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Die Gartenkunst — 10.1908

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Tamms, Friedrich: Die Verwendung der winterharten Rhododendron im Garten und im Park
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0066

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56

DIE GARTENKUNST.

X, 4


Härte seines Klimas (seit 1902 sind bereits 2 Jahre
beobachtet worden, bei denen kein Monat ohne Frost
war) nichts auf kommen läßt, was in irgend-
welcher Richtung weich ist und die trocknen
Sommer und kalten Winter Mitteldeutsch-
lands nicht zu überdauern vermag (im letzten
Drittel des Januar
vorigen Jahres hat-
ten wir minus 2 50 C
mit starkem Sturm).
Die hier er-
zogenen winterhar-
ten Rhododendron
sind also wirklich
zuverlässig und des-
halb bei allgemeiner
Verwendung Fehl-
schläge so ziemlich
ausgeschlossen. Aus
diesen Gründen hat
sich u. a. die Gar-
tenverwaltung der
Stadt Chemnitz der
Verwendung der
Rhododendron in
großem Maße zu-
gewendet, und hier-
bei hat sich auf das
Beste die Annahme
bestätigt, daß die
Rußbeständigkeit
dieser Ericaceen und
ihre Fähigkeit, Hö-
henlagen auf das
Günstigste zu er-
tragen, also an Stel-
len auszudauern, wo
die Anpflanzung von
Coniferen ausge-
schlossen ist, über
allem Zweifel ist.
Hieraus dürfte
hervorgehen, daß
der Gartenkünstler
sicher sein kann,
daß sein Werk nicht
durch Verluste in
der Bepflanzung zu
leiden hat, wenn er
sich der Rhododendron bedient. Nur sei gesagt, an
Wassermangel dürfen sie nie leiden und eine leichte
Düngung ist ihnen alljährlich zu bieten.
Wo läßt sich nun das Rhododendron in geeigneter
Weise verwenden? Als besonders wertvoll erscheint
es i m Hausgärtchen. Dieses zieht zwar mit seinem
beschränkten Raum auch der Aufnahme von Rhodo-
dendron enge Grenzen. Aber es sind kleine Gruppen in
einfacher Form oder Rabatten an geeignete Stelle auf

alle Fälle angebracht. Ebenso wirken rechts und links
vom Eingang oder an der Straßenpforte größere Gruppen
auf das Trefflichste. Gerade bei der Kleinheit des
Gartens ist eine Gruppe solcher Frühjahrsblüher ein
besonders erfrischendes Moment und oft hat man Ge-
legenheit, zu beobachten, wie die Passanten auf der
Straße unwillkür-
lich stehen bleiben
und einen erfreuten
Blick auf die schö-
nen Blütendolden
werfen. Die An-
schaffung ist natür-
lich eine kostspie-
ligere als eine solche
von Pelargonien und
anderen Blüten-
pflanzen. Doch sind
die Unterhaltungs-
kosten dann auch
wesentlich geringer,
und darauf kommt
es meistens dem
Besitzer an. In
meiner Praxis habe
ich solche Beispiele
unendlich oft erlebt.
Im größeren
Villengarten
können die Rhodo-
dendron schon ein
gewichtigeres Wort
sprechen; denn hier
tritt ihre Schönheit
besonders wirksam
zutage. Rechts und
links von einer Ba-
lustrade in Gruppen,
auch als Schau-
pflanzen in den
freien Rasen ge-
pflanzt, geben sie
immer ein schönes
Bild. Sogar inEcken
und Winkeln gedei-
hen sie gut, wo Coni-
feren wegen ihres
Kahlwerdens von
unten nicht gut ver-
wendbar sind, z. B. neben einer Freitreppe. Sie erheben
sich bald bis zur Höhe der Terrasse und bieten von dieser
aus einen ganz entzückenden Anblick, der dem min-
destens gleichkommt, den der Beschauer vor der Front
des Hauses genießt. Auch ihr dunkles saftiges Grün
nach der Blüte im Sommer und Winter bildet einen
schönen Kontrast zu Architekturteilen, und das Ge-
diegene, Schwere, das ihr Wuchs an sich hat, ist
äußerst wohltuend für das Auge, während der Gegen-

Rhododendron als Unterholz unter Bäumen im Waldpark.
Aus Waldfried, Besitztum des Herrn Generalkonsul v. Weinberg,
Frankfurt a. M.
 
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