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DIE GARTENKUNST.
209
Obergärtnerprüfung. Zu unserer Notiz in dem vorigen
Heft haben wir berichtigend zu bemerken, daß auch Herr
Gartentechniker Ichon, Hannover, die Prüfung mit „gut“ be-
standen hat.
Gartenanlage des Prof. E. v. Seidl in Murnau O.-B. Herr
Professor v. Seidl hat uns gebeten, darauf hinzuweisen, daß
bei der Anlage seines Gartens in Murnau (vergl. Heft I der
Gartenkunst 1908) Landschaftsgärtner Math. Bucher in München,
Augustenstraße 86, die landschaftliche Gestaltung in bezug
auf Plazierung und Auswahl der Bäume übernommen und mit
großem Verständnis nach den Dispositionen des Besitzers
durchgeführt hat. Den jetzigen Betrieb, insbesondere die
Blumenzucht leitet Obergärtner Johann Müssig.
Schillerpark Berlin. Zei-
tungsberichten zufolge hat
sich die Parkdeputation zu
Berlin in einer ihrer letzten
Sitzungen eingehend mit dem
Schillerparkprojekt befaßt
und nach langen und leb-
haften Debatten beschlossen,
den in dem Schillerparkwett-
bewerb mit dem ersten
Preise gekrönten Entwürfe
von F. Bauer-Magdeburg
Magistrat- und Stadtverord-
netenversammlung zur Aus-
führung zu empfehlen und
Bauer auch die Leitung zu
übertragen. Wir haben die
Richtigkeit dieser Nachricht
noch nicht nachprüfen kön-
nen, müssen aber wünschen,
daß sie sich bestätige und
die Vorschläge der Depu-
tation auch seitens der städti-
schen Behörden zum Be-
schluß erhoben werden.
Einmal käme auf.diese
Weise doch endlich einmal
entgegen der üblen Gepflo-
genheit in ähnlichen Fällen,
der siegreiche Entwurf eines
gartenkünstlerischenW’ettbe-
werbes zur Ausführung, dann
aber - - und das dürfte viel-
leicht das Bedeutungsvollste
für uns an der Sache sein,
käme Bauer, nachdem er
bereits in einer ganzen Reihe
von Wettbewerben siegreich
gewesen ist und durch seine
Arbeit weit über die engeren
Berufskreise Aufsehen er-
regt hat, endlich dazu, aus
seiner Zurückhaltung heraus-
zutreten und einen seiner Entwürfe in die Wirklichkeit zu
übertragen und damit den Beweis zu erbringen, daß die Ge-
danken, welche in seinen stimmungsvollen Zeichnungen stecken,
auch rauher Wirklichkeit gewachsen sind. Bekanntlich gibt es
zahlreiche Berufsgenossen, welche die Wettbewerbserfolge
Bauers mehr oder weniger seiner hervorragenden zeichne-
rischen Darstellungsfähigkeit zuschreiben, seinen Arbeiten aber
wenig praktischen Wert zugestehen wollen. Wir sind schon
lange der Ansicht gewesen, daß es Bauer sich und der För-
derung der Gartenkunst schuldig sei, diesen Zweifeiern gegen-
über den Nachweis der praktischen Verwendbarkeit seiner
Ideen zu erbringen. H.
Rhododendron praecox Carriere. Die nebenstehende Ab.
bildung zeigt in ’/? natürlicher Größe eine 80 cm hohe, in
voller Blüte stehende Pflanze dieses reizenden Frühjahrsblühers
aus den Beständen der Späthschen Baumschule. Wiewohl
schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ent-
standen, hat dieser schöne Bastard des Rhododendron ciliatum
mit Rh. dahuricum bei weitem nicht die verdiente Verbreitung
gefunden, trotz seiner Winterhärte selbst in Norddeutschland.
Der in der ersten Hälfte des April ingroßer Fülle sich ent-
wickelnde Flor prächtig karminroter Blüten ist allerdings gegen
Nachtfröste empfindlich, kann ja aber mit leichter Mühe da-
gegen geschützt werden.
Zu Gruppen vereinigt, an Gebüschrändern, auf Fels-
gruppen bildet diese Alpenrose einen weithinleuchtenden
Schmuck und wirkt namentlich herzerfreuend, wenn sie, in der
Nähe des Wohnhauses an-
gepflanzt, vom warmen Zim-
mer aus als Verkünderin des
erwachenden Frühlings sich
dem Auge darbietet. Mit
leichter Mühe läßt sich Rh.
praecox auch treiben und
als schöner Zimmerschmuck
in Töpfen verwenden.
