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DIE GARTENKUNST.
X, 5
Schultze-Naumburg in Saaleck b. Kosen i. Thüringen,
Stefen, Gartendirektor in Essen und Trip, Garten-
direktor in Hannover eingeladen wurden. In den Herren
Heicke und Trip war die Deutsche Gesellschaft für
Gartenkunst vertreten, in Prof. Schultze-Naumburg
der Dürerbund und in Stefen die Stadt.
Nach einer Ortsbesichtigung des Geländes durch
die Künstler unter Führung der Stadtwaldkommission
wurden die Bedingungen zur Aufstellung der Entwürfe
festgestellt, es wurde vor allem verlangt, daß das rund
109 ha große und zu 81 ha bewaldete, im übrigen aus
großen zusammenhängenden Feld- und Wiesenflächen be-
stehende Gelände durch eine ausreichende Zahl von Fuß-,
Fahr-, Reit- und Radfahrwegen aufgeschlossen, sowie
mit größeren Plätzen zu Turn- und Volksfesten aus-
gestattet werde; zwei nicht zu nahe beieinanderliegende
Restaurationen, davon eine für alkoholfreie Getränke,
sollten vorgesehen werden. Auch wurde ein ausführ-
licher Wirtschaftsplan für die Behandlung und Ergän-
zung der Waldbestände gefordert. Jedem Künstler
wurde eine an-
gemessene Sum-
me für den Auf-
wand an Arbeit
und Zeit zuge-
sagt , außerdem
wurde ein Preis
von 2000 Jfc für
den besten Ent-
wurf ausgesetzt.
Hierauf fertigten
die Herren die
hier vorliegenden
Entwürfe an.
Die Beurtei-
lung der Entwürfe nahm die Stadtwaldkommission
unter Hinzuziehung des vom Dürerbund empfohlenen
Herrn Prof. Dr. ing. Henrici-Aachen, sowie des von
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst genannten
Herrn Hofgartendirektor G. Fintelmann-Sanssouci
vor. Nach längeren Beratungen sprach die Kom-
mission den Preis je zur Hälfte den Arbeiten der
Herren Gartendirektor Trip und Prof. Schultze-
Naumburg zu.
Keiner der Entwürfe schien jedoch ohne wei-
teres zur endgültigen Ausführung geeignet zu sein
und es sind bis heute besondere Anlagen im Stadt-
wald noch nicht gemacht worden. Wohl ist mit der
Anlage eines Umfahrtsweges, dem man eine Ähnlich-
keit mit dem Fahrwege des Prof. Schultze-Naum-
burg nicht absprechen kann, begonnen worden unter
Leitung des Königlichen Baurats Wiebe und unter
Mitwirkung des Kruppschen Hausverwalters Bernsau.
Ehe nun die einzelnen Projekte einer Besprechung
unterzogen werden, sei bemerkt, daß es mir fern liegt,
die Arbeiten von Männern von anerkanntem Rufe
zu kritisieren. Der Zweck ist vielmehr der, die
Absichten der Verfasser der einzelnen Projekte so-
weit es mir möglich ist, näher zu beleuchten und zu
erläutern.
Ich beginne mit dem Entwurf von Prof. Schultze-
Naumburg. Betrachtet man den Plan näher, so sticht
direkt die äußerst große von regelmäßigen Gartenan-
lagen umgebene Hauptrestauration hervor. Wie der
Künstler sich ihre Ausgestaltung nebst Umgebung ge-
dacht hat, dürfte aus der beigegebenen Vogelperspek-
tive (Seite 74), die allerdings nicht ganz dem Grundplan
entspricht, ersichtlich sein. Die Lage der Restauration
an dieser Stelle ist eine recht glückliche zu nennen,
da man von den Terrassen einen schönen Ausblick
fast über die gesamte Stadt Essen haben wird. Über
ihre Anordnung entnehmen wir dem Erläuterungsbericht
folgende Stellen:
Das Haupt-Restaurant verlegte ich auf den höchsten
Punkt von Block 5. Für diese Lage waren folgende Gründe
maßgebend. Das Haupt-Restaurant muß eine landschaftlich
bevorzugte Lage haben, damit man von den Terrassen schöne
Blicke nach allen Seiten hat. Es soll nicht unmittelbar an den
Eingangswegen von der Stadt in den Walde liegen, damit
die Besucher des
Restaurants auf
ihrem Wege stets
einen Teil des Stadt-
waldgebietes be-
nutzen können; es
