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Die Gartenkunst — 10.1908

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Mielke, Robert: Heimatschutz und Landesverschönerung: Vortrag gehalten auf der Hauptversammlung der D. G. f. G. in Mannheim, [3]
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Barth, E.: Gartenkünstlerische Gestaltung eines Platzes auf Marly zu Lübeck
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0196

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18G

DIE GARTENKUNST.

X, 10

anderen Absichten — in Verhandlung, um an Stelle des
zurzeit unmöglichen Großberlin einen Zweckverband
zu bilden. Die großartige von der „Vereinigung, Ber-
liner Architekten“ und dem „Berliner Architekten-
verein“ getragene Absicht eines einheitlichen Bebauungs-
planes für die Großstadt geht ohne weiteres von der
Voraussetzung eines solchen Verbandes aus. Ich er-
innere noch daran, daß ganz neuerdings in einem der
Großindustriealisierung ret-
tungslos verfallenen Gebiete,
dem von den Städten Duis-
burg — Dinslaken — Herne
— Bochum — Hattingen und
Mülheim umschlossenen Ruhr-
gebiet, in dessen Mitte Essen
und Gelsenkirchen Schloten,
der Gedanke Boden gefaßt
hat, unter den Gemeinden
und Kreisen einen Zweck-
verband zur Erzielung eines
einheitlichen Bau- und Wege-
planes zu bilden, der vor
allem auch die kümmerlichen
Reste der Wald- und Wiesen-
gelände zu schützen hätte.
Es scheint mir hier eine Be-
wegung zu erstehen, die für
die Gestaltung unseres land-
schaftlichen Bildes in Deutsch-
land von der größten Bedeu-
tung werden kann. Die Zu-
kunft wird ja darüber noch
mancheÜberraschung bringen;
vielleicht setzen auch Sie
Ihren Einfluss ein, um einmal
versuchsweise in einem ge-
schlossenen Gebiete einen
solchen — für die Landes-
pflege wirkenden — Zweck-
verband zu ermöglichen.
Worte lehren, aber Beispiele
überzeugen!
Mit der zuversichtlichen
Hoffnung darf ich meine Aus-
führungen schließen, daß jede
Tat der Landespflege,
die sich in den an dieser Stelle geäußerten Grenzen
hält, auch einen Gewinn für d en He i m a t s chu t z
einschliesst.

Gartenkünstlerische Gestaltung eines
Platzes auf Marly zu Lübeck.
Von E. Barth, Lübeck.
Der Hauptwert des Grundstückes besteht in seiner
schönen Lage zu Lübeck. Es galt von den Bildern,
welche der Platz von den verschiedenen Teilen der

Stadt gibt, die besten auszusuchen und diese durch
einen geeigneten Rahmen, sei es durch Mittel der
Pflanzenwelt oder durch Architektur, dem Beschauer
wirkungsvoll zu zeigen*). Vonjden im Grundplan S. 184
mit Pfeilen und Buchstaben L bezeichneten Standorten
aus bieten sich dem Beschauer folgende Sichten:
A zeigt die Altstadt in ihrer ganzen Ausdehnung
vom Dom bis zu den Villen an der Wakenitz. Die
Bänke stehen unter den Bäu-
men des Fußweges. Das
Bild wird nach oben durch
die überhängenden Zweige,
nach unten durch das die
Böschung krönende Gitter aus
Granitblöcken mit Eisen-
stangen verbunden, abge-
schlossen (Bild Seite 184).
B, ein grösserer Platz,
durch hohe Pflanzung ge-
schützt, zeigt das Bild vom
Dom zur Jakobi-Kirche. Der
Platz ist durch drei durch
Höhenunterschiede getrennte
Terrassen gegliedert. Die
obere Terrasse ist ein um
drei Stufen erhöhtes Podest
und enthält zwischen den
Bäumen Nischen, in denen
Bänke stehen, welche von
Hecken oder gradliniger
Strauchpflanzung umgeben
sind: zwei Pyramidenpappeln
geben den Rahmen. Die
Mittelterasse ist am geräu-
migsten und für kurzen Auf-
enthalt des vorübergehenden
Besuchers bestimmt. Sie ist
durch eine Böschung, welche
mit einem starken Rundholz-
gitter abschließt, von der
unteren Terrasse getrennt;
diese trägt drei Bänke, welche
in die Böschung hineingebaut
und von einer Trockenmauer
eingefaßt sind. Im Gegen-
satz zu den übrigen Plätzen
ist sie sonnig. Den Rahmen geben die zu beiden
Seiten stehenden Gebüsche.
C ist ein architektonisch ausgebauter Platz, der
das Bild von der Jakobi-Kirche bis zu den Villen an
der Wakenitz gibt. Er ist vom Wege um 1 m er-
höht und durch eine Findlingsmauer getrennt, welche
von einer einfachen Ballustrade bekrönt ist; Bänke
stehen auf der von Hecken umgebenen Terrasse sowie
am Fuße der Mauer, hier seitwärts von Steinwangen
begrenzt (Bild Seite 185).
*) Die Anlage ist seit dem 1. September d. J. in der
Ausführung durch den Verfasser begriffen.

E. Barth: Gartenanlage Marly-Lübeck.
D. Blick auf das Burgtor mit Schleuse und Brücke
zwischen unregelmäßig stehenden Bäumen hindurch.
 
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