederum ihren Einzug halten
möge. Nichts kann auch uns erwünschter sein, da
wir doch von der künstlerischen Wirkung der Grab-
denkmäler für die Gesamtwirkung des Friedhofes, für
das Bild einzelner Partien kräftigst unterstützt werden.
Es ist daher wohl angebracht, daß auch „Die
Gartenkunst“ dieser Ausstellung gedenkt. Hat auch
dieselbe von einem großen Kreis unserer fern von
Berlin wohnenden Mitglieder nicht besucht werden
können, so war doch wenigstens in den Tagen der
Hauptversammlung hierzu noch Gelegenheit gegeben
durch die Verlängerung bis in die ersten Tage des
August.
Die Anregung zu dieser Ausstellung ging aus von
dem Vorsitzenden der „Wiesbadener Gesellschaft für
bildende Kunst“ Herrn Dr. von Grolmann. Ist uns
auch das Streben, durch Beispiele zu zeigen, wie der
Kunst auf dem Friedhof wiederum Einzug verschafft
werden kann, nicht gänzlich neu — ich erinnere nur
an die Städtebau - Ausstellung in Dresden, an die Aus-
stellung in Nürnberg mit ihren Friedhofsanlagen —, so
ist doch der hier beschrittene Weg der lehrreichere.
In dem ersteren der beiden Teile der Ausstellung,
der im Lichthof des Sammlungsgebäudes Platz ge-
funden hatte, wurde an etwa 400 Abbildungen die
Entwickelung der Grabmalkunst gezeigt. Wir sahen
die antike Stele, die alten Grabmäler, Sarkophage,
Urnen, Tischgräber, Wandgräber in Photographie
und Zeichnung, wir durchwanderten die verschiedenen
Zeitepochen von der Antike, von der altchristlichen
Kunst bis zum Barock und Klassizismus, ja weiter
bis auf das Fleute. Es begegneten uns die verschie-
denen Materialien, Stein, Bronze, Eisen, auch Holz.
Dieser Teil der Ausstellung konnte als Vorbereitung auf
die im Garten neben der Bibliothek befindliche Aus-
 
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