soll andernteils auch
nicht allzuweit von
der Stadt selbst
entfernt liegen, da-
mit bei der Heim-
kehr am Abend
nach Festen etc. der
Weg nicht unnötig
weit wird. Das
Haupt - Restaurant
muß nicht allein
an einem, sondern
wenn möglich an einer größeren Anzahl von bequemen
Zugangs- und Zufahrtswegen liegen, damit sich größere
Volksmengen mit Bequemlichkeit zu den Punkten und von
den Punkten weg bewegen können. Es sollte ferner in un-
mittelbarer Nähe der Sportplätze liegen, damit die Bewirt-
schaftung in eine Hand vereinigt werden kann. Allen diesen
Ansprüchen wurde allein der bezeichnete Punkt auf Block 5
gerecht. Wenn sich das Haupt-Restaurant dort in einem Ge-
bäude von kräftiger geschlossener Form über Terrassen er-
hebt, so hat man von da aus nicht allein rings herum schöne
Blicke, sondern auch besonders nach Nordwesten zu bietet
sich ein großes Panorama über die Stadt Essen, was der
ganzen Anlage gleich eine symbolische Bedeutung gibt. Das
Terrain fordert gleichzeitig zu Terrassen-Bildungen heraus und
für alle von der Stadt Kommenden würde von dem großen
Gebiet zwischen der Kolonie Altenhof bis nach der Ludwigs-
Zeche hinüber das Haupt-Restaurant als mächtiges, die Gegend
beherrschendes Gebäude erscheinen und das landschaftliche
Bild schließen.
Die landschaftliche Lage des Ortes fordert hier ein großes,
in geschlossenen Formen gehaltenes, langgestrecktes Gebäude,
das allein schon durch seine Masse seine dominierende Stellung
kennzeichnet. Eine solche Form dürfte auch dem Betriebe am
besten entsprechen. Von dem Haupteingang von Süd-Osten
her gelangt man über nur wenige Stufen direkt in die Restau-
rationsräumlickheiten, die mit einem größeren und kleineren
Saal verbunden sein müssten. Der große Saal würde zweck-
mäßig im Mittelteil des Gebäudes liegen und event. das erste
Wettbewerbsentwurf des Prof. Schultze-Naumburg für den Essener Stadtwald.
Heckengärtchen.
DIE GARTENKUNST.
X, 5
Schultze-Naumburg in Saaleck b. Kosen i. Thüringen,
Stefen, Gartendirektor in Essen und Trip, Garten-
direktor in Hannover eingeladen wurden. In den Herren
Heicke und Trip war die Deutsche Gesellschaft für
Gartenkunst vertreten, in Prof. Schultze-Naumburg
der Dürerbund und in Stefen die Stadt.
Nach einer Ortsbesichtigung des Geländes durch
die Künstler unter Führung der Stadtwaldkommission
wurden die Bedingungen zur Aufstellung der Entwürfe
festgestellt, es wurde vor allem verlangt, daß das rund
109 ha große und zu 81 ha bewaldete, im übrigen aus
großen zusammenhängenden Feld- und Wiesenflächen be-
stehende Gelände durch eine ausreichende Zahl von Fuß-,
Fahr-, Reit- und Radfahrwegen aufgeschlossen, sowie
mit größeren Plätzen zu Turn- und Volksfesten aus-
gestattet werde; zwei nicht zu nahe beieinanderliegende
Restaurationen, davon eine für alkoholfreie Getränke,
sollten vorgesehen werden. Auch wurde ein ausführ-
licher Wirtschaftsplan für die Behandlung und Ergän-
zung der Waldbestände gefordert. Jedem Künstler
wurde eine an-
gemessene Sum-
me für den Auf-
wand an Arbeit
und Zeit zuge-
sagt , außerdem
wurde ein Preis
von 2000 Jfc für
den besten Ent-
wurf ausgesetzt.
Hierauf fertigten
die Herren die
hier vorliegenden
Entwürfe an.
Die Beurtei-
lung der Entwürfe nahm die Stadtwaldkommission
unter Hinzuziehung des vom Dürerbund empfohlenen
Herrn Prof. Dr. ing. Henrici-Aachen, sowie des von
der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst genannten
Herrn Hofgartendirektor G. Fintelmann-Sanssouci
vor. Nach längeren Beratungen sprach die Kom-
mission den Preis je zur Hälfte den Arbeiten der
Herren Gartendirektor Trip und Prof. Schultze-
Naumburg zu.
