Nr. 1S8
^ekdelverger BolkSSlatt" —Montag, den 17. JE 1935
Gelte 8
Zum Michshandamkstag,
der am 16. Juni in Frankfurt a. M. begangen wird.
Sir RMOMMklsmeistermde,
die an'f dem Reichshandwerkstage dem Re^ich^s Handwerksmeister feierlich überreicht wird. Im
Auftrage der Deutschen Arbeitsfront ist sie von dem Bildhauer Alfred Thiele M Leipzig ent-
worfen und unter Mitwirkung der Bildhauer Arnold, Selzner und Chemnitz geschaffen
worden. (Zschäpitz, M.)
Heidelberg, den 17. Juni 1935
Flaggen auf Salbmast!
Anläßlich der Beisetzung der Opfer von
Reinsdorf am morgigen Dienstag
wird die Bürgerschaft ersucht, dem Beispiel der
Behörden folgend zum Zeichen der Trauer
Halbmast zu flaggen.
Achtung!
Sonnwendfeier-Mitunrkende!
Die Probe für die Sonnwendfeier auf der
Thingstätte findet heute Montag abend 8.30
Uhr statt. Die Singchöre der Schulen
werden punkt 7 Uhr und die Mitwirkenden
bei den Gesangschören, die den Weg
zur Thingstätte nicht zu Fuß zurücklegen kön-
nen und bereits am letzten Samstag in der
Stadthalle gemeldet wurden, punkt 7.30 Uhr
vom Jubiläumsplatz aus zur Thing-
stätte befördert. Da die Zeiten genau, ein-
gehalten werden müssen, wird ersucht, sich
unbedingt rechtzeitig aus dem Jubiläums-
platz einzufinden.
Kreispropagandaleitung der NSDAP.
Wieder mal ein RMniomias!
Daß es an Pfingsten so schön war, mußte
man gestern schon wieder büßen. Nach der
großen Hitze der letzten Woche, — hatte es doch
am Freitag 30 Grad im Schatten — verspürte
man die rasche Abkühlung sehr empfindlich.
Schon am Samstag wechselten ausgiebige Re-
gengüsse mit Sonnenschein und am Sonntag
war es Nicht viel besser.
Aber trotzdem war in Heidelberg wieder
überall tüchtig Betrieb. Am Samstag hatten
die Militärkonzerte des Musikzuges des Reichs-
luftschutzbundes der Landesgruppe. Baden-
Rheinpfälz unter Leitung von Musikzugfüh-
rer Heinz Fröhlich am Universitätsplatz
und am Nachmittag und Abend im Stadtgar-
ten zahlreiche Zuhörer angezogen. Die Lei-
stungen dieser Kapelle stehen nicht nur tech-
nisch. sondern auch künstlerisch auf beachtlicher
Höhe und Heinz Froehlich versteht mit seinen
Künstlern zu musizieren. — Am Sonntag
war das Hauptziel die Hendsemer Kerwe, wo
sich die Menschen auf dem Festplatz wie in den
Lokcüen nur so drängten. Auch der am Spät-
nachmittag einsetzende Sturm mit Regen und
Schloßen' konnte den fröhlichen Betrieb nur
vorübergehend oindämmen. Heute regnet es
wieder und wir wagen wirklich keine Prognose
für die folgenden Tage zu stellen. — Aber
es bleibt uns immerhin die Hoffnung.
Komertsaal
KufplsIrisäieL Ksmmei'oi'lliestei'
Lourort Iw XöuiKssual ckos Leblosses.
Das Konzert des Kurpfälzer Kammer-
orchesters unter der Leitung des Konzertmei-
sters Adolf Berg im charaktervollen Kö-
nigssaal auf dem Schlosse brachte deutsche
Meister aus dem 18. Jahrhundert: PH. E.
Bach, Telemann, Michael Haydn und I. I.
