Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 10.1908

DOI Artikel:
Pietzner: Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten
DOI Artikel:
Koenig, Hermann: Gartenbauten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0210

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
200

DIE GARTENKUNST.

X, 11

Lehrzeit, a) Quartanerbildung (Reife für Tertia) oder
b) Volksschulvollbildung.
Kursus zweijährig mit Parallelkursus, in dem die
Teilnehmer unter a) bis zur Einjährig-Freiwilligen-
Prüfung gefördert werden. Abschlußexamen.
Zwischen I. und 2. mindest zwei Jahre Praxis
ohne Anrechnung event. Militärdienstzeit.
2. Kunstgewerbeklassen (an höheren Gartenbau-
schulen). Vorbedingungen: Berechtigung zum Dienst
als Einjährig-Freiwilliger. Kursus zweijährig.
Für Nichtabsolventen von I. vier Jahre Praxis
einschl. Lehrzeit. Als Abschlußexamen hier Ober-
gärtnerprüfung, gleichwertig mit der Reifeprüfung
höherer Lehranstalten (entspr. Förderung in Chemie,
Physik, Mathematik etc.).
Zwischen 2. und 3. mindestens vier Jahre Praxis
(einschl. event. militärischen Übungen, aber nicht
Dienstzeit).
3. Hochschulkursus. Vorbedingung: Absolvierung
von 2. — Kursus einjährig. — Abschlußexamen. Titel:
Gartenbaumeister, gleichwertig mit Regierungsbau-
meister.
Dieser Kursus 3. dient speziell der Entwickelung
der künstlerischen Seite des Berufs. Hochschuldozenten
„lesen“ über Städtebau, Geschichte der Kunst etc. —
Prüfung vor einer Kommission nicht lediglich aus
Lehrkräften, sondern zur Hälfte bestehend aus be-
rufenen Fachleuten der Praxis und zur anderen Hälfte
aus Lehrern und Dozenten.
Ich meine, so läßt, sich eine Auslese bewirken,
die nur die besten Früchte zeitigen kann. Selbstver-
ständliche Voraussetzung ist, daß Kursus 1. und 2. an
beliebig gewählten Lehranstalten absolviert werden
können, daß also in den Zielen derselben Gleichheit
besteht.
Schließlich wären noch parallel neben den Hoch-
schulkursen kürzere Informationskurse erwünscht für
ältere Fachleute, die sich mit den neuesten Fort-
schritten und Errungenschaften vertraut machen wollen.
Es geht aus meinen Darlegungen zur Genüge her-
vor, daß ich einmal den Standpunkt der Kommission
in der sog. Hochschulfrage unbedingt verwerfe und
daß ich ferner für eine „Hochschule“, ja sogar für
eine Angliederung von Kursen an eine bestehende
Flochschule nicht zu haben bin und zwar weil ich der
Meinung bin, daß man sich mit dem begnügen muß,
was erreichbar ist und was dabei gleichzeitig Erfolg
verbürgt.
Auch im Interesse der gesellschaftlichen Hebung
unseres Standes kann ich den etwas weltfremden Vor-
schlag der gen. Kommission nur zurückweisen (cf. Sep-
temberheft S. 162/164). Pietzner.

Gartenbauten.
Von Hermann Koenig, Magdeburg.
Wenn man sich zunächst klar machen wollte, was
eigentlich in den Worten „Haus“ und „Bau“ liegt und
daß darunter etwas Festes, Zweckentsprechendes zu
verstehen ist, so müßte es die logische Folge sein, daß
alle Knüppelholzfragmente als unnatürlich und unwahr
bald von selbst verschwinden, aber es herrscht leider
auch hier, wie in vielen anderen Dingen, ein fühlbarer
Mangel an selbstständigem Denken beim großen Pu-
blikum. Nebenbei dürfte auch ein gewisser Grad von
Indolenz und Skeptizismus seitens des handwerksmäßig
schaffenden Landschaftsgärtners allen Reformbestre-
bungen gegenüber eine Ursache dafür sein, daß man
immer und immer wieder sehen muß, wie in neuange-
legten Hausgärten von kaum 1 Morgen Flächeninhalt
versucht wird, eine Landschaft hervorzuzaubern, mit
Felspartien, Knüppelholzbrücken und ähnlichen Dingen.
Doch es wäre falsch, anzunehmen, daß daran nur die
etwa mangelnde Intelligenz des Landschaftsgärtners
schuld ist, die Gründe für diese Erscheinung liegen
meines Erachtens viel tiefer.
Der Durchschnittsmensch ist heute eben, als Kind
seiner Zeit, ein Produkt der Verhältnisse, die ihm nicht
gestatten, sich eingehend mit Kunstfragen zu beschäf-
tigen; — daher auch das mangelnde Verständnis für
Kulturprobleme, selbst in sog. gebildeten Kreisen.
Ein ernstes Vertiefen des Laien in irgend einen Kunst-
zweig muß leider noch vielfach als Ausnahme bezeichnet
werden, welche eben nur zur Bestätigung der Regel
dient. Man kokettiert mit der Kunst und hilft sich
mit Schlagworten. Immerhin kann in den letzten Jahren
schon ein Fortschritt und ein höherer Grad von Ver-
ständnis registriert werden, so daß man allenthalben
anfängt, die Unkultur unserer Bauten und Gärten störend
zu empfinden. Hierbei hat sich Schultze-Naumburg
große Verdienste erworben; immer und immer wieder
hat er sich bemüht, die Zweck- und Sinnlosigkeit
unserer Gartenbauten, durch Gegenüberstellung von
Beispiel und Gegenbeispiel vor Augen zu führen. Es
wäre aber durchaus falsch, wollte man ^ausschließlich
seine Beispiele aus der Vergangenheit, als Vorbilder
für unsere heutigen Bauten anwenden, die man nur
getreulich nachzubilden hätte, sondern wir dürfen heute
auch die Fortschritte unserer hochentwickelten Technik
nicht unberücksichtigt lassen. Schultze-Naumburg
will durch seine Beispiele auch nur den Unterschied
zwischen der schlichten Schönheit früherer Zeit und
dem krassen Ungeschmack der letzten Jahrzehnte
vor Augen führen, und die Menschen wieder sehen
lernen. Um die Wiederbelebung einer volkstümlichen
Bauweise, entkleidet aller unnötigen Dekoration und
überflüssigen „Verzierungen“ hat sich Schultze-Naum-
burg unbestreitbare Verdienste erworben. Auch unsere
Gartenbauten, die ihrer Natur und ihrem Zweck nach
weniger zum dauernden, als zum vorübergehenden
Aufenthalt und nebenbei auch zur Belebung und als
 
Annotationen