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DIE GARTENKUNST.
45
W-alther Ki'ehl, Saaleck: Aufnahme aus dem Eichwald bei Posen.
Fast von allen Seiten ist der Eich-
wald von Wasser umgeben, teils von
der Warthe selbst, teils von Wasser-
läufen, die mit der Warthe in Verbin-
dung stehen. Auch im Innern des
Eichwaldes breiten sich weite Wasser-
flächen aus, die nach dem wechseln-
den Hochwasserstand mehr oder weniger
Wasser enthalten. Infolge dieser vielen,
oft nur als Sümpfe zu bezeichnenden
Wasserflächen, soll im Sommer der
Aufenthalt im Eichwald schädlich, zum
mindesten unangenehm sein, wie man
sagt, doch habe ich nie etwas davon
empfinden können. Mir ist im Gegen-
teil der Aufenthalt besonders in der
Sonntagsfrühe stets sehr angenehm ge-
wesen. Ich habe nie die vielen Was-
serflächen als unangenehm empfunden,
gerade das Gegenteil ist der Fall. Sie
geben dem Wald seinen schönsten
Reiz, den man ungeschmälert in seiner
jetzigen natürlichen Gestalt erhalten
sollte. Ein künstlich hergestellter oder
durch Menschenhand umgemodelter
See, mag er noch so viele Buchten, Vorsprünge und
Inseln enthalten, und mag er noch so groß sein, bleibt
doch nur stümperhaftes Machwerk. Im Sommer bedecken
unzählige Mummeln und weiße Seerosen die stillen
Wasser. Wie köstlich ist’s dann, wenn durch das dichte
Laubdach der Bäume einzelne Sonnenstrahlen fallen, in
deren Licht sich die zarten Libellen wiegen, oder wenn
die Abendsonne durch die am Ufer stehenden alten
Erlen die langen Schatten wirft. Die alten knorrigen
Eichen finden hier die ergiebigsten Wachstumsbedin-
gungen. Hin und wieder ragen dazwischen hohe Fichten
auf und bilden in einem Teil des Waldes die wunder-
vollsten Wege wie in tiefster Waldeinsamkeit. In dem
der Warthe zunächst gelegenen Teil tritt dichter
Kiefernbestand auf, von allem möglichen Unterholz
und Hopfen oft undurchdringlich durchwachten. Mit
der schönste Teil ist der kleine Birkenhain hinter dem
Restaurant, besonders wenn die Kuhherde des Försters
dort weidet. Der dichte, schattenspendende Baumbe-
stand, die weiten sonnigen Wiesenflächen, die stillen
Wasser geben vereint der Stadt Posen einen echten Natur-
park, wie ihn kein Gartenkünstler auch nur annähernd
schön schaffen kann. Darum sollte
ihn sich die Stadt unverändert und
unberührt in seiner jetzigen Schönheit
zu erhalten und zu hüten suchen und
nicht nach „berühmten Mustern“ einen
sogenannten Volkspark daraus schaffen
wollen, denn so wie der Eichwald
jetzt ist, ist er der schönste Volkspark.
Alte und neue Vorbilder der Garten-
kunst in der Bibliothek des Kgl. Kunst-
gewerbemuseums zu Berlin.
Vortrag gehalten in der Gruppe Brandenburg
von Dr. Peter Jessen, Direktor der Bibliothek
des Kunstgewerbemuseums.
Bei meinem Verkehr mit hiesigen
Gartenfreunden und Gartenkünstlern ist
mir aufgefallen, wie wenig es bekannt
ist, daß die Bibliothek des Kgl. Kunst-
gewerbe-Museums eine sehr ansehnliche
Sammlung der älteren und neueren
Literatur über Gartenkunst besitzt.
Walther Kiehl, Saaleck: Aufnahme aus dem Eichwald bei Posen.
DIE GARTENKUNST.
45
W-alther Ki'ehl, Saaleck: Aufnahme aus dem Eichwald bei Posen.
Fast von allen Seiten ist der Eich-
wald von Wasser umgeben, teils von
der Warthe selbst, teils von Wasser-
läufen, die mit der Warthe in Verbin-
dung stehen. Auch im Innern des
Eichwaldes breiten sich weite Wasser-
flächen aus, die nach dem wechseln-
den Hochwasserstand mehr oder weniger
Wasser enthalten. Infolge dieser vielen,
oft nur als Sümpfe zu bezeichnenden
Wasserflächen, soll im Sommer der
Aufenthalt im Eichwald schädlich, zum
mindesten unangenehm sein, wie man
sagt, doch habe ich nie etwas davon
empfinden können. Mir ist im Gegen-
teil der Aufenthalt besonders in der
Sonntagsfrühe stets sehr angenehm ge-
wesen. Ich habe nie die vielen Was-
serflächen als unangenehm empfunden,
gerade das Gegenteil ist der Fall. Sie
geben dem Wald seinen schönsten
Reiz, den man ungeschmälert in seiner
jetzigen natürlichen Gestalt erhalten
sollte. Ein künstlich hergestellter oder
durch Menschenhand umgemodelter
See, mag er noch so viele Buchten, Vorsprünge und
Inseln enthalten, und mag er noch so groß sein, bleibt
doch nur stümperhaftes Machwerk. Im Sommer bedecken
unzählige Mummeln und weiße Seerosen die stillen
Wasser. Wie köstlich ist’s dann, wenn durch das dichte
Laubdach der Bäume einzelne Sonnenstrahlen fallen, in
deren Licht sich die zarten Libellen wiegen, oder wenn
die Abendsonne durch die am Ufer stehenden alten
Erlen die langen Schatten wirft. Die alten knorrigen
Eichen finden hier die ergiebigsten Wachstumsbedin-
gungen. Hin und wieder ragen dazwischen hohe Fichten
auf und bilden in einem Teil des Waldes die wunder-
vollsten Wege wie in tiefster Waldeinsamkeit. In dem
der Warthe zunächst gelegenen Teil tritt dichter
Kiefernbestand auf, von allem möglichen Unterholz
und Hopfen oft undurchdringlich durchwachten. Mit
der schönste Teil ist der kleine Birkenhain hinter dem
Restaurant, besonders wenn die Kuhherde des Försters
dort weidet. Der dichte, schattenspendende Baumbe-
stand, die weiten sonnigen Wiesenflächen, die stillen
Wasser geben vereint der Stadt Posen einen echten Natur-
park, wie ihn kein Gartenkünstler auch nur annähernd
schön schaffen kann. Darum sollte
ihn sich die Stadt unverändert und
unberührt in seiner jetzigen Schönheit
zu erhalten und zu hüten suchen und
nicht nach „berühmten Mustern“ einen
sogenannten Volkspark daraus schaffen
wollen, denn so wie der Eichwald
jetzt ist, ist er der schönste Volkspark.
Alte und neue Vorbilder der Garten-
kunst in der Bibliothek des Kgl. Kunst-
gewerbemuseums zu Berlin.
Vortrag gehalten in der Gruppe Brandenburg
von Dr. Peter Jessen, Direktor der Bibliothek
des Kunstgewerbemuseums.
Bei meinem Verkehr mit hiesigen
Gartenfreunden und Gartenkünstlern ist
mir aufgefallen, wie wenig es bekannt
ist, daß die Bibliothek des Kgl. Kunst-
gewerbe-Museums eine sehr ansehnliche
Sammlung der älteren und neueren
Literatur über Gartenkunst besitzt.
Walther Kiehl, Saaleck: Aufnahme aus dem Eichwald bei Posen.