X, 11
DIE GARTENKUNST.
195
wirken. Nach dieser Richtung
konnte aber nicht viel heraus-
kommen, einmal weil die Fläche
verhältnismäßig beschränkt war und
nur einen schmalen Streifen bildete,
dann aber auch weil die gärtne-
rische Ausstattung auf dem gleichen
unbefriedigenden Niveau stand, wie
in den meisten übrigen Teilen der
Ausstellung.
Wenn also festgestellt werden
mußte, daß die diesjährige Darm-
städter Ausstellung in bezug auf
den Garten und seine künstleri-
sche Gestaltung keinen Fortschritt
bedeutet, so mag das für künftige
ähnliche Unternehmungen eine
Mahnung sein, die Gartenausstat-
tung nicht so gar nebensächlich
zu behandeln, sondern ihr von
vornherein die nötige Rücksicht-
nahme einzuräumen. Ein Garten
— auch der allerkleinste — läßt
sich nicht im letzten Augenblicke
aus dem Ärmel schütteln. Er bedarf sorgsamer Vor-
bereitung und beansprucht mindestens ebenso viele
liebevolle und hingebende Arbeit, wie ein behaglicher
Innenraum. Mit der oberflächlichen Art, die in Darmstadt
dieses Mal zutage getreten ist und die recht treffend
die bekannte Auffassung illustriert: Das bißchen Garten
wird uns der Gärtner schon noch schnell machen,
wenn alles andere besorgt ist — ist es nicht getan.
und geistige Leben übergehen und fortwährend in das-
selbe eingreifen.
Völlig unabhängig vom Drang und Forscumigs-
trieb des im Streben nach Erkenntnis auf dem Wege
naturwissenschaftlichen Einzelstudiums wandelnden
Detailbeobachters steht die jedem für alle Eindrücke
des Edlen und Schönen empfänglichen Gemüt eigene
Aufnahmefähigkeit — für Eindrücke nämlich, welche
die Größe und Erhabenheit, die Anmut und Lieblich-
Japans Pflanzenwelt und
Gartenkunst.
Von
Major a. D. Prestele, Wolfratshausen.
Die Pflanzenwelt darf nicht
bloß in ihrer Beziehung zum räum-
lichen Weltall, zu ihrer belebten
und unbelebten Umgebung be-
trachtet, sie muß auch in ihrer
Wirkung auf Körper und Geist
der Einzelnen und durch diese auf
ganze Völker aufgefaßt werden.
Alle Erscheinungen der Natur wir-
ken in bald derb auffälliger, bald
geheimnisvoll feiner Weise, sowohl
physiologisch wie psychologisch
erkennbar, auf Wesen und Hand-
lungen des Menschen. Diese Ein-
flüsse und Wirkungen der „Um-
welt“ ruhen nicht als tote Spuren
im Organismus, die Erfahrung
lehrt, wie sie in das körperliche
Prof. Albin Müller: Garten auf der Hessischen Landesausstellung 1908. Ansichten.
DIE GARTENKUNST.
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wirken. Nach dieser Richtung
konnte aber nicht viel heraus-
kommen, einmal weil die Fläche
verhältnismäßig beschränkt war und
nur einen schmalen Streifen bildete,
dann aber auch weil die gärtne-
rische Ausstattung auf dem gleichen
unbefriedigenden Niveau stand, wie
in den meisten übrigen Teilen der
Ausstellung.
Wenn also festgestellt werden
mußte, daß die diesjährige Darm-
städter Ausstellung in bezug auf
den Garten und seine künstleri-
sche Gestaltung keinen Fortschritt
bedeutet, so mag das für künftige
ähnliche Unternehmungen eine
Mahnung sein, die Gartenausstat-
tung nicht so gar nebensächlich
zu behandeln, sondern ihr von
vornherein die nötige Rücksicht-
nahme einzuräumen. Ein Garten
— auch der allerkleinste — läßt
sich nicht im letzten Augenblicke
aus dem Ärmel schütteln. Er bedarf sorgsamer Vor-
bereitung und beansprucht mindestens ebenso viele
liebevolle und hingebende Arbeit, wie ein behaglicher
Innenraum. Mit der oberflächlichen Art, die in Darmstadt
dieses Mal zutage getreten ist und die recht treffend
die bekannte Auffassung illustriert: Das bißchen Garten
wird uns der Gärtner schon noch schnell machen,
wenn alles andere besorgt ist — ist es nicht getan.
und geistige Leben übergehen und fortwährend in das-
selbe eingreifen.
Völlig unabhängig vom Drang und Forscumigs-
trieb des im Streben nach Erkenntnis auf dem Wege
naturwissenschaftlichen Einzelstudiums wandelnden
Detailbeobachters steht die jedem für alle Eindrücke
des Edlen und Schönen empfänglichen Gemüt eigene
Aufnahmefähigkeit — für Eindrücke nämlich, welche
die Größe und Erhabenheit, die Anmut und Lieblich-
Japans Pflanzenwelt und
Gartenkunst.
Von
Major a. D. Prestele, Wolfratshausen.
Die Pflanzenwelt darf nicht
bloß in ihrer Beziehung zum räum-
lichen Weltall, zu ihrer belebten
und unbelebten Umgebung be-
trachtet, sie muß auch in ihrer
Wirkung auf Körper und Geist
der Einzelnen und durch diese auf
ganze Völker aufgefaßt werden.
Alle Erscheinungen der Natur wir-
ken in bald derb auffälliger, bald
geheimnisvoll feiner Weise, sowohl
physiologisch wie psychologisch
erkennbar, auf Wesen und Hand-
lungen des Menschen. Diese Ein-
flüsse und Wirkungen der „Um-
welt“ ruhen nicht als tote Spuren
im Organismus, die Erfahrung
lehrt, wie sie in das körperliche
Prof. Albin Müller: Garten auf der Hessischen Landesausstellung 1908. Ansichten.