DIE GARTENKUNST.
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Tilia alba Ait in der Haroldstrafie in Düsseldorf. Aufnahme Ende September 1907.
Die dazwischen stehenden gleichaltrigen Tilia euchlora Koch sind bereits fast entlaubt.
des Künstlers den Werkmann mit sich fortreißt zu
neuer, tieferer Auffassung der Zeitaufgaben. So lernen
wir für unsere Zeit, wenn wir uns mit Liebe und Auf-
merksamkeit in die Vergangenheit versenken.
Baumpflanzungen in den Städten.
Von
B, Heinricy, Düsseldorf.
Das löbliche Bestreben der Stadtverwaltungen, die
freien Plätze der Städte durch Anlagen und geeignete
Straßenzüge durch Baumpflanzungen zu verschönern,
ist in Wort und Schrift schon so viel gewürdigt und
anerkannt worden, daß ich auf die Bedeutung und den
Wert derselben für die Belebung des Stadtbildes nicht
näher einzugehen brauche. Ich habe mir vielmehr die
Aufgabe gestellt, einmal zu untersuchen, welche Baum-
arten in den Straßen der Städte am besten gedeihen
und sich am widerstandsfähigsten gezeigt haben. Ge-
rade diese Frage scheint noch lange nicht in dem
Maße geklärt zu sein, wie man wohl annehmen könnte.
Ich werde daher die Erfahrungen, weicheich hier in Düssel-
dorf, und Beobachtungen, die ich in anderen Groß-
städten mit den gebräuchlichsten Baumarten gemacht
habe, in den folgenden Ausführungen veröffentlichen,
in der Erwartung, daß meine Erörterungen zu einem
fruchtbringenden Meinungsaustausch Anlaß geben
werden.
Durch den modernen Straßenbau wird den Bäumen
immer mehr das genommen, was sie zu ihrem gesunden
Aufbau haben müssen. Das undurchlässige Pflaster,
Asphalt und Trottoir, übermäßige Wärmewirkungen
durch das Zurückstrahlen der Sonne, Staub, Rauch
und undichte Gasleitungen wirken zerstörend auf ihr
Gedeihen. Es bedarf daher ganz besonderer
Aufmerksamkeit seitens der Gartenver-
waltungen, diese schädlichen Einwirkungen,
wenn auch nicht ganz zu beseitigen, so
doch zu mildern, und insbesondere solche
Baumarten zu wählen, welche sich unter
diesen schwierigen Verhältnissen am wider-
standsfähigsten gezeigt haben. Aus diesem
Grunde kommt es bei der Auswahl der
anzupflanzenden Baumarten weniger auf
Mannigfaltigkeit an, (da hierfür das große
Publikum kein Interesse hat), sondern
vielmehr auf gesundes Aussehen der
Bäume, auf möglichst lange Haltbarkeit
des Laubes bis in den Spätherbst hinein
und auf den der Breite der Straße ent-
sprechenden Umfang der Baumkrone,
welche schön geformt sein und hinreichen-
den Schatten geben muß. Ein Außer-
achtlassen dieser Gesichtspunkte ist ein
schwerer, später nicht mehr zu besei-
tigender Mißgriff, der das Verkümmern der
ganzen Pflanzung zur Folge haben muß.
Ich beginne meine Aufzählung mit dem volks-
tümlichsten aller Bäume, der Linde, welche wohl von
jeher bei der Anpflanzung von Alleen die meiste
Berücksichtigung fand. Ich erinnere an die histo-
rischen Dorflinden, welche heute noch in oft ehr-
Tilia tomentosa Much. in der Haroldstraße in Düsseldorf.
Aufnahme gegen Ende September.
49
Tilia alba Ait in der Haroldstrafie in Düsseldorf. Aufnahme Ende September 1907.
Die dazwischen stehenden gleichaltrigen Tilia euchlora Koch sind bereits fast entlaubt.
des Künstlers den Werkmann mit sich fortreißt zu
neuer, tieferer Auffassung der Zeitaufgaben. So lernen
wir für unsere Zeit, wenn wir uns mit Liebe und Auf-
merksamkeit in die Vergangenheit versenken.
Baumpflanzungen in den Städten.
Von
B, Heinricy, Düsseldorf.
Das löbliche Bestreben der Stadtverwaltungen, die
freien Plätze der Städte durch Anlagen und geeignete
Straßenzüge durch Baumpflanzungen zu verschönern,
ist in Wort und Schrift schon so viel gewürdigt und
anerkannt worden, daß ich auf die Bedeutung und den
Wert derselben für die Belebung des Stadtbildes nicht
näher einzugehen brauche. Ich habe mir vielmehr die
Aufgabe gestellt, einmal zu untersuchen, welche Baum-
arten in den Straßen der Städte am besten gedeihen
und sich am widerstandsfähigsten gezeigt haben. Ge-
rade diese Frage scheint noch lange nicht in dem
Maße geklärt zu sein, wie man wohl annehmen könnte.
Ich werde daher die Erfahrungen, weicheich hier in Düssel-
dorf, und Beobachtungen, die ich in anderen Groß-
städten mit den gebräuchlichsten Baumarten gemacht
habe, in den folgenden Ausführungen veröffentlichen,
in der Erwartung, daß meine Erörterungen zu einem
fruchtbringenden Meinungsaustausch Anlaß geben
werden.
Durch den modernen Straßenbau wird den Bäumen
immer mehr das genommen, was sie zu ihrem gesunden
Aufbau haben müssen. Das undurchlässige Pflaster,
Asphalt und Trottoir, übermäßige Wärmewirkungen
durch das Zurückstrahlen der Sonne, Staub, Rauch
und undichte Gasleitungen wirken zerstörend auf ihr
Gedeihen. Es bedarf daher ganz besonderer
Aufmerksamkeit seitens der Gartenver-
waltungen, diese schädlichen Einwirkungen,
wenn auch nicht ganz zu beseitigen, so
doch zu mildern, und insbesondere solche
Baumarten zu wählen, welche sich unter
diesen schwierigen Verhältnissen am wider-
standsfähigsten gezeigt haben. Aus diesem
Grunde kommt es bei der Auswahl der
anzupflanzenden Baumarten weniger auf
Mannigfaltigkeit an, (da hierfür das große
Publikum kein Interesse hat), sondern
vielmehr auf gesundes Aussehen der
Bäume, auf möglichst lange Haltbarkeit
des Laubes bis in den Spätherbst hinein
und auf den der Breite der Straße ent-
sprechenden Umfang der Baumkrone,
welche schön geformt sein und hinreichen-
den Schatten geben muß. Ein Außer-
achtlassen dieser Gesichtspunkte ist ein
schwerer, später nicht mehr zu besei-
tigender Mißgriff, der das Verkümmern der
ganzen Pflanzung zur Folge haben muß.
Ich beginne meine Aufzählung mit dem volks-
tümlichsten aller Bäume, der Linde, welche wohl von
jeher bei der Anpflanzung von Alleen die meiste
Berücksichtigung fand. Ich erinnere an die histo-
rischen Dorflinden, welche heute noch in oft ehr-
Tilia tomentosa Much. in der Haroldstraße in Düsseldorf.
Aufnahme gegen Ende September.