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Die Gartenkunst — 10.1908

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Wettbewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0064

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DIE GARTENKUNST.

X, 3

Parkanlage und an 'ein landhausmäßig zu bebauendes Villen-
viertel anschließt. Das Preisausschreiben ist offen für Garten-
künstler deutscher Reichsangehörigkeit. Es wird vorgeschrieben,
daß die Anlagen im landschaftlichen Stil gehalten sein sollen.
Einige. Bestimmungen des Wettbewerbsprogramms er-
wecken den Anschein, als habe’es bei seiner Aufstellung an
sachverständigem Rate gefehlt. Schon die Anberaumung der
kurzen Frist (16. März d. Js.), zumal im Beginn der arbeits-
reichen Frühjahrszeit läßt darauf schließen. Ferner fehlen die
Namen der Preisrichter. Es ist ein Jury von fünf Personen
vorgesehen, darunter der Bürgermeister, der Worthalter des
Bürgervorsteher-Kollegiums, der Stadtbaumeister, ein Mitglied
der Pflanzungskommission und ein Sachverständiger auf dem
Gebiete der Landschaftsgärtnerei.
Eigenartig ist auch der Wortlaut über die Zulassung der
eingereichten Entwürfe zur Begutachtung. Es heißt da: Ins-
besondere bleiben von der Prüfung diejenigen Pläne aus-
geschlossen, die
1. die gestellte Aufgabe in nur geringem Grade erfüllen
oder unvollständig oder mangelhaft das Projekt zum
Ausdruck bringen und
2. die über den Rahmen des Zulässigen hinaus-
gehen.
Ferner heißt es an anderer Stelle: Die Preise — es
sind 3 Preise von je iooo, 750 und 500 Mk. ausgesetzt —
kommen zur Verteilung, sobald mindestens vier preiswerte
Entwürfe eingehen.
Derartige Bestimmungen sind uns noch bei keinem Preis-
ausschreiben begegnet. .
Da die gestellte Aufgabe an sich recht interessant ist und
sicherlich bei ausreichender Beteiligung tüchtiger Gartenkünstler
beachtenswerte Lösungen zu erhoffen sind, so ist doch unter
den obwaltenden Umständen zu befürchten, daß der Wett-
bewerb ohne ein nenneswertes Ergebnis verläuft. Und das
wäre im Interesse der Sache zu bedauern.
Wir möchten deshalb der maßgebenden Stelle empfehlen,
die beanstandeten Programmpunkte entsprechend zu ändern
und vor allen Dingen die Frist des Wettbewerbes hinauszu-
schieben.
Daß auf Grund der Mitte März einlaufenden Entwürfe
noch in diesem Frühjahr etwas Nennenswertes an der Aus-
führung der Anlage geschehen könnte, ist gänzlich ausge-
schlossen. Also dürfte für die Übereilung jeglicher Grund
fehlen. Außerdem machen die übrigen schwebenden Wett-
bewerbe die Beteiligung hervorragender Kräfte unwahr-
scheinlich*). Heicke.

Personalnachrichten.
Gartendirektor Grube, Aachen. Gartendirektor Grube,
dessen Tod wir im Januarheft der Gartenkunst kurz gemeldet
haben, hat eine Lautbahn gehabt, wie sie nicht vielen seiner
Berufsgenossen beschieden war. Er war geboren am 24. Mai
1840 in Düsseldorf, wo sein Vater als Kommerzienrat eine
angesehene Stellung einnahm, während seine Mutter, Elisabeth
Grube, als Schriftstellerin und Verfasserin mehrerer Dramen
sich einen Namen gemacht hatte. Er absolvierte das dortige
Gymnasium, besuchte nach einer praktischen Ausbildungszeit
in Düsseldorf die Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Wildpark, diente
1860 -61 als Einjährig-Freiwilliger, studierte danach zwei
Wie aus dem im Anzeigenteil dieset Nummer der Garten-
kunst bekannt gegebenen abgeänderten Programme ersichtlich ist,
sind diese Anregungen inzwischen bereits berücksichtigt worden.

