X, 8
DIE GARTENKUNST.
129
Die Insel Mount Desert
und ihre bisherige Entwickelung zur vornehmen amerikanischen Sommerfrische.
Von Richard Rothe in Northeast-Harbor.
Mit diesen Worten berührt Scheffel die heute
dem modernen Kulturmenschen eigene Sehnsucht nach
Abgeschlossenheit und den Tagen der Ruhe und Rast
in freier Natur. Es ist nicht mehr der Inseltraum, den
einst unsere jugendliche Phantasie nach dem Lesen der
Abenteuer von Robinson Crusoe träumte und knabenhaft-
phantastisch ausschmückte; noch weniger entspringt er
dem Verlangen
nach Weltflucht.
Waldesruh und
Sonntagsfrieden
im Schutze von
vernunftgemäßer
und wohnlicher
Abgeschlossen-
heit nach außen!
,,My home
is my castle“
sagt der selbst-
bewußte Angel-
Sachse und er
deutet dabei die
Heiligkeit und
Unverletzlichkeit
seines sonst sehr
gastfreien Hei-
mes an. Mit
der natürlichen
Grenze für Ab-
rundung des eige-
nen Besitzes
steigt die Sicher-
heit und das won-
nige Gefühl un-
gestörten Genusses. Die idealste Steigerung nach
dieser Richtung hin verkörpert die Insel und deshalb
darf es uns nicht wundernehmen, wenn der mensch-
liche Wille den Inseltraum hier und da zur Wirklichkeit
werden läßt.
In Nordamerika ist das bekannteste Beispiel dieser
Art das Gebiet der Tausend Inseln im St. Lorenz-
strome. Hier, ebenso wie an vielen andern Stellen,
handelt es sich naturgemäß nur um Sommerwohnsitze
mehr oder weniger vornehmen Charakters. Neben
den oben angeführten Gründen ist es das Vergnügen
Wohl ein mancher von uns andern
Spätgebornen Menschenkindern
Träumt von einem stillen Eiland,
Wo sich glücklich liese nisten
Und das müde Herz sich labt an
Waldesruh und Sonntagsfrieden.
des Ruder- oder Segelsports, sowie die Kurzweil des
Angelns und Fischens, welche den angestrengt arbeiten-
den amerikanischen Geschäftsmann, sowie auch den
Wissenschaftler und Künstler unserer Großstädte ver-
anlassen, mit Beginn der hier sehr unangenehmen heißen
Sommermonate doppelt froh auszuspannen und zu seinem
nördlich gelegenen, angenehm kühlen Sommerheime
zu eilen. Ist sein
Ziel ein See-oder
Stromeiland, und
will er auf dem-
selben die mo-
dernen häus-
lichen Bequem-
lichkeiten der
Großstadt nicht
entbehren, dann
steigern sich
selbstredend die
Kosten mit der
Entfernung und
es mag häufig
vorkommen, daß
der stille Insel-
heimbesitz, weit
abgelegen von
den großen Ver-
kehrsadern nur
noch für die
oberen Vierhun-
dert im Bereiche
der Möglichkeit
liegt, für die
breiteren Schich-
ten schon des besser situierten Mittelstandes aber
eben doch nur ein Traum bleibt.
Nun hat die weise Mutter Natur auch noch dafür
gesorgt, daß begehrenswerte Inseln im Bereiche moder-
ner Verkehrseinrichtungen nicht dutzendweise zu haben
sind, ja das Verlangen, die wohnliche Abgeschlossenheit
derart auf die Spitze zu treiben ist in der I-Iauptsache
doch nur eine Ausnahme, folglich nimmt im großen
ganzen auch das Eiland als Einzelheim eine Ausnahme-
stellung ein.
Allgemein ist jedoch hier der sommerliche Drang
Landsitz in Seal Harbor auf der Insel Mount Desert.
DIE GARTENKUNST.
129
Die Insel Mount Desert
und ihre bisherige Entwickelung zur vornehmen amerikanischen Sommerfrische.
Von Richard Rothe in Northeast-Harbor.
Mit diesen Worten berührt Scheffel die heute
dem modernen Kulturmenschen eigene Sehnsucht nach
Abgeschlossenheit und den Tagen der Ruhe und Rast
in freier Natur. Es ist nicht mehr der Inseltraum, den
einst unsere jugendliche Phantasie nach dem Lesen der
Abenteuer von Robinson Crusoe träumte und knabenhaft-
phantastisch ausschmückte; noch weniger entspringt er
dem Verlangen
nach Weltflucht.
Waldesruh und
Sonntagsfrieden
im Schutze von
vernunftgemäßer
und wohnlicher
Abgeschlossen-
heit nach außen!
,,My home
is my castle“
sagt der selbst-
bewußte Angel-
Sachse und er
deutet dabei die
Heiligkeit und
Unverletzlichkeit
seines sonst sehr
gastfreien Hei-
mes an. Mit
der natürlichen
Grenze für Ab-
rundung des eige-
nen Besitzes
steigt die Sicher-
heit und das won-
nige Gefühl un-
gestörten Genusses. Die idealste Steigerung nach
dieser Richtung hin verkörpert die Insel und deshalb
darf es uns nicht wundernehmen, wenn der mensch-
liche Wille den Inseltraum hier und da zur Wirklichkeit
werden läßt.
In Nordamerika ist das bekannteste Beispiel dieser
Art das Gebiet der Tausend Inseln im St. Lorenz-
strome. Hier, ebenso wie an vielen andern Stellen,
handelt es sich naturgemäß nur um Sommerwohnsitze
mehr oder weniger vornehmen Charakters. Neben
den oben angeführten Gründen ist es das Vergnügen
Wohl ein mancher von uns andern
Spätgebornen Menschenkindern
Träumt von einem stillen Eiland,
Wo sich glücklich liese nisten
Und das müde Herz sich labt an
Waldesruh und Sonntagsfrieden.
des Ruder- oder Segelsports, sowie die Kurzweil des
Angelns und Fischens, welche den angestrengt arbeiten-
den amerikanischen Geschäftsmann, sowie auch den
Wissenschaftler und Künstler unserer Großstädte ver-
anlassen, mit Beginn der hier sehr unangenehmen heißen
Sommermonate doppelt froh auszuspannen und zu seinem
nördlich gelegenen, angenehm kühlen Sommerheime
zu eilen. Ist sein
Ziel ein See-oder
Stromeiland, und
will er auf dem-
selben die mo-
dernen häus-
lichen Bequem-
lichkeiten der
Großstadt nicht
entbehren, dann
steigern sich
selbstredend die
Kosten mit der
Entfernung und
es mag häufig
vorkommen, daß
der stille Insel-
heimbesitz, weit
abgelegen von
den großen Ver-
kehrsadern nur
noch für die
oberen Vierhun-
dert im Bereiche
der Möglichkeit
liegt, für die
breiteren Schich-
ten schon des besser situierten Mittelstandes aber
eben doch nur ein Traum bleibt.
Nun hat die weise Mutter Natur auch noch dafür
gesorgt, daß begehrenswerte Inseln im Bereiche moder-
ner Verkehrseinrichtungen nicht dutzendweise zu haben
sind, ja das Verlangen, die wohnliche Abgeschlossenheit
derart auf die Spitze zu treiben ist in der I-Iauptsache
doch nur eine Ausnahme, folglich nimmt im großen
ganzen auch das Eiland als Einzelheim eine Ausnahme-
stellung ein.
Allgemein ist jedoch hier der sommerliche Drang
Landsitz in Seal Harbor auf der Insel Mount Desert.