Holzbauer. Mit Recht sehen die Kammer-
orchester ihre künstlerische und kulturelle
Aufgabe darin, unbekannte Werke der Ver-
gangenheit zum klingenden Leben zu erwek-
ken. Allerdings muß die Darbietung dieser
Werke im öffentlichen Konzerbetrieb auch
auf künstlerischer Stufe stehen. Das Kur-
pfälzische Kammerorchester, bestehend aus
den Herren: Berg, Trautmann, Reich, Peter,
Bender, Feidner, Lammert, Kraft (Violi-
nen), Fischer, Flattschacher (Violen), Kauf-
mann, Prieber (Celli) und Petermann
(Kontrabaß), von Fall zu Fall ergänzt durch
weitere Instrumentalisten, hat es technisch zu
einer außerordentlichen Höhe gebracht, find
doch die einzelnen Spieler ausgezeichnete
Musiker. Der Leiter des Kammerorchesters,
Konzertmeister Adolf Berg, sorgte für
gutes, präzises Zusammenspiel und frische
Tempi. Er selbst spielte im Concerto in A-
moll von Telemann die Solo-Violine mit
künstlerischer Meisterschaft. Musikstilistisch in-
teressant war die Gegenüberstellung von
Telemann (A-moll-Concerto) und PH. Em.
Vach (Sinfonie Nr. 2). Hier spürte man
sinnenfällig den Stilwandel, der sich unter
den Söhnen Bachs vollzog und zu den Klas-
sikern und Romantikern führte. Mt der
Sinfonia in E-dur von I. I. Holzhauer, der
dem Mannheimer Kreis um Stamitz ange-
hörte, wurde auch die Kunst unserer Heimat
berücksichtigt. Eine auserwählte Gemeinde
hörte im stimmungsvollen Königssaal auser-
lesene Kammermusik und spendete herzlichen
B-ifall. vcl.
Ser LiMnümz tn SaWKuWrim
Auch in diesem Jahre hatten sich am gest-
rigen Nachmittage zahlreiche Zuschauer aus
nah und fern um die ehrwürdige Dorflinde
versammelt, um die schöne alte Sitte des
Lindentanzes mitzuerleben. Trotz heftiger
Regengüsse harrte die Menge geduldig aus,
bis endlich der fröhliche Kerwezug einzog,
voran der „Kerweborscht" mit der Narre-
fahne und die schneidige Musikkapelle, dahin-
ter die anderen „Kerweborscht" in ihrer
schmucken Altvätertracht, ihre blumenge-
schmückten Kerwestecken lustig schwenkend
und in der Mitte der ebenso geschmückte
Hammel, der Preis des Tanzes. Glücklicher-
weise brach in dem Moment die Sonne durch
die Wolken, und unter energischen Zurufen
klappten auch die letzten Schirme zu, so daß
jeder ungestört zuschauen konnte. Die lieb-
lichen Weisen eines Heimatliedes bildeten
die Einleitung des sinnigen Brauches. Dann
ließ Herr Kopper 1 eine saftige Kerwerede
vom Stapel. Allerlei mußte dabei herhalten,
vor allem der „Hendsemer Dorscht", der im-
mer vorne sei, so daß jener Bauer vor Durst-
löschen seinen Acker zu hacken vergaß. Auch
das Frühlingsfest und die Eroßmarkthalle
wurde durchgehechelt, ebenso der Tierpark
und die neue Hutmode. Immer wieder ern-
tete der Redner wahre Lachstürme, und gar
bei der tollen Geschichte von dem „Hand-
wägelesrennen" wollte das Lachen kaum ein
Ende nehmen. Das drollige Minenspiel des
Redners tat noch sein klebriges dazu.
