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Die Gartenkunst — 10.1908

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Rothe, Richard: Die Insel Mount Desert: und ihre bisherige Entwickelung zur vornehmen amerikanischen Sommerfrische
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0144

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DIE GARTENKUNST.

X, 8

und der Birke als den
am zahlreichsten auf-
tretenden Baumarten
in ihrem Gesamtbilde.
Nicht üppiger Urwald
tritt uns entgegen und
nur in den Tälern, und
Niederungen trifft man
das, was man für ge-
wöhnlich unter Bloch-
wald versteht, an.
Häufig müssen sich
die Wurzeln zwischen
den allenthalben her-
vortretenden mächti-
gen nackten Granit-
flötzen mühsam einen
Halt suchen. Woher
sie ihre Nahrung neh-
men, ist bei der oft
gänzlich fehlenden Erdschicht vielfach nicht ersichtlich.
Wären nicht die reichlichen feuchten Niederschläge
und der allem Pflanzenwachstum hier so zusehends förder-
liche Einfluß der feuchten Seeluft, unsere Berge müßten
viel von ihrer Vegetation entbehren. Wohl nehmen
Baum und Strauch auf den Gipfeln und an den steilen
Abhängen zumeist einen zwergartigen Wuchs an, aber
dies scheint mehr durch die überaus heftigen Winter-
stürme, welche die Neuengland-Küste. entlang toben,
verursacht zu sein, als durch wirklichen Mangel an
Wachstumsbedingungen. Besonders schön und weit-
verbreitet sind die dunkelgrünglänzenden Balsamtannen,
Abies balsamea. An Kiefern haben wir Pinus strobus,
P. rigida und P. resinosa. Fichten sind am zahl-
reichsten von allen Nadelhölzern vertreten, doch nur
in den zwei Arten Picea alba und P. nigra. Die erstere
nimmt während des Sommers hier an der See beinahe
dieselbe intensiv blaue Färbung an, die man sonst nur
an Picea pungens
glauca zu sehen ge-
wohnt ist. In den sum-
pfigen Niederungen bil-
det Thuya occidentalis
wahre Dickichte, dort
finden wir auch vor-
zugsweise die strauch-
artige Erle, Ainus in-
cana, die uns übrigens
nahezu überall hier ent-
gegentritt. Larix ame-
ricana ist, vereinzelt
stehend oft anzutref-
fen. Als ein beson-
deres Charakteristi-
kum für die hiesige
Gegend muß Juniperus
communis, der ge-
meine Wacholder ge-

nannt werden, der
zwar nie bäum- oder
strauchartig auftritt,
dafür aber kriechend
überall zwischen den
Felsablagerungen wu-
chert und durch üppi-
ges Wachstum ganze
große Granitflötze
überdeckt. Auch Juni-
perus sabina, var. pro-
cumbens ist platt über
den Boden herumran-
kend vertreten, doch
mehr an trockenen frei-
liegenden Stellen, in
der Nähe der Meeres-
ufer.
In die dunkle Starr-
heit unserer Nadel-
wälder bringen die hellfarbenen leicht und graziös ge-
bauten Birken angenehme Abwechslung. Wie prächtig ist
doch die Kontrastwirkung des durch einen leichten rosa
Hauch erwärmten Weiß der Betula papyrifera-Rinde,
wenn ihre Stämme das ernste Grün dichter Thuya-Massen
unterbrechen. Nimmer werde ich müde werden, den
seidigen zartgelben Glanz zu bewundern, der den
Stämmen der Betula lutea eigen ist. Die gelbe Birke
gedeiht hier in ihrer Heimat auf mageren steinigen
Boden vortrefflich, im Walde gerade hohe Stämme für
erstklassiges Nutzholz bildend, im Freien aber, nicht
viel über Meterhöhe, zu einer dichten, mehr runden
Krone ausladend, die den Baum zu einer Parkzierde
von nicht geringem Werte werden läßt. Die dritte
unserer Birkenarten ist Betula populifolia, auch hier
ein unansehnlicher Baum, der nie ohne einen Wust
von dürren dünnen Zweigen ist und in der Flaupt-
sache nur als Brennholz Verwendung findet.
Fagus ferruginea
wächst in mehr ge-
schütztenWäldern,dort
trifft man die beiden
Eichen Quercus rubra
und Quercus ilicifolia
an, während unsere
Ahorne, Acer pennsyl-
vanicum, A. rubrum
und A. spicatum bis
hinauf in die Stein-
regionen der Berge
vorkommen.
Besonders reich ist
die Insel Mount Desert
an einheimischen
Sträuchern, von denen
der massenhaft vor-
kommende Rhododen-
dron Rhodora (R. cana-

Myrica cerifera auf Mount Desert am Meeresufer auf Felsen wachsend.



Juniperus communis auf Mount Desert auf Felsen kriechend.
 
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