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Die Gartenkunst — 10.1908

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Petznick, W.: Wettbewerb Stadtwald Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0088

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78

DIE GARTENKUNST.

X, 5


Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Trip für den Essener
Stadtwald. Hauptrestaurant.

zweckdienlich ist. Die große hier vorgesehene Tri-
bünenanlage wie auch der ganze Sportplatz dürften wegen
der damit verknüpften großen Erdarbeiten, wenn auch
sehr kostspielig, doch auch sehr zweckentsprechend
sein. Hieran anschließend ein kleiner Sportplatz, desen
Abschluß das Restaurant für alkoholfreie Getränke
bildet. Auch hier ist ein ausreichend großer Restau-
rationsplatz vorgesehen, der an dieser Stelle auch sehr
angebracht erscheint.
Als weiteres Gebäude ist die auf der Höhe nördlich
der Kolonie Langenbrahm an der gleichen Stelle, wie bei
dem Schultze-NaumburgschenEntwurf vorgesehene
Meierei anzuführen die im Stile eines altbergischen
Herrenhauses gehalten, an dieser Stelle von ausge-
zeichneter Wirkung sein kann (Seite 78). Große Terrassen-
anlagen und der hier vorgesehene Aussichtsturm geben
Gelegenheit, das sich hier bietende Panorama
zu genießen. Über diese Verbindung der Meierei
und desAussichtsturmes sagt Trip:
Das Programm fordert an hervorragender Stelle
die Einfügung eines Aussichtsturmes in das Waldge-
lände. Nach Prüfung aller, eine umfassende Fernsicht
bietenden Stellen kann hierfür nur der höchste Punkt
des ganzen Geländes in dem Waldrande nordwestlich
der Arbeiterkolonie Langenbrahm in Betracht kommen,
wo sich ein herrlicher Blick in der Richtung auf das
Ruhrtal und die benachbarten Höhen bietet und von
der Spitze eines über die Baumkronen hervorragen-
den Turmes ein umfassendes Panorama der Stadt Essen
und ihrer Umgebung von seltener Schönheit erreichen
lassen wird. Der freie Hang vor dem jetzt gerad-
linigen. Waldrande bietet. willkommene Gelegenheit
zu wirkungsvoller lockerer Bepflanzung nach dem Vor-
bilde freier Natur, die keine geradlinige Grenze duldet,
sondern unter dem Einfluß von Wind und Wetter in
Vordringen und Zurückweichen, .Einzelstellung und
Gruppierung des Bestandes, sowie Ansiedelung hei-
mischer Sträucher und Stauden den Kampf der Vege-
tation mit den Elementen vor Augen führt.
Es wird eine besonders reizvolle Aufgabe sein,
auf diese Weise eine wirkungsvolle Einrahmung und

einen malerischen Vordergrund zu dem vorliegenden
Landschaftsbilde zu schaffen. Die Schönheit des Ortes
in Verbindung mit der hervorragenden Lage am
äußersten Ende des Stadtwaldes und nahe der von
Ausflüglern frequentierten Straße nach dem Ruhrtale
zu, werden diese Stelle zu einem besonders erstrebens-
werten Ziele für die Besucher des Stadtwaldes machen.
Diese Tatsache und die Erwägung, daß man nach
langer Wanderung hier das Bedürfnis der Erholung
und des dauernden Genusses der Fernsicht empfinden
dürfte, nicht minder auch, daß ein Aussichtsturm ohne
sonstige innere Bedeutung, wie als Treppenanlage zur
Erreichung eines Aussichtsstandpunktes zu dienen,
nicht gerade zur Verschönerung der Landschaft bei
trägt, brachte mich auf den Gedanken, hier oben
eine Meierei zu planen. In Verbindung des Aussichts-,
turmes, in Abmessung und Form einem mittelalterlichen-
Befestigungsturm gleichend, an breitgelagerte, • der Ört-
lichkeit angepaßte Gebäude nach Art der altbergischen
Herrenhäuser sich anschließend, läßt sich dem Ganzen
eine innere Bedeutung geben, die an dieser Stelle ohne
weiteres als wahr empfunden werden wird:
„Es kann nicht anders sein, hier, an so hervor-
ragender, das Vorland beherrschender Stelle, muß
ein befestigtes Haus mit dem Lug-ins-Land gestanden
haben, der den Lauf der Zeiten überdauert hat und
an den man später in friedlicher Zeit das behagliche breite
Haus mit dem mächtigen Dache, die schützenden Spalier-
ilnden davor, nach niederrheinischer Gepflogenheit angelegt
hat. Hinter dem An wesen, durch einem Wirtschaftshof vom
Hause getrennt, befinden sich die Stallungen, auf den Wiesen-
flächen am Bergabhang weiden die Kühe, das Ganze ein Stim-
mungsbild voll innerer Wahrheit aus dem Charakter der Ört-
lichkeit herausgeholt, ein Abschluß für die Waldwanderung
von gleich praktischem, wie ästhetischem Werte.
Den Fahrwegen ist im Trip sehen Projekt genügend
Rechnung getragen und sind durch sie die Gebäulich-
keiten und die verschiedenen Waldteile im Zusammen-
hang gebracht. Die Fahrwege schmiegen sich im
allgemeinem dem Terrain in geschickter Weise an.
Nur finde ich nicht glücklich, daß der Künstler den
Fahrweg mit einer Brücke über das schönste Tal des
Stadtwaldes führt und so dies schöne Tal zerschneidet.


Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Trip für den Essener
Stadtwald. Meierei.
 
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