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Die Gartenkunst — 10.1908

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Hoemann, Reinhold: Die Einfachheit in der Gartenkunst: Vortrag, gehalten auf der Hauptversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst am 27. Juli 1908 zu Potsdam, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0161

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DIE GARTENKUNST.

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Gebieten versucht, das wäre töricht und unklug für den
Normalmenschen, das können nur ganz wenige, seltene
Universalgenies, wie etwa Michelangelo eines war. Das
Gebiet des Gartengestalters ist an sich schon so groß
und weit, daß es wohl selten Einer ganz beherrscht.
Ich wünsche aber, daß der Gartenarchitekt in i nnigem
leb en dig em Z u s a mme nha ng mit seiner Um-
welt stehe, daß er das Sehnen und Suchen
und hoffentlich auch das Finden mitmache,
daß er volles Verständnis habe für das Haus, um
welches er den Garten bauen soll, und für die Eigen-
art des Besitzers des Gartens, der sich doch an diesem
erfreuen soll. Nur im Zusammenhang mit der
Umwelt, nur im verständnisinnigen Mit-
erleben mit dem Kunstschaffen unserer Zeit
werden wir bei Gestaltung des Gartens gleichen
Schritt mit diesem Kunstschaffen halten können.
Wir Gartenbauer arbeiten in und mit der Natur,
wir treten zu ihr, wie Cami 11 o S chneider sagt, als
Schüler und Meister zugleich.
Nunwohl seien wir heute einmal Schüler und fragen
die große Lehrmeisterin nach der Einfachheit. Wir

werden dann finden, daß überall dort, wo die Natur
uns am meisten sagt, wo sie uns manchesmal schier
überwältigt, Einfachheit zu finden ist.
Am Meeresstrand und im Hochgebirge, auf dem
ernsten Heidemoor, auf weiter Steppe und im stillen
Hochwald, überall an den Stellen, wo Natur uns noch
unberührt von Menschenhand entgegentritt, wo der
fühlende und empfindende Mensch am meisten von
ihrer großen, ruhigen Schönheit ergriffen wird, überall
da arbeitet diese Natur mit verhältnismäßig wenigen,
einfachen Mitteln, überall erkennen wir auch da eine
wunderbar abgeklärte, ruhige Einfachheit so in Form,
wie in Farbe. Trotzdem die Natur ja eine schier un-
endliche Vielgestaltigkeit und Vielfarbigkeit zur Ver-
fügung hat, konzentriert sie doch stets an einer Stelle
nur ein verhältnismäßig Weniges, und trotzdem oder
gerade deshalb diese oft überwältigende Wirkung.
Nach dieser notwendigen Abschweifung zurück zu
unserm Garten und zur Einfachheit in der Gartenkunst.
Doch sei es gestattet, bevor ich auf die künstlerische
Einfachheit im Garten eingehe, noch kurz die Material-
frage zu streifen. In der Gartenkunst steht uns ein

Marmorfigur im Rosengarten.


Große Vase im Blumengarten.


Sudbrooke Holme bei Lincoln.
 
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