Mit Spannung sah man hernach dem
Tanz um die mit einem mächtigen Ei-
chenkranz gezierte Linde zu, wer wohl den
Preis gewinnen wurde. Eifrig wanderte der
Strauß dabei von einem Paare zum ande-
ren, bis der Schuß ertönte. Sieger wurde
Herr Müller als letzter Besitzer des Strau-
ßes, der vorjährige Redner. Mit dem Hand-
schuhsheimer Heimatliede fand die hübsche
Feier ihren Abschluß. Das große Interesse,
das man derselben wiederum entgegen-
brachte, ist ein Beweis dafür, wie dankbar
die Handschuhsheimer Bevölkerung um die
Wiederbelebung dieses sinnigen alten Brau-
ches ist, die ein großes Verdienst des Hand-
schuhsheimer Turnvereins 1886 ist.
RolWbtriM
Verkehrsunfälle: Am Sonntag vormittag
wurde ein Radfahrer aus der Brückenstraße von
einem überholenden Motorradfahrer von hinten
ungefähren. Die Schuld an dem Zusammenstoß
soll de-n Radfahrer treffen, der angeblich ohne
ein Zeichen zu geben, plötzlich nach links abgewo-
gen ist. Der Radfahrer, der Motorradfahrer so-
wie dessen Soziusfahrerin kamen zu Fall und zo-
gen sich leichtere Verletzungen zu. Das Motor-
rad wurde stark beschädigt. Der Sachschaden
beträgt etwa 15b RM. — Am Sonntag nachmit-
tag stieß ein Personenkraftwagen, der in nörd-
licher Richtung durch die Vienenstraße fuhr und
nach links in kurzem anstatt in weitem Bogen in
der Neckarstaden einbog, mit einem in östlicher
Richtung durch den Neckarstaden fahrenden Per-
sonenkraftwagen zusammen. Beide Fahrzeuge
wurden beschädigt. Der Gesamtschaden beträgt
etwa 225 RM. — Am Sonntag mittag nach dem
RMWtsMe Melbers
1935
Die Pressestelle der Reichsfestspiele teilt
mit:
Die Leitung der Heidelberger Reichsfest-
spiele, die am'14. Juli unter der Schirmherr-
schaft von Reichsminister Dr. Goebbels begin-
nen, hat sich entschlossen, infolge ides überaus
regen Interesses bei deutschen Volksgenossen
aller Stände die Spielfolge noch zu erwei-
tern. An allen Sonntagen (mit Ausnahme des
14. und 21. Juli) finden auch Nachmittags im
Schloßhos Vorstellungen der Shakespeare'schen
Komödie „Was Ihr wollt" statt. Diese Vor-
stellungen sind vor allen Dingen für die Or-
ganisationen „Kraft durch Freude" bestimmt.
Mit dieser Organisation werden auch weitere
Vereinbarungen für den Besuch der anderen
Veranstaltungen der Reichsfestspiele von Hei-
delberg getroffen.
Staffellauf wurde auf der Friedrichsbrücke der
Friseurmeister Paul Wermbter, der die Straße
vom westlichen Gehweg aus überqueren wollte,
von einem von der Stadt kommenden Motor-
radfahrer angefahren und zu Boden geschleu-
dert. Der Angefahrene mußte mit erheblichen,
jedoch nicht lebensgefährlichen Verletzungen in
die Klinik eingeliesert werden. Er trug einen
Unterschenkelbruch und einen Bruch des linken
s II hast rtn Wies Auskommen.
Bist in Arbeit und Brot. Hast eine ge.
räumige Wohnung. Ein Fremdenzimmer
steht leer. Selbst besitzest Du nur wenige
— ost gar keine — Kinder.
An Pfingsten hast Du den Aufruf des
Reichsstatthalters zur Schaffung von
Freistellen für erholungsbedürftige Kinder
gelesen. Und noch hast Du der NSV.
keinen Freiplatz gemeldet!
Und Du willst — Nationalsozia-
list sein?
