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Die Gartenkunst — 10.1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0220

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DIE GARTENKUNST.

X, 11

finden und das Herausgreifen einzelner Kraftausdrücke aus
dem Zusammenhänge besagt nur, daß der Rezensent die
Welt, zu der ich vornehmlich sprechen wollte, so wenig kennt
wie Mutterwitz und Satire. Ein Landpastor muß eine andere
Ausdrucksweise haben als ein Hofprediger, will er in seinem
Kreise durchdringen. Über das Wort „architektonisch“ kann
ich mich in dieser Erwiderung leider nicht mit dem Rezen-
senten auseinandersetzen, dazu gehört ein besonderer um-
fangreicher Artikel. Vielleicht war es ein Mangel, die Sache
im Buche nicht eingehender zu behandeln, aber ich wollte die
Leser aus Laienkreisen, die die erdrückende Mehrzahl bilden
werden, nicht durch Weitschweifigkeit ermüden. Der Sinn,
den Herr Hoemann dem Wort gibt, ist erst kürzlich hinein-
getragen worden und hat weder traditionelle noch logische
Berechtigung, das ist im Buche ausdrücklich gesagt. Aus dem
weiteren Versuch, die Terrassenanlagen des Stettiner Haupt-
friedhofes als Gegenbeispiel hinzustellen, werden viele Leser
ersehen haben, wie gefährlich es ist, über etwas zu urteilen,
das man nicht kennt. Wie eine Zeichnung irreführen kann!
Kommen Sie, lieber Herr Kritikus, nach Stettin und sehen
Sie sich die nächst Hamburg wohl bedeutendste neuere Fried-
hofsanlage einmal eingehend an, eine gastliche Aufnahme ist
Ihnen sicher! In Rede und Gegenrede wollen wir beim
Durchwandern der einzelnen Teile unser Wissen austauschen
und ich bin überzeugt, daß bei Ihrer Abreise aus dem Saulus
ein Paulus geworden ist. Hannig.
Trip-Ehrung in Hannover. Am Freitag den 18. September,
dem Todestage des verstorbenen Stadtgartendirektors Trip
wurde das dem Entschlafenen an seiner Ruhestätte auf dem
Stöckener Friedhof errichtete Grabdenkmal eingeweiht.
Uber der Grabstätte, die zu einer Bodenwelle in der
Heidelandschaft ausgestaltet ist, erhebt sich, einem Hünengrab
ähnlich, eine Steingruppe aus mächtigen Findlingen, an deren
oberstem, einem etwa 2 m hohen rötlichen Granitblock, eine

Bronzeplakette mit dem Reliefportrait Trips und dem Ge-
burts- und Sterbedatum angebracht ist.
Zu der kleinen stimmungsvollen Feier hatte sich außer
den nächsten Angehörigen eine große Anzahl von Freunden
und Verehrern des Verstorbenen eingefunden.
Als Vertreter des Magistrats waren Senator Jakob, vom
Tripdenkmal-Ausschuß der Vorstand, von der Loge zur Ceder
der Vorsitzende Geheimer Kommerzienrat Jänecke, der Vor-
stand des Provinzial-Gartenbauvereins, des Fremdenverkehrs-
vereins, die Stadtgartendirektion, auch einige auswärtige
Freunde anwesend.
Ein Quartett des Männergesangvereins leitete die Feier
durch den Gesang des Liedes „Harre meine Seele“ ein,
worauf Senator Fink, als Vorsitzender des Denkmalsaus-
schusses, die Weiherede hielt. An die Gründung des Trip-
denkmalausschusses bald nach dem Tode erinnernd, führte
der Redner dann weiter aus: „-Das Denkmal soll
aber nicht hier an seinem Grabe erstehen, sondern draußen
im flutenden Leben, im Sonnenglanz dessen, was er geschaffen,
im Maschpark. Als eine Pflicht der Pietät und Dankbarkeit
glaubten wir es ansehen zu müssen, auch hier das Grab des
teuern Entschlafenen stimmungsvoll und würdig zu schmücken.
Der Magistrat hat die Fürsorge für das Grab übernommen
und die Gartenverwaltung, die er geschaffen und zu ihrer Höhe
gebracht hat, wird das Grabdenkmal ihres ersten Leiters
hegen und pflegen. Uns allen aber wird allzeit das Bild des
Entschlafenen im Gedächtnis bleiben: die Nachwelt wird daran
erkennen, wie die Gegenwart den Künstler geehrt hat.
Julius Trip ruht im Schatten des Findlings, den er selbst
an diese Stelle geschafft hat, ohne zu ahnen, daß er damit
seinen Grabstein sich selbst herbeischaffte.
Unser Freund, er ruhe in Frieden.“
Daran schloß sich wieder Gesang, worauf dann zahlreiche
Kränze von Behörden und Vereinen, auch von der D. G. f. G.
niedergelegt wurden. Gl.

Grabstätte des Gartendirektor Trip auf dem Stöckener Friedhof zu Hannover.


Für die Redaktion verantwortlich: Stadt-Gartendirektor Heicke, Frankfurt a. M. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.
Druck der Kgl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg.
 
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