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Die Gartenkunst — 10.1908

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Petznick, W.: Wettbewerb Stadtwald Essen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0093

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X, 5

DIE GARTENKUNST.

83

Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Heicke für den Essener Stadtwald.
Alkoholfreie Wirtschaft.


Hierbei dürfte die Frage zu erörtern sein,
ob es Tätlich ist, die Grenzen des Geländes
überall mit zusammenhängenden Pflanzungen
auszustatten. Man könnte sagen, wo einige
Fernsicht ist, soll die Pflanzung unterbleiben.
Ich gebe demgegenüber zu bedenken, daß man
es wohl an keiner Stelle in der Umgebung in
der Hand hat, die unaufhaltsam fortschreitende
Bebauung so zu lenken, daß nur schöne Bilder
entstehen. Aber selbst, wenn man Mittel und
Wege fände, die Bebauung günstig zu beein-
flussen, halte ich es doch für ganz ausge-
schlossen, daß Bilder entstehen, die auch nur
im entferntesten sich an Reiz mit dem messen
können, was gegenwärtig jener in südöstlicher
Richtung jenseits der Eisenbahn gelegene Hügel
mit seinen zerstreut aus dem Grün der Bäume
hervorlugenden Bauerngehöften bietet.
In den meisten Fällen werden unzweifel-
haft unschöne Bilder entstehen. Hat man nun
die Grenzen des Gebietes mit Baum- und Strauch-
pflanzungen versehen, so hat man es jeder-
zeit in der Hand, durch periodisches Zurück-
schneiden des Holzes nach Wunsch den Aus-
blick freizuhalten, man ist aber auch in der
Lage, in kurzer Zeit unschöne Bilder dem Blicke
zu entziehen, indem man dem durch den seitherigen Rück-
schnitt im Zaum gehaltenen Wachstum an solchen Stellen
freien Lauf läßt. Aus diesen Erwägungen heraus empfehle
ich grundsätzlich alle Grenzen in ausreichender Breite mit einem
Gehölzsaum zu besetzen.
Sehr gut ist auch der Vorschlag des Herrn Ver-
fassers, die Schlucht bei Grünweller zu lichten. Von
der am Ausgangspunkt dieser Schlucht vorgesehenen
Waldhütte würde das Tal bedeutend besser wirken,
als wie jetzt, wo es vollständig zugewachsen ist. Auch
die übrigen Schluchten sind in sehr schöner Weise be-
handelt und teilweise durch Wasserläufe und Stau-
becken verschönert. Nur will mir scheinen, daß im
östlichen Zipfel des Waldes an Staubecken des Guten
zuviel geleistet ist, etwas weniger wäre hier mehr ge-
wesen.
Die Zechen-Halde von Langenbrahm ist in
sehr geschickter Weise durch vorgeschobene
Pflanzung verdeckt worden.
In seiner Auffassung hinsichtlich der grund-
sätzlichen Verschiedenheit zwischen dem Schaffen
des Gartenkünstlers und des Forstmannes bei
der Behandlung solcher Waldungen steht Heicke
Trip nahe. Er sagt einleitend darüber:
Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die An-
sichten von Forstleuten und Landschaftsgärtnern über
die Behandlung der Waldbestände, wenn die forstwirt-
schaftlichen Rücksichten zurücktreten, auseinander
gehen, weil beide ihrer ganzen technischen Ausbildung
zufolge fast entgegengesetzte Gesichtspunkte bei der
Beurteilung in den Vordergrund zu rücken pflegen.
Insbesondere ist es die so gut wie ausschließ-
lich auf forstwirtschaftliche Ziele, d. h. auf die
Erzielung möglichst hoher Erträge gerichtete Ausbil-
dung der Forstbeamten, die sie auch bei der Be-
urteilung von Fragen beeinflußt, deren Schwerpunkt
nicht auf dem wirtschaftlichen Gebiet liegt. Des Land-
schaftsgärtners Berufsausbildung betont überall in erster
Linie die ästhetischen Momente, die allerdings, wenn

man den festen Boden unter den Füßen nicht verlieren will, auf
einer gesunden wirtschaftlichen und die natürlichen Verhältnisse
berücksichtigenden Basis aufgebaut sein müssen. Infolge dieses
Unterschiedes in der Vorbildung und ganzen Berufsrichtung
ist der Landschaftsgärtner von vorneherein darauf bedacht,
die malerische Schönheit eines gegebenen Objekts zu ent-
wickeln und zu steigern, wo der Forstmann sich erst von
seiner Gewohnheit, die praktisch wirtschaftlichen Fragen in
erster Linie zu berücksichtigen, gewaltsam frei machen muß.
Es ist notwendig, hierauf besonders hinzuweisen, um Ab-
weichungen in den zu machenden Vorschlägen, je nachdem
sie vom Forstmann oder vom Landschaftsgärtner herrühren,
zu verstehen. Wo beider Vorschläge auseinander gehen, darf
nicht ohne weiteres angenommen werden, daß des einen
Vorschlag nun falsch sein müsse, nein, er bezweckt nur etwas
anderes.
Bei der Mischung der Holzarten ist darauf zu achten,
daß nicht alles gar zu bunt durcheinander gerät, es müssen
vielmehr die einzelnen Waldteile durch Bevorzugung gewisser

Wettbewerbsentwurf des Gartendirektor Heicke für den Essener
Stadtwald. Platz unter alten Eichen.
 
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