X Die Schlageter - Gedächtnisausstellung,
über deren Unterbringung in Heidelberg wir
bereits berichtet haben, wird am Dienstag, den
18. ds. Mts. eröffnet, so daß sie der Allge-
meinheit ab 12 Uhr mittags zugänglich sein
wird. Im übrigen ist die Ausstellung täglich
von 8—20 Uhr zu besichtigen, der Besuch von
Organisationen kann nach Vereinbarung mich
zu anderen Zeiten stattfinden.
X Katholische Männerwallfahrt nach
Worms. Etwa 500 Männer aus allen Pfar-
reien fuhren gestern mittag mit einem Son-
derzug nach Worms, dem diesjährigen Ziel
der üblichen Wallfahrt der katholischen Män-
ner Heidelbergs. Nach einer packenden Pre-
digt des Dominikanerpriors von St. Paul
und einer kurzen Andacht fand eine Besich-
tigung des Doms statt. Das edle romanische
Bauwerk dieses ältesten Domes am Rhein
und seine abwechslungsvolle Geschichte machte
auf alle einen tiefen Eindruck. Auch die übri-
gen Sehenswürdigkeiten, wie St. Martin,
Liebfrauenkirche, St. Paulus und sonstige
Gebäude der uralten Kaiserstadt machten
den Mittag interessant und lehrreich. Nach
einem gemütlichen Beisammensein in den
12 Aposteln und im Vereinshaus, wobei auch
den leiblichen Bedürfnissen Rechnung getra-
gen wurde, fand gegen 8 Uhr die Heimfahrt
nach Heidelberg statt. Alle Teilnehmer wa-
ren voll Begeisterung in diese, in jeder Be-
ziehung schön verlaufene Fahrt nach der
alten Domstadt am Rhein, zu deren Bistum
die kurpfälzische Residenz Heidelberg bis
1808 gehörte.
X Frühlingsfest im Fröbelkindergarten
der Weststadt. Leider litt das diesjährige
Frühlingsfest der Frauenschaft der evangeli-
schen Gemeinde im Fröbelkindergarten (Zäh-
ringerstraße) unter der unfreundlichen Wit-
terung. Dadurch wurde auch das Programm
etwas gestört, denn die meisten Darbietun-
gen konnten nicht, wie vorgesehen, im Freien
abgehalten, sondern mußten in das Haus
verlegt werden. Aber der frohen Stimmung
tat das nicht viel Abbruch, denn all die Kin-
der und Eltern, sowie Freunde des Kinder-
gartens, die gekomen waren, verlebten bei
Kaffee und Kuchen unterhaltsame Stunden.
Eine Lotterie sorgte für Spannung und
brachte manchem hübsche Gewinne.
X Kundgebung am Rotkreuztag 1935. An-
läßlich des Rotkrsuztages 1935 findet am Frei-
lag, den 21. Juni, um 18 Uhr auf dem Uni-
versitätsplatz eine Knudgebumg statt. Die Bo-
vMsrung wird aufgefordert, sich zahlreich zu
beteiligen.
X Generalmusikdirektor Overhoff nach Wie»
eingeladen. Generalmusikdirektor Kurt Over-
Hoff wurde von der Wiener Konzerthaus-Ge«
sellschaff (Wiener Konzertverein) eingeladen,
im Rahmen der Wiener Festwoche am 26.
Juni im großen Konzerthaussaal ein Sinfonie-
konzert zu dirigieren. Das Programm sieht
eine Sinfonie von Schumann und Beethoven
sowie eine Orchester-Suite des Gastdirigenten
vor. Kurt Overhoff war 1928/29 als Kapelle-
meister an der Wiener Staatsoper.
Handgelenks davon. Der Motorradfahrer kam
mit dem Schrecken davon.
Mivmg - tas ziel des lavanllcken BormnrWS
In der Stadt Peipi -ng, die einst als Residenz der MandschNkaiser den Namen Peking
führte, herrscht Panik. Es hat eine Maffenflu cht eingesetzt vor den japanischen Truppen, die
im Rahmen ihres neu aufgenommenen Vormarsches die Stadt tn kürzester Zeit besetzt halben
werden. (Weltbild,
^ekdelverger BolkSSlatt" —Montag, den 17. JE 1935
Gelte 8
Zum Michshandamkstag,
der am 16. Juni in Frankfurt a. M. begangen wird.
