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Die Gartenkunst — 10.1908

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Heinricy, B.: Baumpflanzungen in den Städten, [2]
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Verschiedene Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0079

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x, 4

DIE GARTENKUNST.

G9

Promenadestraßen absehen, da sie teils in ihrem über-
mäßig starken Wuchs, teils in den im Frühjahr fallen-
den Kätzchen und den bei vielen Arten erscheinenden
Ausläufern unangenehme Eigenschaften besitzen.
Für die weniger rauhen Gegenden Deutschlands
möchte ich zur Anpflanzung die Catalpen empfehlen, da
sie sich selbst in den heißesten und trockensten Lagen
gut bewährt haben. Wenn auch das Laub etwas spät
erscheint, so ist es immer noch früh genug da, um gegen
die heiße Sonne im Frühsommer Schatten zu geben.
Dafür hält es sich aber auch gesund bis zu den Herbst-
frösten und bleibt frei von Ungeziefer. Auch die im
Juli erscheinenden weißen Blütentrauben verleihen der

bäum und Alleebaum streng auseinanderhalten muß,
da man sonst zu einem abschließenden Urteil nie ge-
langen wird. Bei keinem anderen Zweig der städtischen
Gartenanlagen ist die sorgfältige Auswahl des Pflanz-
materials für die vorliegenden Verhältnisse, ihre erste
Anlage und weitere Pflege von so großer Wichtigkeit,
wie bei den Straßenpflanzungen, die durch die vielen
schädlichen Einwirkungen unserer modernen Straßen-
anlagen an ihrem Wachstum ohnehin schon starke Ein-
buße erleiden. — Interessant wäre es nun, wenn meine
hier niedergeschriebenen Erfahrungen Anregung geben
würden zu einem allgemeinen Meinungsaustausch über
die in den verschiedensten Städten mit Straßenbäumen

Catalpe noch einen beson-
deren Schmuck. Für unsere
Verhältnisse hat sich am
besten Catalpa speciosa J.
A. Warder bewährt. Dort,
wo es sich darum handelt,
eine schöne Aussicht von
den Terrassen der Hotels,
Kurhäuser usw. durch hoch-
wachsende Bäume nicht zu
verdecken, ist CatalpaBungei
Hort, vorzüglich am Platze,
da sie eine ziemlich flache,
schirmförmige Krone bildet.
Man kann durch Anpflan-
zung der letzteren das viel-
fach aus obigen Gründen
schwer zu umgehende
schirmartige Schneiden von
Linden- und Platanenalleen
vermeiden.
Ein ebenfalls gegen
Hitze und Trockenheit un-
empfindlicher Baum ist der
Ailanthus glandulosa Desf.,
der aber sehr vorsichtig ver-
wendet werden muß. Da


Populus nigra fastigiata als Strafienbaum in München.

er sehr unangenehm riecht, sollte man ihn an Häuser-
reihen nicht pflanzen, dagegen kann er auf Mittelpro-
menaden und in einseitig bebauten Straßen, an Eisen-
bahndämmen und ähnlichen Stellen Verwendung finden.
Da die Krone sehr brüchig ist, muß ihr Standort gegen
starke Stürme etwas geschützt sein.
Hiermit wäre eine Auswahl von Straßenbäumen,
welche nach meinen Erfahrungen für die verschieden-
sten Verhältnisse und Gegenden Deutschlands in Be-
tracht kommen könnten, genannt. Wohl gibt es noch
eine ansehnliche Zahl von Bäumen, die ich hier nicht
angeführt habe, sie alle verweise ich aber in die Liste
der Alleebäume, welche außerhalb der bebauten Stadt-
gebiete in Anlagen- und Villenkolonieen in freier,
Sonne, Regen und frischer Luft vollauf ausgesetzter
Lage alle natürlichen Lebensbedingungen finden und
hier auch gut gedeihen. Deshalb halte ich es auch
für durchaus notwendig, daß man die Begriffe Straßen-

gemachten Erfahrungen, denn nur durch eine gründliche
Aussprache und strenge Ausscheidung aller nicht ganz
einwandsfreier Baumarten kann man mit der Zeit zu
einem befriedigenden Ergebnis kommen.

Verschiedene Mitteilungen.
Der Garten unter dem Einflüsse neuzeitlicher Kunstbestre-
bungen. In der Gruppe Südwest bezw. im Badischen Kunst-
gewerbeverein hielt am 26. Februar d. J. Gartendirektor
Heicke-Frankfurt a. M. einen Vortrag über dieses Thema.
Ausgehend von den Wandlungen, die die Form des Gar-
tens, die ursprünglich lediglich dem menschlichen Ordnungs-
sinne entsprang, im Laufe der Zeiten durchgemacht hat und
bei der zwei Haupttypen, der geometrische Kunstgarten der
Renaissance und Barockzeit und der landschaftliche Garten des
19. Jahrhunderts von Bedeutung für die künftige Weiterent-
 
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