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Die Gartenkunst — 10.1908

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Heicke: Die neue Anlage in Bad Nauheim, "ein Dokument moderner deutscher Gartenkunst", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0023

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X, 1

DIE GARTENKUNST.

13


Vorwerker Friedhof, Lübeck. Entwurf von E. Barth.
8. Grabordnung in der Grenzpflanzung. M. i : 1000.
E. Erbgräber in freier Anordnung. F. Erbgräber in regelmäßiger Anord-
nung. D. Ruheplätze.

Und wenn wir, d. h. die berufsmäßigen
Landschaftsgärtner, gerade in der neuesten
Zeit wieder gern auf die Schöpfungen des
Fürsten Pückler hinweisen, so müssen wir
dabei bedenken, daß er weder Forstmann,
noch Baukünstler, noch Gartenfachmann ge-
wesen ist, sondern lediglich kunstbegeisterter
Laie. Aber er besaß das erforderliche
„Können“ und wir verdanken ihm Schöp-
fungen, die — man kann es wohl sagen
ohne einer Widerlegung gewärtig zu sein —
auch heute noch unübertroffen sind. Erst
vor einigen Wochen hatte ich wieder Ge-
legenheit, sie in Branitz und Muskau zu
durchstreifen und mich an ihnen zu er-
freuen. Mit ihrer Großzügigkeit hat der
alte Park in Bad Nauheim manches ge-
meinsam.
Wenn also schon an sich kein Grund
vorliegt, von vornherein die Möglichkeit einer
künstlerisch befriedigenden Lösung der in
Nauheim vorliegenden Aufgabe durch eine
forstmännische Kraft zu bezweifeln, so kommt
noch dazu, daß gerade die Darmstädter Re-
gierung in den letzten Jahren in beachtenswerter und vor-
bildlicher Weise davon abgegangen ist, bei der Wald-

Vorwerker Friedhof, Lübeck. Entwurf von E. Barth.
7. Grabanordnungen. M. 1: 1000.
A. Gräber für Erwachsene. C. Brunnen. D. Ruheplätze.
F. Erbgräber in regelmäßiger 'Anordnung. G. Knicks oder
Wildhecken.


wirtschaft lediglich Rücksicht auf die Erzielung höchster
Erträge voran zu stellen, sondern ganz allgemein ihrem
Beamtenpersonal auch Rücksichtnahme auf die Wald-
schönheit zur Pflicht macht und, wie wir aus dem in
diesen Blättern zum Abdruck gelangten Vortrag des
Geheimen Oberforstrates Dr. Walter, Darmstadt
(Heft 1, Jahrgang 1906 der Gartenkunst) entnehmen
konnten, nicht etwa nur in der Theorie, sondern mit
praktischem Verständnis auch in der Wirklicheit. Das
Programm, welches Dr. Walter in seinem Vortrage
auseinandergesetzt hat, hält sich auf der einen Seite
vollständig fern von jenen vielfach bei anderen Forst-
und sonstigen Verwaltungsbehörden der Form wegen ge-
pflegten „Verschönerungen“, die nur ins Werk gesetzt
werden, weil sie von oben herunter verfügt sind, nicht
aber weil der Ausführende dem eigenen Drange und
Bedürfnis dabei folgt. Auf der anderen Seite sind sie
erfreulicherweise so weitgehend, wie jeder, der nicht
in weicher Gefühlsduselei die ordnende Pfand und das
wirtschaftliche Ziel aus dem Bereich unserer Forsten
verbannt wissen will, sich nur irgend wünschen kann.
Um so unverständlicher ist es nun, daß man bei
den Nauheimer Neuanlagen so vollständig auf Abwege
geraten ist. Man wollte — ich folge hierbei Ver-
öffentlichungen, die mir im Laufe der Zeit zu Gesicht
gekommen sind — eine Form der Pflanzungsart an-
wenden, wie sie durch den Landschafts-
charakter vor gezeichnet war und die die
Entstehung eines natürlichen Bildes ge-
währleistet, nämlich den P1 ä n t er - o d e r F e h m e 1 -
wal d. Sie sollte die Grundlage abgeben, die im einzelnen
aufs reizvollste ausgestaltet, überall die Kunst erkennen
lasse, mit der der Park und Wald zu einem einheit-
lichen Bilde verbunden seien. Den malerischen
 
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