Sir RMOMMklsmeistermde,
die an'f dem Reichshandwerkstage dem Re^ich^s Handwerksmeister feierlich überreicht wird. Im
Auftrage der Deutschen Arbeitsfront ist sie von dem Bildhauer Alfred Thiele M Leipzig ent-
worfen und unter Mitwirkung der Bildhauer Arnold, Selzner und Chemnitz geschaffen
worden. (Zschäpitz, M.)
Heidelberg, den 17. Juni 1935
Flaggen auf Salbmast!
Anläßlich der Beisetzung der Opfer von
Reinsdorf am morgigen Dienstag
wird die Bürgerschaft ersucht, dem Beispiel der
Behörden folgend zum Zeichen der Trauer
Halbmast zu flaggen.
Achtung!
Sonnwendfeier-Mitunrkende!
Die Probe für die Sonnwendfeier auf der
Thingstätte findet heute Montag abend 8.30
Uhr statt. Die Singchöre der Schulen
werden punkt 7 Uhr und die Mitwirkenden
bei den Gesangschören, die den Weg
zur Thingstätte nicht zu Fuß zurücklegen kön-
nen und bereits am letzten Samstag in der
Stadthalle gemeldet wurden, punkt 7.30 Uhr
vom Jubiläumsplatz aus zur Thing-
stätte befördert. Da die Zeiten genau, ein-
gehalten werden müssen, wird ersucht, sich
unbedingt rechtzeitig aus dem Jubiläums-
platz einzufinden.
Kreispropagandaleitung der NSDAP.
Wieder mal ein RMniomias!
Daß es an Pfingsten so schön war, mußte
man gestern schon wieder büßen. Nach der
großen Hitze der letzten Woche, — hatte es doch
am Freitag 30 Grad im Schatten — verspürte
man die rasche Abkühlung sehr empfindlich.
Schon am Samstag wechselten ausgiebige Re-
gengüsse mit Sonnenschein und am Sonntag
war es Nicht viel besser.
Aber trotzdem war in Heidelberg wieder
überall tüchtig Betrieb. Am Samstag hatten
die Militärkonzerte des Musikzuges des Reichs-
luftschutzbundes der Landesgruppe. Baden-
Rheinpfälz unter Leitung von Musikzugfüh-
rer Heinz Fröhlich am Universitätsplatz
und am Nachmittag und Abend im Stadtgar-
ten zahlreiche Zuhörer angezogen. Die Lei-
stungen dieser Kapelle stehen nicht nur tech-
nisch. sondern auch künstlerisch auf beachtlicher
Höhe und Heinz Froehlich versteht mit seinen
Künstlern zu musizieren. — Am Sonntag
war das Hauptziel die Hendsemer Kerwe, wo
sich die Menschen auf dem Festplatz wie in den
Lokcüen nur so drängten. Auch der am Spät-
nachmittag einsetzende Sturm mit Regen und
Schloßen' konnte den fröhlichen Betrieb nur
vorübergehend oindämmen. Heute regnet es
wieder und wir wagen wirklich keine Prognose
für die folgenden Tage zu stellen. — Aber
es bleibt uns immerhin die Hoffnung.
Komertsaal
KufplsIrisäieL Ksmmei'oi'lliestei'
Lourort Iw XöuiKssual ckos Leblosses.
Das Konzert des Kurpfälzer Kammer-
orchesters unter der Leitung des Konzertmei-
sters Adolf Berg im charaktervollen Kö-
nigssaal auf dem Schlosse brachte deutsche
Meister aus dem 18. Jahrhundert: PH. E.
Bach, Telemann, Michael Haydn und I. I.
