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DIE GARTENKUNST.
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Gegen die Innenanlage könnte nun ein ästhetisches
Bedenken erhoben werden und wird tatsächlich auch
ein praktisches Bedenken eingewendet. Ersteres be-
trifft den vermeintlich ungünstigen Anblick der Hof-
bebauung; da aber die hintere Bauflucht keine , tiefen
Seitenflügel oder gar Hinterhäuser mehr aufkommen
lassen könnte, würden diese Bedenken lediglich die
Hinterfronten oder an der Straße erbauten Häuser
treffen. Diese aber in einfacher Weise durchzubilden,
dürfte ohne erheblichen Kostenaufwand möglich sein.
Der meist schon an der Vorderfront entbehrliche
Prunk ist wirklich nicht nötig, wie die fast nüchternen
Wandungen so mancher Pariser Boulevards zeigen, die
darum doch nicht das Straßenbild schädigen. Auch
empfiehlt es sich nicht, mit der Bepflanzung so dicht
an die Häuserreihen heranzutreten. Ein Hof sollte
stets dazwischen bleiben, u. a. auch noch ein
Hausgärtchen. Dann kann der Innengarten
mit höheren, die Häuser etwas verdeckenden
Baumkronen, geschorenen Hecken, Strauch-
gruppen abgegrenzt werden. Das andere Be-
denken scheint schwerer zu wiegen — es be-
trifft die bereits vorhin gestreifte Furcht vor
dem Lärm der Kinder im geschlossenen Ringe.
Doch kann hier der Lärm nicht größer sein
als auf der Straße, wenn nur der innere Raum
weit genug bemessen wird. Freilich wären
wirkliche Wohnstraßen, die an den Enden
gegen den Verkehr für gewöhnlich abgesperrt
werden könnten, vielleicht zum Kinderspiel
noch vorzuziehen. Derartige Anlagen dürften
aber nur für Einfamilienhäuser und darum in
der Großstadt kaum ausführbar sein.
Zum Schlüsse, meine Herren, möchte ich
auch auf eine Zukunftsaufgabe kurz hin-
weisen, auf die Schaffung eines grünen Gür-
tels um die ganze Stadt herum. Glücklich
zu preisen sind die Städte, die ihre früheren
Wallanlagen dazu umgeschaffen haben. Leider
folgen heute entfestigte Städte nicht immer diesen
Vorbildern. So sind noch in neuester Zeit in
Spandau, Stettin und gar Posen — in Königsberg
i. Pr. scheint man dasselbe tun zu wollen — die
Festungswerke zum größten Teile glatt rasiert und
einer Dutzendbebauung zugeführt worden. Wie viel
Schönes hätte sich nicht mit Benutzung der Basteien
und Gräben schon für die Bebauung erreichen lassen,
geschweige denn wie viel Zweckmäßiges und Schönes
zugleich durch Grünanlagen zur Stillung des Großstadt-
hungers nach der Natur! Ein grüner Gesundheits-
gürtel, wie ihn jetzt Wien zu schaffen gedenkt, und
ihn die nordamerikanischen Großstädte durchweg schon
haben — durch Verbindung der öffentlichen Garten-
plätze und Parkanlagen, der der Bevölkerung geöffneten
Hospital- und Schloßgärten, der Friedhöfe mit den
vorhin besprochenen Parkstraßen.
Wettbewerb Schillerpark Berlin.
Im Nordosten Berlins, unweit der Reinickendorfer
Grenze, ist auf einem bald von der weiter fortschreitenden
Bebauung umschlossenen Gelände ein echtes märkisches
Landschaftsbild, Wenigstens soweit die Bodenformation
in Frage kommt, erhalten. Märkischer Sand, Streu-
sand von bester Beschaffenheit, liegt hier in mächtiger
Schicht, bildet eine, stark gewellte Oberfläche, läßt
deutlich den Verlauf von Dünen erkennen. Hier soll
ein Park erstehen, ein Volkspark im wahren Sinne des
Wortes, ein Denkmal gleichzeitig dem Dichterfürsten,
dessen Namen er trägt. 105 Bewerber hatten ihre Ge-
staltungsansichten dem Papier anvertraut und dem
Preisgericht zur Begutachtung vorgelegt. Das Ergeb-
nis ist bereits in dem Juniheft bekannt gegeben. Aus
den Bedingungen des Ausschreibens ist als bemerkens-
wert hervorzuheben: Die Gesamtkosten dürfen aus-
schließlich etwaiger Gebäude 660 OOO Mark nicht über-
steigen. Das Parkgelände liegt in bevölkerungsreicher
Gegend, umschlossen von bisher nicht regulierten Straßen,
an denen fünfgeschossige Reihenhäuser gebaut werden.
Öffentliche oder sonst beachtenswerte Baulichkeiten
sind darunter nicht vorgesehen.
Das Parkgelände ist 25 ha groß und in seinem Süd-
lichen Teil von zwei dünenartig gestalteten Sandwellen
durchzogen, deren Hauptkuppen möglichst erhalten
werden sollen. Die das Gelände durchschneidende
Barfußstraße soll bestehen bleiben und für leichtes
Gefährt als Fahrstraße ausgebaut werden. Weitere
Fahrstraßen im Park sind nicht in Aussicht zu nehmen.
Der größte Teil der Fläche hat unfruchtbaren Boden,
nur die südliche Ebene hat Ackerbodenschicht und ist
in Kultur. Aufwuchs ist nirgends vorhanden. Von
dem in nächster Nähe befindlichen Müllabladeplatze
Rückseitige Baufluchtlinie in Heerdt-Oberkassel.
