Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 10.1908

DOI Artikel:
Mielke, Robert: Heimatschutz und Landesverschönerung: Vortrag gehalten auf der Hauptversammlung der D. G. f. G. in Mannheim, [3]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0195

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
X, 10

DIE GARTENKUNST.

185


heimischen Gewächse stets bewußt sind. Treten aller-
dings Aufgaben in dem Maße an Sie heran, wie ich
sie eben zu skizzieren versucht habe, und wie ich es
lebhaft wünschte, dann werden Sie auch den Mitteln
Ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssen, mit denen
Sie sich bisher nur ausnahmsweise und dann in der
Beschränkung auf Garten- und Parkanlagen beschäftigt
haben. Ich meine Zaun, Brücke, Wegweiser, Ruhesitze,
Brunnen, Kreuze, Marterln und dergleichen Erschei-
nungen ländlicher Flur-
ausstattungen , die den
einfachen, bäuerlichen
Stil ihrer Herkunft nicht
verlieren dürfen. Leider
hat die Neuzeit durch
Stacheldraht, Gußeisen
und manche Surrogat-
stoffe hier nicht gerade
vorbildlich gewirkt; es
dürfte nicht leicht sein,
alle ländlichen Besitzer
von der Geschmacklosig-
keit dieser Stoffe zu über-
zeugen. Wenn die länd-
lichen Architekten und
die Landschaftskünstler
vereint den Gebrauch
dieser Stoffe ablehnen —
und das dürfte nur ein
Ergebnis des Studiums
unserer älteren heimi-
schen Art sein — dann
würde ihrem siegreichen
Vordringen bald ein Ende
gemacht sein.
Aus meinen bisheri-
gen Ausführungen ergibt
sich ein Gebiet der Lan-
desverschönerung, das,
wie ich glaube, erheblich
größer ist, als es in Ihren
früheren Erörterungen ab-
gesteckt ist. Damit tritt
eine Frage an Sie heran,
die bereits mehrfach an-
geschnitten und auch in
einem der diesjährigen
Jahresversammlung vor-
gelegten Antrag zum Ausdruck gekommen ist: die der
Vorbildung des Landschaftskünstlers oder, wenn ich mich
in dem Rahmen früherer Erörterungen halten soll, die
der gärtnerischen Hochschule. Die Befürchtung, daß
das Leben dem Zöglinge einer solchen keinen genügen-
den Wirkungskreis zu geben vermöge, wird — wie
ich vielleicht hoffen darf — zum Teil zerstreut durch
meine Ausführungen, wenn das Arbeitsgebiet allerdings
auch nur erst auf dem Papiere steht. Aber anderer-
seits wird es empfehlenswert sein, wenn man dieses

Arbeitsgebiet in seinem Umfange anerkennt, die ge-
eignetste Vorbildung ins Auge zu fassen. Ich ver-
messe mich nicht, hier Vorschläge zu machen; nur im
Zusammenhang mit meinen Ausführungen und in Hin-
sicht auf den Heimatschutz, möchte ich den Wunsch
aussprechen, daß zu den eigentlichen gärtnerischen
Lehrzweigen ergänzend noch hinzutreten mögen: eine
weitgehende Bodenkunde, welche den Bedingungen
eines Ebenen- wie Höhenlandes mit all seinen ört-
lichen vegetativen Eigen-
tümlichkeiten gerecht
werden kann, und eine
Unterweisung über die
bodenständigen Bau-
weisen Deutschlands,
die innerhalb eines Land-
schaftsbildes immer fest-
gelegte Mittelpunkte blei-
ben werden.
Meine Herren! Ich
komme nun endlich zum
Schluß. Mit Recht wer-
den Sie fragen, welche
Wege zur Erreichung der
angedeuteten Ziele zur
Verfügung stehen, um
eine durchgehends or-
ganisierte Tätigkeit der
Landespflege zur Aus-
führung zu bringen. Daß
der Staat gartentechni-
sche Beamte anstellen
könne, oder daß er sich
entschließt, in der Landes-
pflege selbst die Führung
zu übernehmen, halte ich
schon aus dem Grunde
für unwahrscheinlich, weil
hier mehr privatrechtliche
als staatliche Interessen
berührt werden. Wirk-
same Anregungen kann
der Staat nur auf seinem
eigenen Grund geben und
wir sind ihm doppelt
dankbar, wenn er es in
so glücklicher Weise tut,
wie die letzthin veröffent-
lichte — wahrscheinlich auf Veranlassung der staat-
lichen Stelle für Naturdenkmalpflege ausgegangenen —
Verordnung des preußischen Landwirtschaftministers
zum Schutze alter Bäume und Hecken üsw. Wenn
ich aber den schon bei den Vororten erwähnten Ge-
danken noch einmal aufgreife, Zweckverbände zur ein-
heitlichen Durchführung zu bilden, so geschieht es mit
der freudigen Genugtuung, daß die Ereignisse immer
mehr zu der Bildung solcher treiben. Berlin z. B. steht
mit seinen Vororten — wenn auch zunächst mit ganz

E. Barth: Gartenanlagen Marly-Lübeck.
C. Bild von der Jakobikirche bis zu den Villen an der Wakenitz
vom architektonisch ausgebauten Platze aus.
 
Annotationen