Holzbauer. Mit Recht sehen die Kammer-
orchester ihre künstlerische und kulturelle
Aufgabe darin, unbekannte Werke der Ver-
gangenheit zum klingenden Leben zu erwek-
ken. Allerdings muß die Darbietung dieser
Werke im öffentlichen Konzerbetrieb auch
auf künstlerischer Stufe stehen. Das Kur-
pfälzische Kammerorchester, bestehend aus
den Herren: Berg, Trautmann, Reich, Peter,
Bender, Feidner, Lammert, Kraft (Violi-
nen), Fischer, Flattschacher (Violen), Kauf-
mann, Prieber (Celli) und Petermann
(Kontrabaß), von Fall zu Fall ergänzt durch
weitere Instrumentalisten, hat es technisch zu
einer außerordentlichen Höhe gebracht, find
doch die einzelnen Spieler ausgezeichnete
Musiker. Der Leiter des Kammerorchesters,
Konzertmeister Adolf Berg, sorgte für
gutes, präzises Zusammenspiel und frische
Tempi. Er selbst spielte im Concerto in A-
moll von Telemann die Solo-Violine mit
künstlerischer Meisterschaft. Musikstilistisch in-
teressant war die Gegenüberstellung von
Telemann (A-moll-Concerto) und PH. Em.
Vach (Sinfonie Nr. 2). Hier spürte man
sinnenfällig den Stilwandel, der sich unter
den Söhnen Bachs vollzog und zu den Klas-
sikern und Romantikern führte. Mt der
Sinfonia in E-dur von I. I. Holzhauer, der
dem Mannheimer Kreis um Stamitz ange-
hörte, wurde auch die Kunst unserer Heimat
berücksichtigt. Eine auserwählte Gemeinde
hörte im stimmungsvollen Königssaal auser-
lesene Kammermusik und spendete herzlichen
B-ifall. vcl.
Ser LiMnümz tn SaWKuWrim
Auch in diesem Jahre hatten sich am gest-
rigen Nachmittage zahlreiche Zuschauer aus
nah und fern um die ehrwürdige Dorflinde
versammelt, um die schöne alte Sitte des
Lindentanzes mitzuerleben. Trotz heftiger
Regengüsse harrte die Menge geduldig aus,
bis endlich der fröhliche Kerwezug einzog,
voran der „Kerweborscht" mit der Narre-
fahne und die schneidige Musikkapelle, dahin-
ter die anderen „Kerweborscht" in ihrer
schmucken Altvätertracht, ihre blumenge-
schmückten Kerwestecken lustig schwenkend
und in der Mitte der ebenso geschmückte
Hammel, der Preis des Tanzes. Glücklicher-
weise brach in dem Moment die Sonne durch
die Wolken, und unter energischen Zurufen
klappten auch die letzten Schirme zu, so daß
jeder ungestört zuschauen konnte. Die lieb-
lichen Weisen eines Heimatliedes bildeten
die Einleitung des sinnigen Brauches. Dann
ließ Herr Kopper 1 eine saftige Kerwerede
vom Stapel. Allerlei mußte dabei herhalten,
vor allem der „Hendsemer Dorscht", der im-
mer vorne sei, so daß jener Bauer vor Durst-
löschen seinen Acker zu hacken vergaß. Auch
das Frühlingsfest und die Eroßmarkthalle
wurde durchgehechelt, ebenso der Tierpark
und die neue Hutmode. Immer wieder ern-
tete der Redner wahre Lachstürme, und gar
bei der tollen Geschichte von dem „Hand-
wägelesrennen" wollte das Lachen kaum ein
Ende nehmen. Das drollige Minenspiel des
Redners tat noch sein klebriges dazu.