DIE GARTENKUNST.
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Gegen die Innenanlage könnte nun ein ästhetisches
Bedenken erhoben werden und wird tatsächlich auch
ein praktisches Bedenken eingewendet. Ersteres be-
trifft den vermeintlich ungünstigen Anblick der Hof-
bebauung; da aber die hintere Bauflucht keine , tiefen
Seitenflügel oder gar Hinterhäuser mehr aufkommen
lassen könnte, würden diese Bedenken lediglich die
Hinterfronten oder an der Straße erbauten Häuser
treffen. Diese aber in einfacher Weise durchzubilden,
dürfte ohne erheblichen Kostenaufwand möglich sein.
Der meist schon an der Vorderfront entbehrliche
Prunk ist wirklich nicht nötig, wie die fast nüchternen
Wandungen so mancher Pariser Boulevards zeigen, die
darum doch nicht das Straßenbild schädigen. Auch
empfiehlt es sich nicht, mit der Bepflanzung so dicht
an die Häuserreihen heranzutreten. Ein Hof sollte
stets dazwischen bleiben, u. a. auch noch ein
Hausgärtchen. Dann kann der Innengarten
mit höheren, die Häuser etwas verdeckenden
Baumkronen, geschorenen Hecken, Strauch-
gruppen abgegrenzt werden. Das andere Be-
denken scheint schwerer zu wiegen — es be-
trifft die bereits vorhin gestreifte Furcht vor
dem Lärm der Kinder im geschlossenen Ringe.
Doch kann hier der Lärm nicht größer sein
als auf der Straße, wenn nur der innere Raum
weit genug bemessen wird. Freilich wären
wirkliche Wohnstraßen, die an den Enden
gegen den Verkehr für gewöhnlich abgesperrt
werden könnten, vielleicht zum Kinderspiel
noch vorzuziehen. Derartige Anlagen dürften
aber nur für Einfamilienhäuser und darum in
der Großstadt kaum ausführbar sein.
Zum Schlüsse, meine Herren, möchte ich
auch auf eine Zukunftsaufgabe kurz hin-
weisen, auf die Schaffung eines grünen Gür-
tels um die ganze Stadt herum. Glücklich
zu preisen sind die Städte, die ihre früheren
Wallanlagen dazu umgeschaffen haben. Leider
folgen heute entfestigte Städte nicht immer diesen
Vorbildern. So sind noch in neuester Zeit in
Spandau, Stettin und gar Posen — in Königsberg
i. Pr. scheint man dasselbe tun zu wollen — die
Festungswerke zum größten Teile glatt rasiert und
einer Dutzendbebauung zugeführt worden. Wie viel
Schönes hätte sich nicht mit Benutzung der Basteien
und Gräben schon für die Bebauung erreichen lassen,
geschweige denn wie viel Zweckmäßiges und Schönes
zugleich durch Grünanlagen zur Stillung des Großstadt-
hungers nach der Natur! Ein grüner Gesundheits-
gürtel, wie ihn jetzt Wien zu schaffen gedenkt, und
ihn die nordamerikanischen Großstädte durchweg schon
haben — durch Verbindung der öffentlichen Garten-
plätze und Parkanlagen, der der Bevölkerung geöffneten
Hospital- und Schloßgärten, der Friedhöfe mit den
vorhin besprochenen Parkstraßen.
Wettbewerb Schillerpark Berlin.
Im Nordosten Berlins, unweit der Reinickendorfer
Grenze, ist auf einem bald von der weiter fortschreitenden
Bebauung umschlossenen Gelände ein echtes märkisches
Landschaftsbild, Wenigstens soweit die Bodenformation
in Frage kommt, erhalten. Märkischer Sand, Streu-
sand von bester Beschaffenheit, liegt hier in mächtiger
Schicht, bildet eine, stark gewellte Oberfläche, läßt
deutlich den Verlauf von Dünen erkennen. Hier soll
ein Park erstehen, ein Volkspark im wahren Sinne des
Wortes, ein Denkmal gleichzeitig dem Dichterfürsten,
dessen Namen er trägt. 105 Bewerber hatten ihre Ge-
staltungsansichten dem Papier anvertraut und dem
Preisgericht zur Begutachtung vorgelegt. Das Ergeb-
nis ist bereits in dem Juniheft bekannt gegeben. Aus
den Bedingungen des Ausschreibens ist als bemerkens-
wert hervorzuheben: Die Gesamtkosten dürfen aus-
schließlich etwaiger Gebäude 660 OOO Mark nicht über-
steigen. Das Parkgelände liegt in bevölkerungsreicher
Gegend, umschlossen von bisher nicht regulierten Straßen,
an denen fünfgeschossige Reihenhäuser gebaut werden.
Öffentliche oder sonst beachtenswerte Baulichkeiten
sind darunter nicht vorgesehen.
Das Parkgelände ist 25 ha groß und in seinem Süd-
lichen Teil von zwei dünenartig gestalteten Sandwellen
durchzogen, deren Hauptkuppen möglichst erhalten
werden sollen. Die das Gelände durchschneidende
Barfußstraße soll bestehen bleiben und für leichtes
Gefährt als Fahrstraße ausgebaut werden. Weitere
Fahrstraßen im Park sind nicht in Aussicht zu nehmen.
Der größte Teil der Fläche hat unfruchtbaren Boden,
nur die südliche Ebene hat Ackerbodenschicht und ist
in Kultur. Aufwuchs ist nirgends vorhanden. Von
dem in nächster Nähe befindlichen Müllabladeplatze
Rückseitige Baufluchtlinie in Heerdt-Oberkassel.