H. Jensen.
Der Friedhof und seine
Kunst. Eine Erwiderung auf
die Hoemannsche Kritik in
Nr. 10 der Gartenkunst.
Nichts kann dem Autor er-
wünschter sein als eine ab-
fällige Kritik, da sie mehr
wie alle wohlwollenden Be-
sprechungen die Aufmerk-
samkeit auf das Werk lenkt.
Ich war mir bewußt, daß ich
Gegnerschaft finden würde,
wenngleich ich auch gehofft
hatte, daß sich diese in mehr
ritterlicher Art entgegen-
stellen würde, als dies in
der kritischen Besprechung
dieser Zeitschrift geschehen
ist. Ich bin auch weit da-
von entfernt, auf dem Ge-
biete des Friedhofwesens,
das ja mehr wie jeder an-
dere Zweig eine innere Ver-
trautheit mit den Einrich-
tungen verlangt, alle Weis-
heit für mich allein in An-
spruch zu nehmen. O nein,
ich glaube, man kennt mich
als einen viel zu fleißigen
Bebauer des Gebietes, als
daß ich nicht auch dem
dilettantisch sich betätigen-
den Nachbar gestatten wollte,
auch einmal über den Zaun hinweg mir seine Meinung sagen
zu dürfen.
Die Kunst des Rezensierens ist nicht vielen eigen, da
nur wenige so viel Objektivität besitzen, den einzig richtigen
Weg hierbei zu gehen. Nicht aus einem anderen Lager, einer
anderen Auffassung heraus soll man wie ein Don Quixote auf
alles einbauen, was einem nicht gefällt, sondern versuchen
sollte man, dem Autor in seine Empfindungswelt zu folgen.
Kommt man dann beim Mitgehen und Mitfühlen zu anderen
Schlüssen, dann erst setze die Kritik ein. Ob der Herr
Kritikus diesen Weg gegangen ist, überlasse ich dem unbe-
fangenen Leser zu beurteilen.
Es wird immer ein leichtes sein, zumal bei einem Buche,
das großenteils Neuland bearbeitet, einige Achillesfersen zu
Rhododendron praecox Carriere.
DIE GARTENKUNST.
209
Obergärtnerprüfung. Zu unserer Notiz in dem vorigen
Heft haben wir berichtigend zu bemerken, daß auch Herr
Gartentechniker Ichon, Hannover, die Prüfung mit „gut“ be-
standen hat.
Gartenanlage des Prof. E. v. Seidl in Murnau O.-B. Herr
Professor v. Seidl hat uns gebeten, darauf hinzuweisen, daß
bei der Anlage seines Gartens in Murnau (vergl. Heft I der
Gartenkunst 1908) Landschaftsgärtner Math. Bucher in München,
Augustenstraße 86, die landschaftliche Gestaltung in bezug
auf Plazierung und Auswahl der Bäume übernommen und mit
großem Verständnis nach den Dispositionen des Besitzers
durchgeführt hat. Den jetzigen Betrieb, insbesondere die
Blumenzucht leitet Obergärtner Johann Müssig.
Schillerpark Berlin. Zei-
tungsberichten zufolge hat
sich die Parkdeputation zu
Berlin in einer ihrer letzten
Sitzungen eingehend mit dem
Schillerparkprojekt befaßt
und nach langen und leb-
haften Debatten beschlossen,
den in dem Schillerparkwett-
bewerb mit dem ersten
Preise gekrönten Entwürfe
von F. Bauer-Magdeburg
Magistrat- und Stadtverord-
netenversammlung zur Aus-
führung zu empfehlen und
Bauer auch die Leitung zu
übertragen. Wir haben die
Richtigkeit dieser Nachricht
noch nicht nachprüfen kön-
nen, müssen aber wünschen,
daß sie sich bestätige und
die Vorschläge der Depu-
tation auch seitens der städti-
schen Behörden zum Be-
schluß erhoben werden.
