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Die Gartenkunst — 10.1908

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Pudor, Heinrich: Die Blumenkunst Japans, [2]
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Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0118

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103

DIE GARTENKUNST.

X, 6

Das Zeremoniell gibt genau an, wie der Besucher
Platz zu nehmen hat, worauf er zuerst das Auge zu
richten hat, wie er sein Gefallen aussprechen muß usw.
Hängende Arrangements müssen stehend angesehen
werden. Wenn zwei Kakemonos aufgehangen sind,
wird eine einzelne Blumenvase auf Ständer oder Tischen
zwischen sie gestellt, bei drei Kakemonos zwei Vasen
in die Zwischenräume, bei vier Kakemonos drei Vasen.
Ist nur ein Kakemono vorhanden, so muß die Blumen-
komposition falls jenes lang ist, niedrig, und falls jenes
breit ist und niedrig, diese hoch und üppig sein. Es
kommt also alles darauf an, daß nicht die Blumen-
komposition an sich, nicht nur diese zusammen mit
der Vase und dem Untergestell, sondern dies alles zu-
sammen mit dem aufgehängten Bilde eine vollkommene
Harmonie ergibt. Die Blumen dürfen dabei nicht
wesentliche Teile des Bildes, wie die Signatur, ver-
decken.
Das Anschauen des Kakemono geht nun in folgen-
der Weise vor sich: man stellt sich drei Fuß entfernt
von der Blumenvase auf, läßt sich nieder und legt eine
Hand auf das Knie, die andere auf den Boden. Darauf
richtet man zuerst auf das Kakemono den Blick. Sind
drei Kakemonos. aufgehangen, so wird zuerst das
mittlere, dann das linke, endlich das rechte angeschaut.
Darauf sagt man ein Wort der Befriedigung. Nun
wird die Blumenkomposition für sich in Augenschein
genommen und zwar erst die Shinlinie (Zentralachse),
dann nach und nach der rechte und darnach der linke
Teil und zwar von oben nach unten. Dabei darf man
den Blumen. sich nicht nähern und muß die Bewunde-
rung in ruhigen, einfachen Worten aussprechen. Zu-
erst rühmt man die Farbe. Die Ausdrücke, deren man
sich bedient, sind traditionell für jede Art von Blumen
und Farben festgesetzt. Es ist verboten, während
dieser. Zeremonie einen Fächer in der Hand zu halten.
Oft wird ein Gast aufgefordert, ex tempore eine
Blumenkomposition zu entwerfen. Der Wirt gibt ihm
dann eine.Vase,- Blumen und die nötigen Utensilien.
Der Gast darf nicht nach mehr fragen; ist er fertig,
bittet er die anderen Gäste, seine Komposition in
Augenschein zu nehmen, wobei er sich wegen ihrer
Mangelhaftigkeit entschuldigt, während der Wirt sagt,
die Komposition stelle alles, was man wünschen könne,
dar. Es. ist übrigens in solchen Fällen üblich, nur
ganz einfache Arrangements zu machen.
Falls sehr hohe Gäste erwartet werden, wird ein
Kakemono, eine Statuette, ein Parfümräucherwerk und
eine Blumenkomposition aufgestellt. Das ganze heißt
Mitsu Gusoku.
Um nun den Blumen im Gefäß den gewünschten
Halt und Stellung zu geben, bedient man sich kleiner
Hölzer, Kubari genannt, meist in Zylinderform mit
einem langen Schlitz, in den die Stengel eingekniffen
werden. Diese Kubari werden dicht unter der Wasser-
oberfläche befestigt und dürfen nicht sichtbar sein.
Es gibt auch siebartige Metallscheiben mit Löchern
von verschiedener Weite, ferner Bambusringe oder Näpf-

