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Die Gartenkunst — 10.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0199

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X, 10

DIE GARTENKUNST.

189

sogar sehr viel weniger würde mehr sein, wenn dieses in
bester Qualität, was Form, Farbe und Ausstattung angeht, ge-
boten werden würde. Hardt.
Wettbewerb Stadtpark Hamburg-Winterhude. — Durch ein
Versehen, das wir lebhaft bedauern, ist in der Berichterstattung
über den Hamburger Wettbewerb ein Irrtum unterlaufen, indem
die Entwürfe von Gartendirektor Kuphaldt und Architekt
Friesendorff in Riga und von W. Petschow in Hamburg ver-
wechselt wurden. Der Seite 142, Heft 8 der Gartenkunst 1908
veröffentlichte Entwurf ist derjenige von W. Petschow, während
die Abbildung auf Seite 190 den Kuphaldt-Friesendorffschen
Entwurf wiedergibt. Bei der Begutachtung wurde an dem
Entwürfe gelobt die Lage des Hauptrestaurants auf dem Ge-
fällsknickpunkt und die Terrassenentwickelung nach dem Teiche
hin, die Verkehrsvermittelung nach der Marie-Louisenstrasse,
die Lage des nach Süden offenen Cafes und die kleinen Spiel-
plätze im Walde. Die Lösung der architektonischen Fragen
gab zu mehreren Bedenken Veranlassung.
Bebauungsplan-Wettbewerb für das Johannistal bei Eisenach.
Einen öffentlichen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen
für die Bebauung des Johannistales schreibt die Stadt Eisenach
mit Frist zum 1. Dezember ds. Js. aus. Wir entnehmen dem
Programm dieser für Architekten und Gartenkünstler hoch-
interessanten Aufgabe, daß die Stadtgemeinde den bisher in
fiskalischem Besitze befindlichen Teil des Johannistales im
Flächeninhalte von ca. 18 ha erworben hat, um das schöne
Waldtal vor der privaten Spekulationsausbeutung zu bewahren.
Zur teilweisen Deckung der nicht unbeträchtlichen Kosten
dieser Erwerbung soll ein Teil des Areals der Bebauung er-
schlossen werden, doch so, daß der Charakter des Waldtales
erhalten bleibt. Die bezüglichen Bestimmungen sind auch schon
in dem Verkaufsvertrag zwischen Stadt und Staat vorgesehen.
Insbesondere ist bestimmt, daß gewisse mit schönem Hoch-
wald bestandene Flächen von der Bebauung ausgeschlossen
bleiben und nur als Waldparkanlagen benutzt werden sollen,
dass nur offene Bebauung mit 10 Meter Abstand zulässig ist,
daß der Blick von der Wartburg nicht durch Bauten gestört
werden darf u. dergl. mehr. Der Platz für ein Denkmal für
den verstorbenen Großherzog ist vorzusehen, Sport- und Spiel-
plätze sind anzulegen.
Verlangt wird: Ein Bebauungsplanentwurf in 1:1000, wozu die
Unterlage gegeben ist, Längen- und Querprofile der projektier-
ten Straßen unter Benutzung der Höhenkurven, Erläuterungs-
bericht und Berechnung der nutzbaren Fläche. Freigestellt
wird die Beigabe von Spezialplänen und Perspektiven, „die bei
der Beurteilung zunächst nicht berücksichtigt werden.“ —
Uns will diese Bestimmung nicht unbedenklich erscheinen.
Wir stehen auf dem Standpunkt, daß für die Beurteilung a us-
schließlich dasjenige Material in Frage kommen darf, wie es
im Programm klar und bestimmt verlangt ist.
An Preisen sind ausgesetzt drei Preise zu 2500.—, 1200.—
und 600.— Mk. Zwei weitere Entwürfe werden zu 250.— Mk.
angekauft. Dem Preisgericht gehören an: Landesbaurat Prof.
Th. Goecke, Berlin, Prof. P. Schultze-Naumburg, Saaleck, Garten-
baudirektor Bertram, Dresden, Stadtbaurat Kreuter, Würzburg,
Landbaumeister Baurat Weise, Oberbürgermeister Schmieder,
Stadtbaudirektor Koehler, Justizrat Dr. Wernick und Architekt
Freitag in Eisenach. Eine Verpflichtung zur Ausführung eines
der preisgekrönten oder angekauften Entwürfe wird nicht
übernommen, die Bearbeitung des Ausführungsplans bleibt dem
Stadtbauamt Vorbehalten.
Die Unterlagen sind gegen Zahlung von 6 Mark vom
Gemeindevorstand der Stadt Eisenach zu beziehen. H.

Bücherschau.
„Der Friedhof und seine Kunst“ so lautet der Titel eines
soeben im Verlage von Borntraeger erschienenen, gut ausge-
statteten Buches. Der Verfasser ist Herr Georg Hannig-Stettin.

