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Nr. 149

„Heidelberger BolkSblatt" — SamStag, den 29. Juni 1933

Seite 3

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Heidelberg, den 29. Juni 1935.

Kinder im Zirkus

Was könnte Kinderherzen höher schlagen
lassen, als die Anwesenheit eines Zirkus mit
seiner Wunderwelt, in der nicht nur ein
Hauch jener fremden Länder uns berührt,
die der Jugend Phantasie erfüllt, von der sie
lesen und nach deren Abenteuer und Schön-
heiten jeder echte Junge sich sehnt, sondern
in dem Tiere und Menschen diese Welt zur
Wirklichkeit werden lassen.
Man sah es den Kleinen gestern mittag
schon von weitem an, daß sie züm Zirkus
Zirkus Straßburger eilten, denn auf
dem Weg zur Schule hätten ihre Augen doch
nicht ganz so erwartungsvoll geleuchtet. Und
vor dem Zirkus war schon Jugend versam-
melt, Schulklassen, die mit ihren Lehrern ge-
kommen waren, kleine Piepmatze mit dem
älteren Bruder oder an Mutters Hand, alles
voll Erwartung und schon begeistert von
der Musik und dem himmellangen Boy,
der vor dem Eingang Programme verkaufte.
Aber als sie dann das Zelt betraten, da
ging das Staunen erst los!
Und dann das Programm! Die
Augen hatten nur zu tun, um alles sehen
zu können und die Buben folgten mit Ken-
nerblick, die Mädchen und Kleineren mit un-
gläubigem Staunen den Leistungen der
Akrobaten. Das war ein Eaplapper in der
Pause, ein lebhafter Gedankenaustausch über
die Eindrücke. Die Hände klatschten so dank-
bar und freudig nach jeder Nummer, daß
auch die Erwachsenen mitgerissen wurden
und es sicher niemand bereut hatte, seinen
Kindern diese Freude zu bereiten.
Was am besten gefiel? Ja, das
ist bei Kindern schwer zu sagen. Sie sind im-
pulsiver und unproblematischer als wir Gro-
ßen. (Und deshalb oft „objektiver" und tref-
fender in ihrem Beobachten!) Das Tempera-
ment spielt da auch eine große Rolle. Es ist
aber auch schwer, ein Urteil abzugeben, wenn
man zweieinhalb Stunden lang förmlich
überschüttet wird von Eindrücken und Stau-
nenswertem. Allen gefiel alles — den
kleinen Buben machte das explodierende
Motorrad und der Zauberer am meisten
Spaß. Von den Tieren haben die Löwen be-
sonders bei den Mädchen doch noch das meiste
Ansehen. Der König der Wüste läßt sich nicht
so leicht absetzen.
Freudestrahlend verließ die Schar den Zir-
kus und daheim ging dann das Erzählen
los, der Bericht von all dem Wunderbaren
und Großartigem, daß allein das Zuhören
schon ein Vergnügen war. Wer seinen Kin-
dern eine richtige Freude machen will, der
ermögliche ihnen heute oder morgen noch
einen Zirkusbesuch. Es bereitet ihnen nicht
nur eine genußreiche Unterhaltung, sondern
auch wertvolles Vildungs- und Anschauungs-
material.


Photo: Lirkus Straßburger.
Unser Bild zeigt Kibitze, die sich einen
billigen Einblick in die Herrlichkeit des Zir-
kus verschaffen. Natürlich nicht in Heidel-
berg, denn hier werden hoffentlich alle Kin-
der das Reich Straßburgers von innen sehen.
Und heute und morgen abend müssen die
Großen kommen.
Es lohnt sich, und Zirkus Straßburger
verdient einen Massenbesuch!

Ein Boll ist erst dann seiner Mimst
sicher, wenn es stir Mutter und Kind
die höchsten Spser zu bringen bereit ist.

Eine Mutter dankt
zur Sammlung des Silsstverkes ..Mutter und Kind" am 29. und Za. Zuni

