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Die Gartenkunst — 10.1908

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Großmann, J. P.: Zwei Dresdner Stadtplätze$von J. P. Großmann, Garteningenieur, Dresden-Leipzig
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https://doi.org/10.11588/diglit.49258#0229

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X, 12

DIE GARTENKUNST.

219

bassin mit zwei Fontänen belebt die Anlage. Zwei
alte reizende Wasserhäuschen, welche früher auf der
Hauptstraße in Dresden-Neustadt standen, sollen hier
wieder aufgebaut werden und als Milchtrinkhalle und
Zeitungskiosk dienen. Ein schöner großer Obelisk
bildet den Abschluß des Gärtchens nach Westen und
gibt auch der Achse der Nürnbergerstraße sowohl von
Osten als auch Westen einen Zielpunkt. Durch reichen
Blumenschmuck wird die gar-
tenartige Wirkung des Platzes
erhöht. Der reichliche Baum-
bestand wird die unschöne
ovale Form des Platzes nicht
mehr in die Erscheinung treten
lassen und den Anwohnern
wird das kleine heitere licht-
grüne Birkenwäldchen vor ihren
Fenstern mehr Freude bereiten
als abgezirkelte Teppichbeet-
chen und dergleichen.
Der zweite Platz, der
„Feldherrenplatz“, ist in der
Form etwas besser, obwohl
auch er über Halbkreisform
nicht hinauskommt. Geschlos-
sen und intim ist er eben-
falls nicht, da die auf das Platz-
zentrum sternförmig zuführen-
den Straßen die rückwärtige
Häuserwand in vier gleich-
wertige Teile zerteilen und er
nach vorn nach der Elbe zu
ganz offen ist.
Vermieden ist jedoch glück-
licherweise, daß die Straßen
über den Platz weiterführen.
Der Platz liegt an der Elb-
promenade am Johannstädter
Ufer in schöner Lage. Er
krankt jedoch am gleichen
Übel wie der Nürnberger Platz;
er ist den Winden des Elb-
tales sehr ausgesetzt. Noch
zugiger wird es werden, wenn
die drei sternförmig einmün-
denden Straßen ausgebaut sein
werden.
Der Platz ist ebenfalls
von ausgebauten vierstöckigen
Häusern umgeben. Bei seiner Gestaltung war nun
wiederum maßgebend, durch eine dichte, von Taxus-
hecken eingefaßte Fichtengrenzpflanzung und durch
geschlossene Laubbaummassen den Platz etwas mehr
gegen Zugwind zu schützen. Inmitten des Platzes ist
ein im Grundriß quadratischer Säulen- oder Arkaden-
hof, welcher ein kleines Blumengärtchen umschließt,
angeordnet, an dessen geschlossener Rückwand
innen zahlreiche Bänke Aufstellung gefunden haben.

Auch außen um das mit Schlingrosen berankte Ge-
bäude stehen in Nischen Bänke, von welchen man
einen schönen Blick auf die Elbe und die gegenüber-
liegende Neustadt hat. Dadurch, daß das Gebäude
auf eine ca. I m über dem eigentlichen Platzniveau
gelegene Terrasse gestellt ist, wird vermieden, daß
der Durchgangsverkehr diesen Weg nimmt, und durch
die Treppen ist die oft lästig werdende Kinderwagen-
plage ferngehalten. Für Kinder
sind zwei große Spielplätze
mit zahlreichen Bänken im
dichten Schatten von vier-
reihigen Kastanienalleen ge-
schaffen. Diese Bänke sind
gegen Straßenstaub und Wind
durch das rückwärtige Fichten-
dickicht geschützt. An der
Rückseite ist der Platz von
einer Birkenallee umsäumt,
deren weiße Stämme und
lichtes Grün einen schönen
Kontrast zu den dunkeln Taxus-
hecken und der dazwischen be-
findlichen Fichtenpflanzung er-
geben. (Da Fichten eng ge-
pflanzt unten leicht kahl wer-
den, sind die Taxushecken
davor angeordnet.) Ein Milch-
häuschen und eine Bedürfnis-
anstalt in der Achse der beiden
Kastanienalleen sind architek-
tonisch gut behandelt, so daß
sie als Ziermotive für den Platz
verwendet werden können. In
Dresden sind neuerdings schöne
derartige Anstalten geschaffen
worden an Stelle der häßlichen
Wellblechbuden, welche man
so im Gebüsch verstecken
mußte, daß man sie überhaupt
nicht finden konnte.
An der äußeren Umrah-
mung des Platzes, den Taxus-
hecken entlang, sind verschie-
dene längere Stauden- und
Blumenrabatten angebracht.
Im übrigen ist der Blumen-
schmuck in dem Blumenhof
und an den Terrassenmauern
entlang konzentriert. Bestimmend hierfür war ein-
mal die windige Lage des Platzes, vor allem aber
der Umstand, daß Blumenanlagen hohe Einfassungs-
gitter verlangen. Diese sind bei der jetzigen Ge-
staltung des Platzes in dem nach der Elbe zuge-
wendeten Teil vollständig vermieden. Nur die außen
an den Taxushecken entlang gepflanzten Blumen-
rabatten bedürfen derselben, sie werden jedoch hier
nicht störend wirken, da der Platz hier nach der


Entwurf für die Ausgestaltung des Platzes an der
Nürnberger Straße in Dresden.
Von J. P. Großmann, Gartenarchitekt und Baurat
Prof. H. Tscharmann, Dresden.
 
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