Keiner der Entwürfe schien jedoch ohne wei-
teres zur endgültigen Ausführung geeignet zu sein
und es sind bis heute besondere Anlagen im Stadt-
wald noch nicht gemacht worden. Wohl ist mit der
Anlage eines Umfahrtsweges, dem man eine Ähnlich-
keit mit dem Fahrwege des Prof. Schultze-Naum-
burg nicht absprechen kann, begonnen worden unter
Leitung des Königlichen Baurats Wiebe und unter
Mitwirkung des Kruppschen Hausverwalters Bernsau.
Ehe nun die einzelnen Projekte einer Besprechung
unterzogen werden, sei bemerkt, daß es mir fern liegt,
die Arbeiten von Männern von anerkanntem Rufe
zu kritisieren. Der Zweck ist vielmehr der, die
Absichten der Verfasser der einzelnen Projekte so-
weit es mir möglich ist, näher zu beleuchten und zu
erläutern.
Ich beginne mit dem Entwurf von Prof. Schultze-
Naumburg. Betrachtet man den Plan näher, so sticht
direkt die äußerst große von regelmäßigen Gartenan-
lagen umgebene Hauptrestauration hervor. Wie der
Künstler sich ihre Ausgestaltung nebst Umgebung ge-
dacht hat, dürfte aus der beigegebenen Vogelperspek-
tive (Seite 74), die allerdings nicht ganz dem Grundplan
entspricht, ersichtlich sein. Die Lage der Restauration
an dieser Stelle ist eine recht glückliche zu nennen,
da man von den Terrassen einen schönen Ausblick
fast über die gesamte Stadt Essen haben wird. Über
ihre Anordnung entnehmen wir dem Erläuterungsbericht
folgende Stellen:
Das Haupt-Restaurant verlegte ich auf den höchsten
Punkt von Block 5. Für diese Lage waren folgende Gründe
maßgebend. Das Haupt-Restaurant muß eine landschaftlich
bevorzugte Lage haben, damit man von den Terrassen schöne
Blicke nach allen Seiten hat. Es soll nicht unmittelbar an den
Eingangswegen von der Stadt in den Walde liegen, damit
die Besucher des
Restaurants auf
ihrem Wege stets
einen Teil des Stadt-
waldgebietes be-
nutzen können; es
soll andernteils auch
nicht allzuweit von
der Stadt selbst
entfernt liegen, da-
mit bei der Heim-
kehr am Abend
nach Festen etc. der
Weg nicht unnötig
weit wird. Das
Haupt - Restaurant
muß nicht allein
an einem, sondern
wenn möglich an einer größeren Anzahl von bequemen
Zugangs- und Zufahrtswegen liegen, damit sich größere
Volksmengen mit Bequemlichkeit zu den Punkten und von
den Punkten weg bewegen können. Es sollte ferner in un-
mittelbarer Nähe der Sportplätze liegen, damit die Bewirt-
schaftung in eine Hand vereinigt werden kann. Allen diesen
Ansprüchen wurde allein der bezeichnete Punkt auf Block 5
gerecht. Wenn sich das Haupt-Restaurant dort in einem Ge-
bäude von kräftiger geschlossener Form über Terrassen er-
hebt, so hat man von da aus nicht allein rings herum schöne
Blicke, sondern auch besonders nach Nordwesten zu bietet
sich ein großes Panorama über die Stadt Essen, was der
ganzen Anlage gleich eine symbolische Bedeutung gibt. Das
Terrain fordert gleichzeitig zu Terrassen-Bildungen heraus und
für alle von der Stadt Kommenden würde von dem großen
Gebiet zwischen der Kolonie Altenhof bis nach der Ludwigs-
Zeche hinüber das Haupt-Restaurant als mächtiges, die Gegend
beherrschendes Gebäude erscheinen und das landschaftliche
Bild schließen.
Die landschaftliche Lage des Ortes fordert hier ein großes,
in geschlossenen Formen gehaltenes, langgestrecktes Gebäude,
das allein schon durch seine Masse seine dominierende Stellung
kennzeichnet. Eine solche Form dürfte auch dem Betriebe am
besten entsprechen. Von dem Haupteingang von Süd-Osten
her gelangt man über nur wenige Stufen direkt in die Restau-
rationsräumlickheiten, die mit einem größeren und kleineren
Saal verbunden sein müssten. Der große Saal würde zweck-
mäßig im Mittelteil des Gebäudes liegen und event. das erste
Wettbewerbsentwurf des Prof. Schultze-Naumburg für den Essener Stadtwald.
Heckengärtchen.