Mit Spannung sah man hernach dem
Tanz um die mit einem mächtigen Ei-
chenkranz gezierte Linde zu, wer wohl den
Preis gewinnen wurde. Eifrig wanderte der
Strauß dabei von einem Paare zum ande-
ren, bis der Schuß ertönte. Sieger wurde
Herr Müller als letzter Besitzer des Strau-
ßes, der vorjährige Redner. Mit dem Hand-
schuhsheimer Heimatliede fand die hübsche
Feier ihren Abschluß. Das große Interesse,
das man derselben wiederum entgegen-
brachte, ist ein Beweis dafür, wie dankbar
die Handschuhsheimer Bevölkerung um die
Wiederbelebung dieses sinnigen alten Brau-
ches ist, die ein großes Verdienst des Hand-
schuhsheimer Turnvereins 1886 ist.
RolWbtriM
Verkehrsunfälle: Am Sonntag vormittag
wurde ein Radfahrer aus der Brückenstraße von
einem überholenden Motorradfahrer von hinten
ungefähren. Die Schuld an dem Zusammenstoß
soll de-n Radfahrer treffen, der angeblich ohne
ein Zeichen zu geben, plötzlich nach links abgewo-
gen ist. Der Radfahrer, der Motorradfahrer so-
wie dessen Soziusfahrerin kamen zu Fall und zo-
gen sich leichtere Verletzungen zu. Das Motor-
rad wurde stark beschädigt. Der Sachschaden
beträgt etwa 15b RM. — Am Sonntag nachmit-
tag stieß ein Personenkraftwagen, der in nörd-
licher Richtung durch die Vienenstraße fuhr und
nach links in kurzem anstatt in weitem Bogen in
der Neckarstaden einbog, mit einem in östlicher
Richtung durch den Neckarstaden fahrenden Per-
sonenkraftwagen zusammen. Beide Fahrzeuge
wurden beschädigt. Der Gesamtschaden beträgt
etwa 225 RM. — Am Sonntag mittag nach dem
RMWtsMe Melbers
1935
Die Pressestelle der Reichsfestspiele teilt
mit:
Die Leitung der Heidelberger Reichsfest-
spiele, die am'14. Juli unter der Schirmherr-
schaft von Reichsminister Dr. Goebbels begin-
nen, hat sich entschlossen, infolge ides überaus
regen Interesses bei deutschen Volksgenossen
aller Stände die Spielfolge noch zu erwei-
tern. An allen Sonntagen (mit Ausnahme des
14. und 21. Juli) finden auch Nachmittags im
Schloßhos Vorstellungen der Shakespeare'schen
Komödie „Was Ihr wollt" statt. Diese Vor-
stellungen sind vor allen Dingen für die Or-
ganisationen „Kraft durch Freude" bestimmt.
Mit dieser Organisation werden auch weitere
Vereinbarungen für den Besuch der anderen
Veranstaltungen der Reichsfestspiele von Hei-
delberg getroffen.
Staffellauf wurde auf der Friedrichsbrücke der
Friseurmeister Paul Wermbter, der die Straße
vom westlichen Gehweg aus überqueren wollte,
von einem von der Stadt kommenden Motor-
radfahrer angefahren und zu Boden geschleu-
dert. Der Angefahrene mußte mit erheblichen,
jedoch nicht lebensgefährlichen Verletzungen in
die Klinik eingeliesert werden. Er trug einen
Unterschenkelbruch und einen Bruch des linken
s II hast rtn Wies Auskommen.
Bist in Arbeit und Brot. Hast eine ge.
räumige Wohnung. Ein Fremdenzimmer
steht leer. Selbst besitzest Du nur wenige
— ost gar keine — Kinder.
An Pfingsten hast Du den Aufruf des
Reichsstatthalters zur Schaffung von
Freistellen für erholungsbedürftige Kinder
gelesen. Und noch hast Du der NSV.
keinen Freiplatz gemeldet!
Und Du willst — Nationalsozia-
list sein?
X Die Schlageter - Gedächtnisausstellung,
über deren Unterbringung in Heidelberg wir
bereits berichtet haben, wird am Dienstag, den
18. ds. Mts. eröffnet, so daß sie der Allge-
meinheit ab 12 Uhr mittags zugänglich sein
wird. Im übrigen ist die Ausstellung täglich
von 8—20 Uhr zu besichtigen, der Besuch von
Organisationen kann nach Vereinbarung mich
zu anderen Zeiten stattfinden.
