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Die Gartenkunst — 10.1908

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Zahn: Sonderausstellung für Friedhofskunst im Königl. Gewerbemuseum zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0213

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X, 11

DIE GARTENKUNST.

203

Stellung ausgeführter Grabdenkmäler angesehen werden.
Hier im Bild, wie es war und werden könnte, dort in
Wirklichkeit ein praktisches Beispiel. Unter den alten
Bäumen, in Verbindung mit Lebensbaumhecken und
einem mit wildem Wein umrankten Säulengang haben
die Grabdenkmäler Aufstellung gefunden. Einfach sind
ihre Formen, erinnernd zum großen Teil an die antike
Stelle; frei von ornamentalem Ausputz, dafür aber der
Schrift eine hervorragendere Wirkung zugewiesen. Sie
selbst tritt durch Verteilung und Form als Ornament
auf. Der auf Friedhöfen so stark vertretene Granit
mit seinem glänzend polierten Flächen fehlt. Kalk-

Einzelgräber nicht durch hohe Gitter abgesperrt waren,
daß sie ohne Abschluß und Trennung gegen das Nach-
bargrab neben einander lagen, daß die üblichen hohen
Flügel nicht vorhanden waren, sondern niedrige Rasen-
beete dieselben ersetzten. Daß auch der gefiederten
Welt in der Stille des Friedhofs ein willkommener
Aufenthaltsort geschaffen wurde, dafür sorgte ein in-
mitten des großen Rasenstückes befindlicher Vogel-
brunnen mit stets fließendem Wasser und flachem
Becken. Nicht für Friedhöfe allein, auch für Parkan-
lagen und Plätze verdient die Aufstellung derartiger
Vogelbrunnen größte Beachtung.

H. Koenig, Magdeburg: Skizze zu einem Parkhäuschen.


stein, Muschelkalk und Sandstein sind das Material,
in dem allein schöne Wirkung liegt; besonders
scheint der Muschelkalk berufen zu sein, dermaleinst
als Grabsteinmaterial zu gelten. In seiner Farbe paßt
er sich ohne Härten der Pflanze an, seine Oberfläche,
wenn auch glatt und doch wieder ausgezeichnet durch
die Löcher, scheint wie geschaffen für die Verbindung
mit den Pflanzen. Die eisernen Grabkreuze allerdings
muten unserem norddeutschen Empfinden noch etwas
fremd an, ebenso die bunten Holztafeln, die sich bei
uns wohl kaum viel Freunde erwerben werden. Es
fehlt unseren Friedhöfen meistens die stimmungsvolle
Umgebung, wie sie z. B. der Friedhof St. Peter in Salz-
burg zeigt, den man sich ohne eiserne Grabkreuze
kaum denken kann. Angenehm fiel es auf, daß die

Näheres Eingehen auf die Einzelheiten erübrigt
sich, da die in kurzer, knapper Form gefaßten Vor-
schriften und Leitsätze des Münchner Waldfriedhofes,
einem Werk von Baurat Grässel, die im Lichthof aus-
gehängt sind, hier folgen sollen.
Der Vollständigkeit halber sei jedoch erwähnt, daß
die Friedhofsanlage von der Firma Körner & Brodersen
nach dem Entwurf des Regierungsbaumeisters Soech
ausgeführt war. Zahn.
Die Münchener Friedhof- und Grabmal-Reform
im Wa 1 dfriedhof.
Vorschriften:
Der stimmungsvolle Eindruck der freien Natur
soll auch mit der Benutzung des Waldes als Friedhof
 
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