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Die Gartenkunst — 10.1908

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Maasz, Harry: Studie zu einem Gartenstadtplatz
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Geßner, Albert: Wechselwirkung der Bau- und Gartenkunst beim Miethause, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0049

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X, 3

DIE GARTENKUNST.

39

wegen und Plätzen, durch notwendig werdende An-
pflanzung, geschickte Anpassung an die bestehende
örtliche Vegetation dem Gartenstadtbürger zur Erholung
außerhalb seines Anwesens dienen und in ihm die
Liebe zur Heimat wecken und ihm einen intimen Ver-
kehr mit der Vegetation seines Landes ermöglichen.
Unter den bisherigen Verhältnissen ist es nur einem
ganz geringen Teil unserer arbeitenden Bevölkerung
vergönnt, die eigentliche freie Natur ihres Pleimatlandes
richtig kennen zu lernen; es kann daher von einer
Heimatliche im wah-
ren Sinne des Wortes
kaum die Rede sein.
Die schematische
Behandlung der aller-
orts üblichen Straßen-
pflanzungen, die lang-
weilige gerade Straßen-
linie mit ihren gleich-
artigen Baumstämmen
und Kronen müßte fort-
fallen; an ihre Stelle
würde dann das Stra-
ßengrün freier und un-
gezwungener treten,
bald zu Gruppen ver-
eint , bald aus einem
angrenzenden Garten
sich herüberlehnend in
feurigrotem, weißem,
gelbem und rosa Blü-
tenzweigwerk welches
gegen den Jahresschluß
in prächtiger Blattfär-
bung erschimmert.
Und nun der Haus-
garten, der in letzterZeit
so viel umstritten ist.
Hier muß mit allen
nur zu Gebote ste-
henden Mitteln etwas
Mustergültiges ge-
schaffen werden und
der Garten muß eine
besondere Eigenheit durch die Individualität seines Be-
sitzers erhalten. Der Charakter des Wohnhauses muß
mit den gärtnerischen Anlagen soviel als nur mög-
lich im Einklang stehen. Auch würde es sich emp-
fehlen, den von außen sichtbaren Blumenflor der Gärten
in den verschiedenen Straßen in Farbenharmonie zu
halten, so daß in der einen vielleicht die violette Farben-
pracht des Fliedersvorherrscht, der bald vereinzelt, bald
zu dichten Gruppen den Gartenzaun überwächst. In der
anderen vorherrschend der Goldregen und andere gelbe
Strauchblüten, während eine dritte ihren Charakter
durch Schneeball und Rotdorn erhält.
Es sollte die Aufgabe der gärtnerischen Behörde
einer solchen Stadtanlage sein, die Bewohner unent-

geltlich durch Bild und Schrift, auch durch öffentliche
Vorträge zu belehren, damit jeder an seinem Teil zur
Hebung der allgemeinen Schönheit des Ortes beizu-
tragen immer befähigter wird.
Wechselwirkung der Bau- und Gartenkunst beim
Miethause.
Vortrag von A. Qeßner, Architekt, Berlin. (Schluß.)
Es wäre wohl wünschenswert, daß sich beide
Formen herausbildeten und die jetzige Zwischenform
von der Bildfläche ver-
schwände. — Bei dem
breiteren Vorgarten
müßte man dann be-
hördlicherseits gestat-
ten, den Abschluß nach
der Straße — je nach
dem Geschmack des
Erbauers — auch ge-
schlossen, in Gestalt
einer Mauer zu gestal-
ten — was bekannt-
lich jetzt nicht zulässig
ist, während bei dem
schmalen Streifen ja
ein niedriger Schutz
der Bepflanzung ge-
nügt. Der geschlos-
sene Abschluß ist ja
für die Benutzung des
Gartens an der Straße
und infolgedessen auch
seine Unterhaltung so
außerordentlich wich-
tig, und ich brauche
wohl nicht darauf hin-
zuweisen, daß jedes
Bloßzurschaustellen,
wie es durch das
jetzige System bedingt
ist, etwas Unnatür-
liches ist. Wie an-
heimelnd ist eine Mauer
oder ein dichter Holz-
zaun, über den der Wein oder Efeu darüber wegrankt und
uns das Leben der Natur dahinter ahnen läßt. In einem
solchen winzigen Garten wird man sich mit Hecke oder
Buschwerk ringsherum, Rasen und Blumen in der Mitte
begnügen und vermeiden, den gegebenen Raumgedanken
durch Koniferengruppen oder dergleichen zu zerstören.
Bei der Wahl der Pflanzen möchte ich noch unserer
einheimischen Flora das Wort reden, damit auch dem
deutschen Haus der deutsche Garten wieder gegeben
werden kann. Wie man am deutschen Blaus nicht
unnötig ausländische Materialien zu verwenden braucht,
so ist es auch im Garten nicht nötig, die exotische
Pflanze anzuwenden, weil wir sie verwenden können!
Auch hier dürfte der Satz gelten, daß sich in der

Harry Maaß, Stuttgart: Studie zu einem Gartenstadtplatz. Blick C.
 
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