Inwieweit das soziale HAsswerk „Mutter
und Kind" sich zum Segen des deutschen Bottes
auswirkt und dazu angetaü itst, durch die
Müttererholung
wieder Menschen froh zu machen, soll folgen-
der Brias, gerichtet am die Gauamtsleitung der
NSV., zeigen:
Königsfeld, den 17. 6. 35.
Ich will nicht verfehlen, mich zu bedanken
für meinen Erholungsaufenthalt hier im Son-
nenhams. Beschreiben kann ich es leider nicht,
wie schön es hier ist und wie wohl es einem
tut, mal an nichts zu denken und nur von
Liebe umgeben zu sein. Ich habe als
Mutter von fünf Kindern eigent-
lich noch keine sehr schönen Tage
erlebt, immer nur Sorgen und Darben.
Wir haben zwar ein eigenes Heim, aber nur
durch äußerstes Sorgen und ja durch Hungern
konnten wir es uns erhalten.
Nun ist es ja Gottseidank durch unfern
Führer Adolf Hitler besser geworden.
Unsere Kinder sind zum Teil erwachsen. Wir
freuen uns an den Kindern, auch hat uns die
Winterhilfe geholfen, daß es uns wieder
etwas besser ging, und
nun bekomme ich noch die Freistelle hier-
her.
Ich glaubte es erst gar nicht, daß dies wahr
ist. Nun bin ich seit 14 Tagen hier und habe
mich sehr gut erholt und werde nun
sine sehr schöne Erinnerung mit nach Hause
nehmen, und zum Dank kann ich nichts tun,
als meine Kinder, hauptsächlich die drei Jun-
gen, die alle begeisterte Hitlerjungen sind, wei-
ter im Geiste Adolf Hitlers zu erziehen.
Ich will nun zum Schluß kommen und
daUke nochmals recht herzlich allen denen, die
dies gute Werk zu Wege brachten, besonders

aber unserem lieben Führer Adolf Hitler und
grüße hiermit mit dem Deutschen Gruß
Heil Hitler!
Frau Ad. Bü., z. Zt. Sonnenhaus,
Königsfeld.
Als Mutter von 5 Kindern hatte sie noch
keine schönen Tage erlebt, immer nur Sorgen
und Darben gekannt. Jetzt konnte sie einmal
für einige Wochen ausspannen, neue Kräfte
sammeln und wieder froh werden in einem
Müttererholungsheim des idyllischen Schwarz-
wald ovtes Königsfeld.
Die Mutter weiß es, daß sie dieses, ihr Glück
dem Führer zu verdanken hat, dadurch, daß
die NS-Volkswohlfahrt und mit ihr die Ein-
richtung des Hilfswerkes „Mutter und Kind"
geschaffen. Und als Dank — versichert sie be-
scheiden — könne sie nichts weiter tun, als
ihre Kinder im Geiste Adolf Hitlers zu er-
ziehen!
Und das ist Tankes wirklich genug! Auf
diese Weise sehen wir mit freudiger Genugtu-
ung eine Generation heranreisen, die den
Nationalsozialismus aus dankerfüllten Eltern-
herzen in ihre jungen Seelen als kostbare Saat
erhalten.
Frohe lebensbejahende Mütter, gesunde,
starke Jugend! Tas Hilfswerk „Mutter und
Kind" sorgt für die Gesunderhaltung der Fa-
milien, für svohe, glückliche Mütter und Kin-
der! Am 29. und 30. Juni führt es eine
Sammlung durch, um ein finanzielles Rückgrat
für ihre großen Ausgaben zu bekommen.
Volksgenossen!
An Euch liegt es, daß damit Mutter und
Kind gedeihen, leben und glücklich werden kön-
nen:
Spendel reichlich, und ihr helfet
Mutter und Kind!

Wter und Will
Der 29. Juni, der Peter- und Pauls-Tag,
gilt in der kathol. Kirche dem Gedenken der
beiden Apostel Petrus und Paulus. Es ist
der einzige Tag im Jahr, an dem gleich-
zeitig zwei Heilige verehrt werden. Nach
der Ueberlieferung wurde der heilige Pe-
trus, der der Patron der Fischer ist, mit dem
heiligen Paulus vom Kaiser Nero um das
Jahr 66 nach Christi Geburt zum Tode ver-
urteilt. Petrus erlitt den Märtyrertod durch
Annagelung ans Kreuz mit dem Kopf nach
unten, Paulus wurde das Haupt abgeschla-
gen. Der Leib des heiligen Petrus fand
seine letzte Ruhestätte auf dem Berg Vati-
kan; über seinem Grab erstand hernach die
prächtige Peterskirche in Rom. Die katho-
lische Kirche vereehrt in Petrus den ersten
B'schof von Rom und den ersten Papst.
Die beiden Heiligen gelten als Schutz-
patrone gegen Gewitter und Hagel. Früher
galt der Peterstag auch als brauchüblicher
Zinstag.
Sir Aatvltratzr SamMt-
Wdrlberg
Eröffnung voraussichtlich im September.
Mit allem Nachdruck wird an dem Bau
der weiteren Reichsautobahnstrecken gear-
beitet. So gehen die Arbeiten auf der Strecke
Darmstadt-Heidelberg rüstig vorwärts und
grcEe TeAe der Straße sind bereits soweit
fertiggestellt. Da auch die meisten Vrücken-
bavcken schon vollendet sind, kann man damit
rechnen, im Sevtember d. I, also zwei
Jabre nach dem Svatenstich, auch diese Auto-
babnstrecke dem Verkebr übergeben zu kön-
nen. Auch die Erdarbeiter! in weiter süd-
licher Richtung, von Heidelberg nach Karls-
ruhe, bis etwa in die Höhe von Bruchsal,
ünd bereits eingeleitet.
NMgr RMMung von Evmtags-
rutze und Ladrnjchluß
Eine Erklärung des Reichsarbeitsministers.
Zur Aufklärung von Zweifelsfragen über
das Zuendebedienen bei Ladenschlußzeit hat
die Reichswirtschaftskammer eine Stellung-
nahme des Reichsarbeitsministers erbeten.
Es handelte sich darum, die Zulässigkeit des
Zuendebedienens an den Verkaufssonntagen
ebenso außer Zweifel zu stellen, wie dies
hinsichtlich der Werktage bereits geschehen ist.
Der Reichs- und preußische Arbeitsminister
hat dazu erklärt, daß Schwierigkeiten in die-
ser Frage kaum entstehen würden und daß
die erbetene ausdrückliche Ergänzung nur
durch Gesetz vorgenommen werden können.
Es sei aber eine baldige Neuauffassung der
gesamten Vorschriften über Sonntagsruhe
und Ladenschluß beabsichtigt, und es emp-
fehle sich, die angeregte Aenderung noch so
lange zurückzustellen. Der Minister hat die
Landesregierungen hiervon verständigt.

