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Die Gartenkunst — 10.1908

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Pudor, Heinrich: Der Volkspark von Groß-Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0021

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X, 1

DIE GARTENKUNST.

11


Vorwerker Friedhof, Lübeck. Entwurf von E. Barth.
4. Laubgangartige Allee vor der Leichenhalle.

gemacht werden, also durch ausgiebige Bade- und
Schwimmgelegenheit, Rudern, bezw. Eisläufen und
Schlittschuhlaufen. Wir müssen dabei erwähnen, daß
ein solcher See nicht etwa nur durch seine Wasser-
masse und die Gelegenheiten, die er der Sportlust der
Stadtbewohner schafft, gutes wirkt, sondern daß eine
Wasserfläche, indem sie das Licht spiegelt, als Licht-
quelle wirkt und das Städtebild erhellt und er-
heitert. Deshalb lacht gleichsam unser Auge, wenn
wir auf einem Spaziergang aus dem Walde kommen
und plötzlich einen See vor uns sehen. Und diese
Wirkungen kann man schon mit einem künstlichen
See von bescheidenen Dimensionen erzielen, nament-
lich wenn seine Wasserfläche nicht zu tief liegt, und
bei dieser Gelegenheit mag erwähnt werden, daß in
Berlin gerade nach dieser Richtung die Spree mit
ihren Kanälen, die sämtlich viel zu tief liegen und des-
halb diese erhellenden und erheiternden Wirkungen
nicht ausüben können, nicht ausgenutzt worden ist;
man hat sie versteckt, als schäme man sich ihrer, an-
statt sie womöglich gleichsam zu heben und ans Licht
zu ziehen. Hier berühren wir ein wichtiges Gebiet
der Wasser- und Strom-Ästhetik, die ähnlich
der Wald- und Forstästhetik von unseren Kultur-
technikern künftig weit mehr berücksichtigt werden muß.
Nicht minder wichtig ist die Frage der Bodenan-
lage und Bepflanzung der Ufer der Seen und Wasser-
läufe. Wenn man die Ufer durch senkrecht abfallende
Quais ausbaut, wie man es in Berlin bei der Spree
und ihren Kanälen und beim Teltowkanal gemacht
hat, oder durch ebenfalls senkrecht abfallende im
Blockbau aus Holz gebaute Quais einfaßt, wie man
es auf der Deutschen Armee-, Marine- und Kolonial-
ausstellung in Schöneberg getan hat, so begibt man
sich auch hier wieder eines wichtigen, so willkommenen

Mittels, eine Art natürlicher Landschaft
künstlich zu schaffen, auf ungezwungene
Weise Natur hervorzuzaubern und natür-
liche Reize zu entwickeln. Die langsam
abfallende Böschung des Ufergeländes
bringt Fluß und Abwechselung, Leben
und Rhythmus in die Landschaft und
dieses Wellenspiel der Bodenbewegung
brauchen wir doch gerade in dem gleich-
förmig flachen Berlin nötig genug. Und
dieses steigende und fallende Ufergelände
bietet zugleich die beste Gelegenheit zum
Pflanzen von Baumgruppen und Wald-
partien, die sich am Ufer eines Sees
oder Flusses doppelt reizend ausnehmen,
namentlich aber, wenn sie in Unter-
brechungen stehen und bezüglich der Art
und Gattung verständnisvoll gewählt sind.
Daran schließen sich größere Rasen-
flächen, die ihrerseits von Blumengärten
unterbrochen werden oder solche in sich
schließen. Dann folgen die Spielplätze,
die Luft- und Sonnenbäder, die Sport-
plätze und Kindergärten. Und nach dieser Richtung hin
harren des künftigen Groß-Berlins wiederum die wich-
tigsten Aufgaben. Und wiederum nicht nur hygienisch

Vorwerker Friedhof, Lübeck. Entwurf von E. Barth.
5. Weg durch die Grabfelder, begrenzt von Knicks, welche
mit Fichten bepflanzt sind.
 
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