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Die Gartenkunst — 10.1908

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Schädlich, Paul: Nordmarkt - Dortmund
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0096

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86

DIE GARTENKUNST.

X, 5

5. Im Wettbewerbsprogramm ist ausdrücklich eine
„gärtnerische Umgestaltung“ des jetzt vorhandenen
Spielplatzes gefordert. Ein großer, teilweise schattiger Kies-
platz wäre kaum akzeptiert worden.
Alles das veranlaßte mich, das Spielplatzprojekt fallen zu
lassen und den Platz so zu gestalten, wie er in Nr. 6 abge-
bildet ist. Das als Beispiel einer guten Gestaltung von
von Engelhardt angezogene Projekt „Bergarbeiter“ läßt
nicht recht die hervorgehobenen Vorteile erkennen. Die
niedere Hecke bildet keinen Schutz gegen den Staub. Man
lese den Artikel „Öffentliche Gärten und Parkanlagen mit
Randbebauung“ von Landesbaurat Go eck e (Städtebau, V. Jahr-
gang, 1. Heft). Was dort über Staubplage, Schneewehen und
sengende Sonnenhitze gesagt ist, paßt ohne weiteres auch auf
diesen Platz.
Wird der Rasen zum Spiel freigegeben, ich entnehme
dies aus E'n'gelh a r d t s Ausführungen, so geht er unter den
vielen Füßen schnell zugrunde. Man denke an Fußballspiel.
Niemals kann im Flerzen Dortmunds eine Spielwiese ge-
schaffen werden. Die an und unter dem Gebäude Sitzenden
haben vor den kleinen Schreihälsen keine ruhige Minute.
Werden Bänke im Schatten, also seitlich unter den Bäumen
erstellt, so flutet um die Sitzenden stetig der Verkehr und der
Staub. Auch für schattige Kühle ist nicht gesorgt.
Nehmen wir an, daß der Rasen als Schmuckteil dienen
soll, so zeigt der O1 d e m e ye r sehe Platz eine ähnliche Ge-
staltung wie die alten französischen Gartenhöfe. Dazu gehört
aber auf der übertrieben großen unteren Grasfläche das da-
malige bunte festliche Treiben.
Aber hier soll der Platz zur Erholung der Arbeiter dienen.
Und diese meist müden und ermatteten Menschen führt
Herr Oldemeyer über 30 Stufen. Welche Ironie, Herr
von Engelhardt nennt das Selbstverständlichkeit!
Frisches Rasengrün müßte die Wirkung des niederen
Gebäudes unterstützen, fehlt aber. Auf der von Staub be-
deckten weiten grauen Fläche kommt das Gebäude nicht zur
Geltung und verliert auch noch durch die sich dahinter er-
hebenden Bäume; besonders wenn das rote Dach durch den
Tropfenfall erst grün und die Wandungen grau geworden sind.
Und gerade in dem Kontraste der weißen Balustrade und
Gebäudewände und des roten Daches mit dem Grün liegt die
Stärke des Entwurfes. Herr von Engelhardt hat recht,
daß viele früher gültige und gute Formen nicht mehr in unsere
Zeit passen. Ein markantes Beispiel ist eben dieses.
Das Platzinnere des „Was ich will“ Entwurfes ist durch
die durch Mauer und Bäume gebildete Wand vor Staub und
Wind geschützt und zu einem Erholungsplatz, ähnlich dem
englischen Square, umgestaltet worden. Auch der Straßenlärm
ist gedämpft. Der Platz liegt als Einheit, als Bauwerk für
sich, in einem Baumgürtel, den ich im Süden und Norden noch
verstärkte. Er soll als öffentliche Schmuckanlage auch den
Anwohnern Ersatz für die ihnen fehlenden Gärten bieten.
Eine reichliche Gliederung war deshalb notwendig; sie bietet
Abwechslung, auch kann man sich besser ergehen. Die vier
Diagonalwege trennen die vier Eckspielplätze vom inneren
Platz und vom Durchgangsverkehr. Reichlicher Blumenschmuck
ist angebracht, Bassins gebaut, mit Laufbrunnen. Der Platz
ist eben so gestaltet, daß Dortmunds Arbeiter sich wieder an
Gartenleben gewöhnen. Und wie viel Freude und Genuß
bietet solch ein Platz. Professor Schu 1 tze-Naumburg sagt
in Band 2 der Kulturarbeiten: „Gerade der Verkehr mit dem
stillsten Kinde der Natur, der Pflanze, könnte dem aufgeregten
und unruhigen Menschen des 20. Jahrhunderts von Nutzen
sein.“ Dies Wort .ist hier doch recht am Platze und ich be-
finde mich in guter Gesellschaft. Der Gartenplatz ist eben ein
Stück Volkshygiene. Ich habe versucht, für die neue Zeit, die
sich nicht zum wenigsten darin äußert, edle eingeschlummerte
Triebe der Volksseele zu wecken, eine passende Ausdrucks-
form zu finden.
Herr von Engelhardt geht mit seinen weiteren Aus-
ührungen von einer falschen Voraussetzung aus. Die Pergola,