Es mag zeitgemäß sein über „den Friedhof“ zu schreiben,
hat doch die Gestaltung des Friedhofes in den letzten Jahren
mancherlei Wandlungen erfahren und wird auch fernerhin
noch mancherlei Wandlungen erfahren müssen. Es sind auch
heute die Ansichten über die Gestaltung der Friedhöfe durch-
aus noch nicht geklärt. Das Buch versucht zur Klärung dieser
Fragen beizutragen.
Mit großem Interesse vertiefte ich mich deshalb in den
Inhalt des Buches, enttäuscht legte ich es später aus der Hand.
Es ist wirklich schade, daß der Verfasser der an sich
dankenswerten Aufgabe nicht besser gerecht wird. Der Schrift
haften mancherlei Mängel an, die das Gute und Richtige allzu
sehr überwuchern. Die Sprache des Buches ist nicht edel
und gut. So unklar ist zuweilen die Satzbildung, daß ich
manchen Satz wiederholen mußte, um das Gesagte zu ver-
stehen. Mancherlei Ausdrücke und Redewendungen werden
gebraucht, die, gelinde gesagt, unschön sind. So wird ge-
sprochen von den Bänken, die der gegenüberliegenden
Kutscherkneipe entliehen sind, von deren Zusammen-
klappbar k eit, von der G r ab-Ausgeb urt, von dem
Quadrat, das z. Zt. in der Kunst Trumpf ist, von dem
Vertiefen in diese durchaus nicht an der Oberfläche
liegende Kunst etc. Auch kann sich der Verfasser der
Übertreibungen und Phrasen leider nicht enthalten, wenngleich
er in der Einleitung ausdrücklich versichert, „daß er auf alle
schönen Phrasen, die billig wie Brombeeren“ sind, verzichtet.
Doch das alles möchte ich mit einigen wenigen Stich-
proben beweisen. Im Vorwort, Absatz 3 ist wörtlich zu lesen;
„Mancher der angeführten Gegenstände wird demjenigen
Gartenkünstler, der mit Friedhöfen nicht in geschäftliche
Berührung kommt, als nicht beachtenswert erscheinen.
Ich weise jedoch darauf hin, dass viele der genannten
Dinge im Garten und Park ebenso vorkommen, wie auf Fried-
höfen. Aber auch scheinbar recht fern liegende Themata
lassen sich unter einei' gewissen Umformung der Nutz-
anwendung sehr wohl im Park und Garten verwerten.“
Jeder weitere Kommentar scheint mir hier überflüssig.
Leider ist diese Art der Redeweise typisch für das ganze
Werk.
Wenn dann im ersten Absatz der Einleitung gesagt wird:
„Nachdem Jahrhunderte hindurch nicht das geringste
geschehen war, um auf Friedhöfen in ästhetischer Beziehung
irgend welche Erfolge zu erzielen, hat sich endlich fast
überall eine kunstsinnige Auffassung Geltung zu schaffen
versucht“, so könnte man dagegen sagen, „das ist eine zwei-
fache starke Übertreibung!“ In derselben Schrift wird dies
auch an anderer Stelle, vielleicht unbeabsichtigt, zugegeben und
zwar bei den Ausführungen Bauers. Der berühmte Johannis-
friedhof in Nürnberg und der alte Teil des Frankfurterjuden-
friedhofes beweisen klar, wie frühere Zeit eine sehr hoch
entwickelte Friedhofkunst kannte. Die jetzt fast überall
geltende oder sich anbahnende kunstsinnigere Auffassung
der Jetztzeit, sucht selbst der Verfasser „fast überall“ ver-
gebens auf dem Friedhof. In derselben Einleitung über „den
Friedhof und seine Kunst“ kommen dann wohlgemeinte Be-
merkungen über „die in dienstlicher Eigenschaft Backpflaumen
und Johannisbeerwein fabrizierenden ehemaligen Wildparker“.
Wozu solche geschmacklose Abschweifungen, wenn man knapp
und klar bleiben will, wie der Verfasser doch beabsichtigt.
Gleich zu Anfang der Schrift scheidet der Autor die
Friedhof-Anlagen in geometrische, architektonische und land-
schaftliche in ähnlicher Weise wie Willy Lange seine Gärten.
Schon Langes Erklärung dieser Begriffe schien mir nicht
glücklich und klar zu sein. Weit unklarer und unzulänglicher
sind diese Begriffe im vorliegenden Werke. An einem Bei-
spiel mag der Leser die Probe machen.
Das Buch sagt: „Unter landschaftlicher Einteilung endlich
ist zu verstehen, daß ein Friedhof derart angelegt ist, daß das
Park- oder Waldmotiv das vorherrschende ist oder mit anderen
Worten, daß die Pflanzen in ihm dominieren und dem Ganzen
den Stempel aufdrücken.“ Abgesehen von der sehr schlechten
 
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