chen, in die mit Hilfe von Kiesel und Sand die Zweige
eingestellt werden, ferner scherenförmige, messerartige,
krebsscherenartige Kubaris aus Metall, welche wesent-
lich durch ihr Gewicht im Wasser zu wirken be-
rufen sind.
Die wichtigste Regel, die wir bei Betrachtung der
japanischen Blumenkomposition haben finden können,
ist die folgende: das ganze Arrangement und jeder
Stengel muß so gerichtet sein, als ob sie in eben dieser
Weise auf eben diesem Platze in der Natur gewachsen
wären. Diese Regel darf freilich dann nur Geltung
beanspruchen, wenn man alle anderen vorher angeführ-
ten außerdem berücksichtigt und wenn man daran
denkt, daß es auch in der Natur Ausnahmen, das
heißt in ästhetischem Sinne fehlerhafte Exemplare gibt,
die die künstlerische Hand korrigieren muß.

Wettbewerbe.
Schlußwort zum Nordmarkt-Dortmund. Die Entgegnung
des Herrn Schädlich auf meinen Artikel zeigt, daß er mich
nicht nur mißverstanden hat, sondern mir auch zahlreiche Be-
hauptungen unterschiebt, die ich nicht aufgestellt habe. Für
die Schlußfolgerungen, die er aus diesen ersonnenen Behaup-
tungen ableitet, macht er mich verantwortlich. Wer mit solchen
Waffen angreift, wird auf einen ernsten Meinungsaustausch
nicht rechnen können. Die gewählte Kampfesweise hat den
großen Vorteil, daß sie nur einmal angewandt zu werden
braucht, um den Gegner los zu werden. Es fällt mir nicht
schwer, unter diesen Umständen mich als „Besiegter" zurück-
zuziehen, ja sogar die Flucht zu ergreifen.
Frhr. von Engelhardt.
Wettbewerb Stadtpark Lehe. Auf Grund des Urteils desPreis-
gerichtes erhielten den I. Preis (Mk. 1000.—) Victor Goebel,
Gartenarchitekt, Wien, den II. Preis (Mk. 750.—) Gartenarchitekt
J. P. Großmann, Leipzig, den III. Preis (Mk 500.—) Garten-
architekt M. Reinhard-Düsseldorf. Zum Ankauf wurden
empfohlen die Entwürfe von Gebr. Roethe in Bonn und
G. Gerstadt in Frankfurt a. M. Eingegangen waren im ganzen
44 Entwürfe, darunter sehr viele minderwertige Arbeiten.
Wettbewerb Schillerpark, Berlin. Das Preisgericht für
diesen Wettbewerb bestehend aus den Herren Oberbürger-
meister Kirschner, als Vorsitzender, Bürgermeister Dr.
Reicke, Stadtbaurat Hoffmann, Stadtverordnetenvorsteher
Michelet, Stadtverordneten Gericke und Stapf, den
Gartendirektoren v. Enge 1hardt-Düsseldorf, Encke-Cöln,
Mächtig-Berlin, dem Garteninspektor Z ahn-Steglitz, den
Professoren Max Liebermann, P. Schultze-Naumburg,
Lichtwark, Th. Goecke und Kayser hat folgende Ent-
scheidung gefällt: Den ersten Preis von 5000 Mark erhielt
Friedrich Bauer, Magdeburg, für seinen Entwurf, der mit
dem Kennwort „Freude, schöner Götterfunken1' bezeichnet
war. Mit zwei gleichen Preisen von je 2500 Mark wurden
ausgezeichnet: Willy Petznik und Johann Schneider
in Essen sowie Paul Tilsner und Fr. Holenbeck in
Düsseldorf für ihre Entwürfe, die das Kennwort „Feierabend“
und „Los vom alten Schema“ trugen. Die Entwürfe werden
im Rathause aufgestellt und zur Besichtigung freigegeben
werden.

Berichtigung. Das Bild auf Seite 74 unten in Heft 5 des
laufenden Jahrgangs der Gartenkunst stellt die Ansicht des
Hauptrestaurants (nicht der Meierei) für den Essener Stadt-
wald von Prof. P. S chul t z e - Na u mb urg dar.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
 
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