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DIE GARTENKUNST.
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dense L.) und Rosa lucida typisch sind. Die würzig
duftende Myrica cerifera bevorzugt die Nähe der See, wirft
aber hier im Winter das Laub ab, während sie im Staate
Newyork und New-Jersey auf sandiger Düne immer
grün bleibt. Von nicht geringem botanischen Intresse
sind die außerordentlich vielen Vaccinium-Arten, die
auch, abgesehen von ihren eßbaren Beerenerträgen,
durch ihre lange intensive Herbstfärbung im Oktober
die Niederungen stellenweis in glühend rote Farben
tauchen, um endlich droben, in den grauen Felsregionen
unserer Berge, im Verein mit strauchartigen Ahornen,
jene feurigenFlammen-
zeichen zu erzeugen,
die den Reiz unserer
Landschaft ins Unge-
ahnte erhöhen.
Daß im hiesigen
Klima Farne, Moose
und Flechten vorzüg-
lich gedeihen und uns
auf Schritt und Tritt
begegnen, braucht
kaum erwähnt zu wer-
den. Im träumeri-
schen bergumsäumten
Binnensee schwimmt
Nymphaea odorata,
während am schattigen
Ufer, zwischen dichtem
Sphagnum - Moos ein-
gebettet, die herrliche
Sarracenia purpurea
blüht. Wenn sich aber
alljährlich im Juni un-
sere Sommergäste ein-
stellen, dann prangen
am Fuße der Berge,
oder sonst im Walde,
überall das herrliche
Cypripedium acaule
und vereinzelt auch Cy-
pripedium spectabile
im wunderbarem Flor. Lageplan
Wer einmal einen
Sommer auf Mount Desert verlebt hat, der kommt
gern wieder. Die angenehm kühlen Nächte, selbst
nach heißen Tagen, die erquickende Seeluft und
die reiche Fülle und Verschiedenartigkeit der Natur-
schönheiten üben immer eine belebende Wirkung auf
Körper und Geist aus. Selten vereinigt eine Gegend
so mannigfache Möglichkeiten für freie Bewegung,
gesunde Leibesübung und, wenn erwünscht, absolute
Ruhe auf verhältnismäßig kleinem Raume. Deshalb
ist auch unser Saison-Publikum schnell ein mehr
seßhaftes geworden. Nicht das große Hotel mit
seinen Sehwärmen ewig wandernder Zugvögel, sondern
der Heimstättenbesitzer gibt hier den Ausschlag. Nicht
die Sommerfrische als Kurort, mit ihrem Ärztestabe
und Anhängseln von Dampf-, Moor-, Schwefel- und
Solbädern, Inhalieranstalten und nur zu oft frag-
würdigen Mineralquellen, sondern die Sommerfrische
für Gesunde, mit reichlich Gelegenheit für angenehme
Küstenfahrten, Fischen, Baden, Waldspaziergängen,
mäßiges Bergsteigen und neben gesellschaftlichen Ver-
gnügungen mit ungezwungenem Naturgenuß ist es, die
hier ihre Anziehungskraft ausübt. Nicht inmitten einer
internationalen Lebewelt, sondern zumeist unter guten
Freunden und getreuen Nachbarn verlebt der Sommer-
gast auf Mount Desert
heute die Tage, die
ihn kräftigen sollen,
draußen, im Strudel
des großstädtischen
Lebens Kopf und
Geist oben zu be-
halten. Nur zu ver-
ständlich erscheint
demnach dasVerlangen
der Mehrheit, sich diese
durch natürliche Gren-
zen geschützte Welt
nicht nur zu erhalten,
sondern im weiteren
Ausbau den krassen
Kommerzialismus un-
serer Zeit fernzu-
halten.
Leer und verlas-
sen, aber nicht desto-
weniger sicher und un-
angetastet stehen wäh-
rend des langen nor-
dischen Winters die
vielen Villen und Kot-
tagen im schneebela-
denen Tann oder auch
auf felsigen Ufers stei-
ler Klippe, ihrer Be-
wohner und des Som-
mers wartend. Deut-
lich hörbar schallt von
nahen und fernen Gestaden der rollende, polternde,
brausende Schlag des ewig bewegten Meeres herauf.
Am nördlichen Horizont erglänzt in stiller, kalter
Winternacht der helle Glanz der Aurora borealis,
während das Ohr von droben aus den Bergen das
dumpfe tiefe Rauschen der Wasserfälle vernimmt.
Reine Naturlaute! — Kein greller Pfiff, kein Erz-
gedröhn auf nahen Gleisen! —
Inselträume, Inselphantasien vergangener Tage, mir
deucht die Wirklichkeit von heute übertrifft euch!
des Geländes für den Stadtpark Hamburg-Winterhude.