X Katholische Männerwallfahrt nach
Worms. Etwa 500 Männer aus allen Pfar-
reien fuhren gestern mittag mit einem Son-
derzug nach Worms, dem diesjährigen Ziel
der üblichen Wallfahrt der katholischen Män-
ner Heidelbergs. Nach einer packenden Pre-
digt des Dominikanerpriors von St. Paul
und einer kurzen Andacht fand eine Besich-
tigung des Doms statt. Das edle romanische
Bauwerk dieses ältesten Domes am Rhein
und seine abwechslungsvolle Geschichte machte
auf alle einen tiefen Eindruck. Auch die übri-
gen Sehenswürdigkeiten, wie St. Martin,
Liebfrauenkirche, St. Paulus und sonstige
Gebäude der uralten Kaiserstadt machten
den Mittag interessant und lehrreich. Nach
einem gemütlichen Beisammensein in den
12 Aposteln und im Vereinshaus, wobei auch
den leiblichen Bedürfnissen Rechnung getra-
gen wurde, fand gegen 8 Uhr die Heimfahrt
nach Heidelberg statt. Alle Teilnehmer wa-
ren voll Begeisterung in diese, in jeder Be-
ziehung schön verlaufene Fahrt nach der
alten Domstadt am Rhein, zu deren Bistum
die kurpfälzische Residenz Heidelberg bis
1808 gehörte.
X Frühlingsfest im Fröbelkindergarten
der Weststadt. Leider litt das diesjährige
Frühlingsfest der Frauenschaft der evangeli-
schen Gemeinde im Fröbelkindergarten (Zäh-
ringerstraße) unter der unfreundlichen Wit-
terung. Dadurch wurde auch das Programm
etwas gestört, denn die meisten Darbietun-
gen konnten nicht, wie vorgesehen, im Freien
abgehalten, sondern mußten in das Haus
verlegt werden. Aber der frohen Stimmung
tat das nicht viel Abbruch, denn all die Kin-
der und Eltern, sowie Freunde des Kinder-
gartens, die gekomen waren, verlebten bei
Kaffee und Kuchen unterhaltsame Stunden.
Eine Lotterie sorgte für Spannung und
brachte manchem hübsche Gewinne.
X Kundgebung am Rotkreuztag 1935. An-
läßlich des Rotkrsuztages 1935 findet am Frei-
lag, den 21. Juni, um 18 Uhr auf dem Uni-
versitätsplatz eine Knudgebumg statt. Die Bo-
vMsrung wird aufgefordert, sich zahlreich zu
beteiligen.
X Generalmusikdirektor Overhoff nach Wie»
eingeladen. Generalmusikdirektor Kurt Over-
Hoff wurde von der Wiener Konzerthaus-Ge«
sellschaff (Wiener Konzertverein) eingeladen,
im Rahmen der Wiener Festwoche am 26.
Juni im großen Konzerthaussaal ein Sinfonie-
konzert zu dirigieren. Das Programm sieht
eine Sinfonie von Schumann und Beethoven
sowie eine Orchester-Suite des Gastdirigenten
vor. Kurt Overhoff war 1928/29 als Kapelle-
meister an der Wiener Staatsoper.
Handgelenks davon. Der Motorradfahrer kam
mit dem Schrecken davon.
Mivmg - tas ziel des lavanllcken BormnrWS
In der Stadt Peipi -ng, die einst als Residenz der MandschNkaiser den Namen Peking
führte, herrscht Panik. Es hat eine Maffenflu cht eingesetzt vor den japanischen Truppen, die
im Rahmen ihres neu aufgenommenen Vormarsches die Stadt tn kürzester Zeit besetzt halben
werden. (Weltbild,