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Die Gartenkunst — 10.1908

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Geiger, Franz: Architektonische Gartengestaltung
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0185

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X, 10

DIE GARTENKUNST.

schaftsform, in der
sich Kräuter, Sträucher,
Bäume vereinigen, und
der Landschaftscha-
rakter, der in der geo-
logischen Formation, dem
Vegetationstypus, den
Wassermengen etc. das
Bild des Ganzen be-
stimmt.
Solche Naturvorbil-
der sind die Elemente der
Gartenkunst. Die künst-
lerische Verarbeitung der-
selben erfolgt mit grö-
ßerer oder geringerer
Naturtreue nach densel-
ben geistigen Gesetzen,
nach denen der Maler
vom Studium des Modells
zum fertigen Kunstwerk
fortschreitet oder wie der
Architekt Material und
Formen wandelt, um sein
Raumprogramm durchzu-
führen. Die Stilfrage hat
auch in der Gartenkunst


Die Sternbrücke im Park zu Weimar.

sekundären Charakter, die landschaftliche und archi-
tektonische Gartengestaltung entspringen keiner ver-
schiedenen Naturauffassung.
Es kann sich in der Gartenkunst um nichts anderes
handeln, als das in der Natur gegebene Vorbild in

Detail- und Gesamtform in einer von störenden Zu-
fälligkeiten gereinigten künstlerischen Art in wesent-
lichen typischen Zügen zu wiederholen. Und für jenes
Naturbild ist durchaus nicht der ungepflegte Ur-
waldtypus maßgebend, sondern die schon vielfach
von Menschenwerk durch-
setzte und von Menschen-
hand veränderte Natur
unserer Heimat. Der
Gartenkünstler hat um so
weniger Grund die Natur
architekturfrei darzustel-
len, als die Baukunst von
jeher und in ihren besten
Zeiten auf Einschmiegung
ihrer Werke in die natür-
liche Umgebung bedacht
war. Der ganze Land-
schaftscharakter und die
Einzelszenerien können
einen wesentlichen Teil
ihrer Schönheit den ein-
gestreuten Architekturen
verdanken und Baum und
Wiese, Blumen und Ran-
ken umgeben sie doch
ohne jegliche architek-
tonische Ordnung. Ein
Zwang gegen die freie
Nachbildung des natür-
lichen Pflanzenwuchses

Der Minervatempel im Schwetzinger Schloßpark.
 
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