Semester an der Berliner Universität und war nachher (1862—64)
als Obergärtner bei der Anlage der Flora in Köln tätig. 1864
nahm er, 24jährig, einen Ruf als Gartendirektor des Kaisers
Maximilian nach Mexiko an, von wo er im Frühjahr 1867 nach
dem Tode dieses unglücklichen Fürsten zurückkehrte. Nach-
dem er vorübergehend eine Ilofgärtnerstelle in Laxenburg
bekleidet hatte, stand er bis zum Herbst des Jahres 1879 als
Hofgartendirektor der fürstl. Hohenzollernschen Gartenver-
waltung in Sigmaringen vor. Während der Kriegsjahre 1870 71
tat er als Landwehroffizier Dienste. 1880 -82 betrieb er mit
einem Kompagnon die Handelsgärtnerei (Rosenschule) von
Grosch & Grube in Godesberg arm Rhein und trat am
1. Juli 1883 als Gartendirektor an die Spitze der Gartenver-
waltung der Stadt Aachen. In dieser Stellung hatte er Ge-
legenheit, sich mannigfach zu betätigen. Die Erweiterung des
Stadtgartens durch den botanisch-dendrologischen Garten, die
Ausgestaltung der Lousberganlagen, des Salvatorbergs, die
Anlage zweier Friedhöfe u. a. fallen in die Zeit seiner Wirk-
samkeit, die mit seiner am 1. April 1903 erfolgten Pensionierung
abschloß.
Gartenbau-Ingenieur Carl Hirlinger. Am 10. Dez. vorigen
Jahres wurde in aller Stille Gartenbau-Ing. Carl Hirlinger,
geb. am 12. Dez. 1839 in Dützingen in Württemberg, zur
ewigen Ruhe bestattet. Sein Name ist selten in die Öffent-
lichkeit gedrungen und dennoch nahm er eine hervorragende
Stelle auf dem Gebiete der Landschaftsgartenkunst ein. 1854
trat er in die Dienste der Firma Gebrüder Siesmayer' ein.
Mehr als 50 Jahre war er derselben ein treuer gewissenhafter
Mitarbeiter. Heinrich Siesmayer hatte sehr schnell Hir-
lingers Fähigkeiten erkannt und betraute ihn bald mit der
Ausführung seiner größten und bedeutendsten Schöpfungen.
Er war tätig bei der Anlage des Kurparkes von Bad Nauheim,
der Neuen Anlage in Mainz, der Anlage des Palmengartens in
Frankfurt a. M. und zahlreicher größerer und kleinerer Parks
in der Bayerischen Pfalz und im Rheingau, in Baden-Baden,
in Mannheim (Stadtpark, jetzt Friedrichspark), in Elberfeld (Zool.
Garten und Haardtanlage), in Hagen (Stadtpark), bei der An-
lage des Schloßplatzes in Karlsruhe usw.
Seit 1875 war er Vertreter der Firma Gebr. Siesmayer
in Wiesbaden. Hier waren es vornehmlich die Kuranlagen,
welche seiner bewährten Leitung unterstanden. Mit den relativ
geringen Mitteln, die hier zu Gebote standen, hat er hervor-
ragendes geleistet, sowohl in dem großen Park wie auch bei
dem bekannten Blumenparterre vor dem Kurhause, das er
stets in abwechslungsreicher Pracht erhalten hat, trotzdem er
kein Freund der Ziergärtnerei und Teppichbeete war. Seine
Domäne .war der große landschaftliche Park. Heinr. Sies-
mayer schätzte die Verdienste des Verstorbenen hoch und
hat dies in seinen Lebenserinnerungen ausdrücklich hervor-
gehoben. Die gleiche Wertschätzung erfuhr er auch bei den
Söhnen H. Siesmayers, von denen der älteste Phil. S. ihm
zu nicht geringem Teil seine praktische Ausbildung verdankt
und mit großer Liebe und Verehrung an seinem Freund und
Lehrmeister hing. Das schöne Verhältnis, welches zwischen
ihnen bestand, kam nicht nur in dem ersprießlichen Zusammen-
arbeiten bei den großen neuen Anlagen der Firma (Schloßpark
des Prinzen A. v. Löwenstein in Langenzell bei Heidelberg,
des Fürsten von Fürstenberg zu Donaueschingen, der Freifrau
v. Rothschild in Königstein u. a.) sondern auch im Privatleben
zum Ausdruck. Dabei ist Hirlinger trotz seiner Fähigkeiten
immer ein einfacher bescheidener Mensch geblieben. 1904
konnte die Feier seiner 50jährigen Zugehörigkeit zum Hause
Siesmayer festlich begangen werden, wobei er den Kronen-
orden IV. Klasse erhielt. Nun ist er dahingegangen. Ein
längeres Krankenlager fesselte ihn mehrere Jahre an das Bett
und zwang ihn, seiner liebgewordenen Berufstätigkeit zu ent-
sagen. Nicht nur seine Chefs, jeder, der den seltenen Mann
kannte, wird ihm ein ehrendes. Andenken bewahren.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. IJniversitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
 
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