reichlicher Blumenschmuck und Gliederung gehören nach seiner
Meinung in den Hausgarten. Ergo: mein Platz ist ein Haus-
garten. Ich stelle mir halt aber einen Hausgarten anders vor
als Engelhardt.
Die einzelnen Platzteile stehen in engstem Zusammenhang
untereinander, ausgenommen die großen Eckspielplätze, die
mit Sand und Turngeräten ausgestattet und von den Brunnen-
plätzen durch brusthohe Mauern getrennt sind. Die Bäume
auf den Spielplätzen sollen nach und nach entfernt werden,
damit die Sonne diese Orte erwärmen und erhellen kann.
Reiche Gliederung ist ein Wesenszug eines Gartenplatzes und
geeignet, dem Volke die Gartenliebe zur Gewohnheit werden
zu lassen.
Herr von Engelhardt sagt, eine Pergola gehöre in
einen Hausgarten, nicht auf einen Platz. Die alten italienischen
Baumeister müssen höchst unkluge Männer gewesen sein, sonst
hätten sie das gewußt und Pergolas nicht in Palastgärten und
auf Plätzen angebracht. Ob Bruno Schmitz das bei seinem
Mannheimer Friedrichsplatz auch nicht gewußt hat? Aller-
dings sind die Säulen dort nicht so stark wie bei mir. Aber
von Engelhardt kommt es ja selbst nicht so sehr auf die
Stärke der Säulen als auf die unrichtige Verwendung des
Pergolamotives an. Daß die Anmut des Motives nicht zerstört
wurde, zeigt doch gerade das Bild.
Gurlitt sagt in seinem Werkchen über Baukunst, Seite 56
folgendes - „Daß die beiden Fluchten zweier sich kreuzender
Straßen streng in einer Linie liegen müssen, will die Gerechtig-
keit des Lineals; wie nun, wenn man die Linien um ein paar
Meter verschöbe, so daß jede Ecke in wenigstens eine Straße
um diese Zahl von Metern vorragte.“ Was hier für die Ge-
staltung der Straßen gilt, ist noch bedeutungsvoller für den
Gartenbau. Unsere modernen Gärtner haben aber schon
wieder Lineale geschluckt; eine Bassinecke in die Mitte eines
Weges gerückt, wird störend empfunden. Die Bassinecken
sollen bei meinem großen Brunnen architektonisch ausgebildet
werden. Stehen die Eckpfeiler nur 25 cm vor den Wandungen,
so können letztere nie einen störenden Einfluß ausüben. Die
beiden Reihen niederer Bäume (Rotdorn oder Akazien) und
die große Linde beschatten überdies den Bassinrand und
würden durch ihren Schattenwurf das „verlorene Gleichgewicht“
der Massen wieder herstellen.
Nur nüchternes klares Überlegen und strengste Sachlich-
keit läßt uns nicht in eine neue Schablone verfallen. Eine
sehr sorgfältige Prüfung der zu besprechenden Entwürfe kann
und muß verlangt werden. Paul Schädlich, Zürich.

Verschiedene Mitteilungen.

Bericht über die Verwaltung der Stadt Aachen in der Zeit
vom 1. April 1897 bis 31. März 1906. „Die umfangreiche Aus-
gestaltung, die die städtische Verwaltung im Laufe der Jahre
erfahren hat, ließ die Zusammenstellung und Veröffentlichung
eines Verwaltungsberichtes erwünscht erscheinen, welcher einen
mehrjährigen Zeitraum umfaßt und damit die Entwickelung
und Wirksamkeit der Verwaltung anschaulicher als es in einem
sich nur auf ein Jahr erstreckenden Berichte möglich ist, zur
Vorstellung bringt.“ .
Mit diesen Worten leitet Oberbürgermeister Veltman
einen Ende vorigen Jahres der Öffentlichkeit übergebenen Be-
richt über die Verwaltung der Stadt Aachen in den Jahren
1897 — 1906 ein. Bei seinem Studium muß man ohne weiteres
zugeben, daß das, was in den einleitenden Worten gesagt ist,
sehr zutreffend ist, und es wäre zu wünschen, daß auch andere
Verwaltungen dem Aachener Beispiel folgen möchten oder
wenn es nicht der Fall sein sollte, daß das Aachener Beispiel
den Vorstand der D. G. f. G. veranlassen möchte, die zu den
Mitgliedern der Gesellschaft gehörenden Vorstände städtischer
 
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