Einmal käme auf.diese
Weise doch endlich einmal
entgegen der üblen Gepflo-
genheit in ähnlichen Fällen,
der siegreiche Entwurf eines
gartenkünstlerischenW’ettbe-
werbes zur Ausführung, dann
aber - - und das dürfte viel-
leicht das Bedeutungsvollste
für uns an der Sache sein,
käme Bauer, nachdem er
bereits in einer ganzen Reihe
von Wettbewerben siegreich
gewesen ist und durch seine
Arbeit weit über die engeren
Berufskreise Aufsehen er-
regt hat, endlich dazu, aus
seiner Zurückhaltung heraus-
zutreten und einen seiner Entwürfe in die Wirklichkeit zu
übertragen und damit den Beweis zu erbringen, daß die Ge-
danken, welche in seinen stimmungsvollen Zeichnungen stecken,
auch rauher Wirklichkeit gewachsen sind. Bekanntlich gibt es
zahlreiche Berufsgenossen, welche die Wettbewerbserfolge
Bauers mehr oder weniger seiner hervorragenden zeichne-
rischen Darstellungsfähigkeit zuschreiben, seinen Arbeiten aber
wenig praktischen Wert zugestehen wollen. Wir sind schon
lange der Ansicht gewesen, daß es Bauer sich und der För-
derung der Gartenkunst schuldig sei, diesen Zweifeiern gegen-
über den Nachweis der praktischen Verwendbarkeit seiner
Ideen zu erbringen. H.
Rhododendron praecox Carriere. Die nebenstehende Ab.
bildung zeigt in ’/? natürlicher Größe eine 80 cm hohe, in
voller Blüte stehende Pflanze dieses reizenden Frühjahrsblühers
aus den Beständen der Späthschen Baumschule. Wiewohl
schon in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ent-
standen, hat dieser schöne Bastard des Rhododendron ciliatum
mit Rh. dahuricum bei weitem nicht die verdiente Verbreitung
gefunden, trotz seiner Winterhärte selbst in Norddeutschland.
Der in der ersten Hälfte des April ingroßer Fülle sich ent-
wickelnde Flor prächtig karminroter Blüten ist allerdings gegen
Nachtfröste empfindlich, kann ja aber mit leichter Mühe da-
gegen geschützt werden.
Zu Gruppen vereinigt, an Gebüschrändern, auf Fels-
gruppen bildet diese Alpenrose einen weithinleuchtenden
Schmuck und wirkt namentlich herzerfreuend, wenn sie, in der
Nähe des Wohnhauses an-
gepflanzt, vom warmen Zim-
mer aus als Verkünderin des
erwachenden Frühlings sich
dem Auge darbietet. Mit
leichter Mühe läßt sich Rh.
praecox auch treiben und
als schöner Zimmerschmuck
in Töpfen verwenden.
H. Jensen.
Der Friedhof und seine
Kunst. Eine Erwiderung auf
die Hoemannsche Kritik in
Nr. 10 der Gartenkunst.
Nichts kann dem Autor er-
wünschter sein als eine ab-
fällige Kritik, da sie mehr
wie alle wohlwollenden Be-
sprechungen die Aufmerk-
samkeit auf das Werk lenkt.
Ich war mir bewußt, daß ich
Gegnerschaft finden würde,
wenngleich ich auch gehofft
hatte, daß sich diese in mehr
ritterlicher Art entgegen-
stellen würde, als dies in
der kritischen Besprechung
dieser Zeitschrift geschehen
ist. Ich bin auch weit da-
von entfernt, auf dem Ge-
biete des Friedhofwesens,
das ja mehr wie jeder an-
dere Zweig eine innere Ver-
trautheit mit den Einrich-
tungen verlangt, alle Weis-
heit für mich allein in An-
spruch zu nehmen. O nein,
ich glaube, man kennt mich
als einen viel zu fleißigen
Bebauer des Gebietes, als
daß ich nicht auch dem
dilettantisch sich betätigen-
den Nachbar gestatten wollte,
auch einmal über den Zaun hinweg mir seine Meinung sagen
zu dürfen.
Die Kunst des Rezensierens ist nicht vielen eigen, da
nur wenige so viel Objektivität besitzen, den einzig richtigen
Weg hierbei zu gehen. Nicht aus einem anderen Lager, einer
anderen Auffassung heraus soll man wie ein Don Quixote auf
alles einbauen, was einem nicht gefällt, sondern versuchen
sollte man, dem Autor in seine Empfindungswelt zu folgen.
Kommt man dann beim Mitgehen und Mitfühlen zu anderen
Schlüssen, dann erst setze die Kritik ein. Ob der Herr
Kritikus diesen Weg gegangen ist, überlasse ich dem unbe-
fangenen Leser zu beurteilen.
Es wird immer ein leichtes sein, zumal bei einem Buche,
das großenteils Neuland bearbeitet, einige Achillesfersen zu
Rhododendron praecox Carriere.