DIE GARTENKUNST.
135
dense L.) und Rosa lucida typisch sind. Die würzig
duftende Myrica cerifera bevorzugt die Nähe der See, wirft
aber hier im Winter das Laub ab, während sie im Staate
Newyork und New-Jersey auf sandiger Düne immer
grün bleibt. Von nicht geringem botanischen Intresse
sind die außerordentlich vielen Vaccinium-Arten, die
auch, abgesehen von ihren eßbaren Beerenerträgen,
durch ihre lange intensive Herbstfärbung im Oktober
die Niederungen stellenweis in glühend rote Farben
tauchen, um endlich droben, in den grauen Felsregionen
unserer Berge, im Verein mit strauchartigen Ahornen,
jene feurigenFlammen-
zeichen zu erzeugen,
die den Reiz unserer
Landschaft ins Unge-
ahnte erhöhen.
Daß im hiesigen
Klima Farne, Moose
und Flechten vorzüg-
lich gedeihen und uns
auf Schritt und Tritt
begegnen, braucht
kaum erwähnt zu wer-
den. Im träumeri-
schen bergumsäumten
Binnensee schwimmt
Nymphaea odorata,
während am schattigen
Ufer, zwischen dichtem
Sphagnum - Moos ein-
gebettet, die herrliche
Sarracenia purpurea
blüht. Wenn sich aber
alljährlich im Juni un-
sere Sommergäste ein-
stellen, dann prangen
am Fuße der Berge,
oder sonst im Walde,
überall das herrliche
Cypripedium acaule
und vereinzelt auch Cy-
pripedium spectabile
im wunderbarem Flor. Lageplan
Wer einmal einen
Sommer auf Mount Desert verlebt hat, der kommt
gern wieder. Die angenehm kühlen Nächte, selbst
nach heißen Tagen, die erquickende Seeluft und
die reiche Fülle und Verschiedenartigkeit der Natur-
schönheiten üben immer eine belebende Wirkung auf
Körper und Geist aus. Selten vereinigt eine Gegend
so mannigfache Möglichkeiten für freie Bewegung,
gesunde Leibesübung und, wenn erwünscht, absolute
Ruhe auf verhältnismäßig kleinem Raume. Deshalb
ist auch unser Saison-Publikum schnell ein mehr
seßhaftes geworden. Nicht das große Hotel mit
seinen Sehwärmen ewig wandernder Zugvögel, sondern
der Heimstättenbesitzer gibt hier den Ausschlag. Nicht
die Sommerfrische als Kurort, mit ihrem Ärztestabe
und Anhängseln von Dampf-, Moor-, Schwefel- und
Solbädern, Inhalieranstalten und nur zu oft frag-
würdigen Mineralquellen, sondern die Sommerfrische
für Gesunde, mit reichlich Gelegenheit für angenehme
Küstenfahrten, Fischen, Baden, Waldspaziergängen,
mäßiges Bergsteigen und neben gesellschaftlichen Ver-
gnügungen mit ungezwungenem Naturgenuß ist es, die
hier ihre Anziehungskraft ausübt. Nicht inmitten einer
internationalen Lebewelt, sondern zumeist unter guten
Freunden und getreuen Nachbarn verlebt der Sommer-
gast auf Mount Desert
heute die Tage, die
ihn kräftigen sollen,
draußen, im Strudel
des großstädtischen
Lebens Kopf und
Geist oben zu be-
halten. Nur zu ver-
ständlich erscheint
demnach dasVerlangen
der Mehrheit, sich diese
durch natürliche Gren-
zen geschützte Welt
nicht nur zu erhalten,
sondern im weiteren
Ausbau den krassen
Kommerzialismus un-
serer Zeit fernzu-
halten.
Leer und verlas-
sen, aber nicht desto-
weniger sicher und un-
angetastet stehen wäh-
rend des langen nor-
dischen Winters die
vielen Villen und Kot-
tagen im schneebela-
denen Tann oder auch
auf felsigen Ufers stei-
ler Klippe, ihrer Be-
wohner und des Som-
mers wartend. Deut-
lich hörbar schallt von
nahen und fernen Gestaden der rollende, polternde,
brausende Schlag des ewig bewegten Meeres herauf.
Am nördlichen Horizont erglänzt in stiller, kalter
Winternacht der helle Glanz der Aurora borealis,
während das Ohr von droben aus den Bergen das
dumpfe tiefe Rauschen der Wasserfälle vernimmt.
Reine Naturlaute! — Kein greller Pfiff, kein Erz-
gedröhn auf nahen Gleisen! —
Inselträume, Inselphantasien vergangener Tage, mir
deucht die Wirklichkeit von heute übertrifft euch!
des Geländes für den Stadtpark Hamburg-Winterhude.