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Die Gartenkunst — 10.1908

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166

DIE GARTENKUNST.

X, 9

Ausstellungsgebäude anwandte und dadurch großen Eindruck
erzielte. Er war mit einem Schlage berühmt geworden, und
als der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen, der für
die moderne Kunst gewonnen war, daran ging, den schönen
Gedanken seiner Künstlerkolonie zu verwirklichen, berief er
Olbrich nach Darmstadt.
An der Ausstellung 1901, jenem „Dokumente deutscher
Kunst“', hatte Olbrich hervorragenden Anteil. Das Ernst-
Ludwighaus, ..das „Haus der Arbeit“, mit seinem an egyptische
oder assyrische Tempelbauten erinnernden Portal, die Garten-
anlagen jener Ausstellung und das Olbrich-Haus, in welchem
der Künstler sein Heim fand, sind allgemein bekannt. Bei
seinen folgenden Arbeiten, großen und kleinen — es sei an
den Entwurf für den Bundesbahnhof in Basel, an seine
Schöpfungen auf der Darmstädter Gartenbauausstellung 1905,
wo er mit den „Farbengärten“ besonderes Aufsehen erregte,
an seinen phantasievollen Frauenrosenhof auf der Ausstellung
in der Kölner Flora 1906 erinnert —, fiel neben der genialen
Gesamtanlage die gründliche Durcharbeitung bis in die kleinsten
Einzelheiten vorteilhaft auf, eine Gründlichkeit, die nicht jedem
der in den letzten Jahren hervorgetretenen Künstler nachge,
rühmt werden kann.
Was Olbrich der neuen Architektur gegeben hat, wird
sich in der Hauptsache erst feststellen lassen, wenn die noch
durchaus nicht abgeschlossene neue Stilbildung vollendet sein
wird. Er hat eine wunderbare Empfindung für Flächenwir-
kungen und Flächenzusammenstellungen bewiesen und dadurch
einen wesentlichen Faktor zum Aufbau des neuen Stiles mit-
geliefert; sein Farbengeschmack war außerordentlich fein
entwickelt.
Olbrich ist nicht auf seinen Gipfel gelangt. Sein Schicksal
ist tief tragisch, weil sein Leben so voller Hoffnungen war und
zu großen Erwartungen berechtigte. Er ist geschieden in dem
Alter des Reifwerdens.
Zu der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst, deren Mit-
glied er seit einigen Jahren war, ist er zuerst gelegentlich der

Darmstädter Hauptversammlung im Jahre 1905 in Beziehung
getreten, und die Teilnehmer jener Versammlung werden sich
heute mit stiller Wehmut jenes geistreichen und formvollen-
deten Vortrags erinnern, den er uns damals hielt, um die Ge-
danken, welche ihn bei der Schaffung seiner Farbengärten ge-
leitet hatten, zu entwickeln.
Parkdirektor Carl Ohrt, Bremen f. Unerwartet, nach
kurzer Krankheit, ist am 12. August d. J. in Bremen Bürger-
park-Direktor Carl Ohrt im 56. Lebensjahre gestorben. Er
gehörte zu den bekanntesten Gartenfachleuten Norddeutschlands
und erfreute sich in weiten Kreisen eines hohen Ansehens.
Ohrt war am 19. Januar 1852 zu Sültkühlen, Kr. Pinne-
berg (Holstein), geboren als Sohn des Kgl. Oberförsters Joh.
C. F. Ohrt. Er besuchte vom 12. Jahre an das Gymnasium
in Rendsburg, eignete sich die erste praktische Berufsaus-
bildung unter Hofgärtner Klett in Schwerin und unter seinem
Vetter, dem im vorigen Jahre verstorbenen Hofgartendirektor
Ohrt in Oldenburg, an. Die Kgl. Gärtnerlehranstalt in Wild-
park absolvierte er nach zweijährigem Besuche in den Jahren
1873-1875. Vom 2 April 1875 an war er als Parkgehilfe bei
der Bremer Bürgerparkverwaltung tätig, zuerst unter Eduard
Hoppe, sodann unter Benque, dem eigentlichen Schöpfer des
Bremer Bürgerparkes. Nach dessen Rücktritt im Jahre 1886
übernahm er am 11. März des gleichen Jahres die Oberleitung
des Bürgerparkes. Am 8. Mai 1886 verheiratete er sich mit
einer Bremenserin, Frl. Elisabeth Ellert Außer ihr trauern
ein Sohn und eine Tochter über seinen Verlust.
Neben seiner Tätigkeit als Bürgerparkdirektor hat Ohrt
sich noch mannigfach beruflich betätigt. Verschiedene Privat-
gärten, den Restaurationsgarten Weserlust, den Botanischen
Garten in Bremen u. a. hat er ausgeführt. Über die städtischen
Friedhöfe Bremens führte er die Oberaufsicht. In den letzten
Jahren arbeitete er an einer Erweiterung des Bürgerparkes.
Im Bremer Gartenbauverein war er Vorstandsmitglied
und auch dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Garten-
kunst gehörte er einige Zeit an.


Haus Hochstrassen in Cronberg i. T. Von Prof. J. M. Olbrich.

Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
 
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