X Zur VerbliX"-- FZgldbrändeu er
lMt die Polizeidirektion heute eine Bekannt-
machung. wonach die bisher bestehende be-
zirkspolizeiliche Vorschrift aufgehoben wer-
den mußte, weil der Herr Minister des In-
nern durch Verordnung vom 13. 5. 35 —
Ges.- u. V.O.Vl. S. 121 — die Materie lan-
desrechtlich geregelt hat.
X Vier „Fsiegsnde Hamburger" in Heidel-
berg. Ein auf Probefahrt befindlicher
Stromlinientriebwagen von der Bauart des
„Fliegenden Hamburger" traf gestern in
Heidelberg ein, wo er bei einem kurzen Auf-
enthalt gebührend bestaunt wurde.
X Sommerfest in St. Hildegard. Wie all-
jährlich veranstaltet auch in diesem Jahr die
Pfarrgemeinde St. Bonifaz ihr Sommerfest,
zu dem alle herzlich eingeladen sind. Näheres
im Inserat.
X Vom Wohlfahrtsamt. Am 26. Juni 1935
standen beim Wohlfahrts- uüd Jugendamt
Heidelberg 1338 (Vorwoche 1345) Wohlfahrts-
erwerbslose — arbeitsfähige — Personen in
offener Fürsorge. Am gleichen Tage stanken in
Arbeit: Fürsorgearbeiter 145(146), Notstands-
arbeiter 575 (627), Gemeinschaftsdienst 439
(440), Laichhelfer 112 (111), bei Maßnahmen
der Stadt sind untergebrachte Arbeitsdienst-
willige 323 (323).
X Die evangelische Pfarrgemeinde in
HandschuhslMm begeht morgen den 25. Jah-
restag seit der E i n w e i h u n g d e r Frje-
de n s k i r ch e. Nachdem in langwierigen Ver-
handlungen das seit 1650 bestechende Simul-
taneum 1907 abgelöst und den Protestanten
das Mitbenutzungsrecht der alten Kirche bis
1. Juli 1910 zugestanden war, wurde im Jahr
1908 mit den Arbeiten zur Friedenskirche be-
gonnen. Am 14. Juni wurde der Grundstein
gelegt und am 29. Juni 1910 konnte in An-
wesenheit des Großherzogs die festliche Ein-
weichung unter Anteilnahme der ganzen Ge-
meinde gefeiert werden. — Der damalige
Stadtpfarrer Gilg, heute in Badenweiler,

Alles lm MM vva Muller md Kind
Am Samstag und Sonntag, den 29. und
30. Juni 1935, findet die letzte Sammlung
vor dem WHW 1935/36 für das Hilfswerk
„Mutter und Kind" statt.
Zu dieser Sammlung stehen sämtliche NS-
Eliederungen lt. Anordnung der Eauleitung
der NSDAP, zur Verfügung. Der Lautspre-
cherwagen der Kreisleitung wird im ganzen
Kreisgebiet auf die Sammlung aufmerksam
machen
Jungvolk mit Landsknechtstrommeln und
Transparenten wird die Straßen durch-
ziehen, die PO veranstaltet Platzkonzerte.
Kurz — alle propagandistischen Maßnahmen
müssen eingesetzt werden, um diese letzte
Sammlung zu einem vollen Erfolg für das
Hilfswerk „Mutter und Kind,, zu gestalten.
Der Kreis-Musikzug unter Leitung des
Musikzugführers Pg. Witkowski wird am
heutigen Samstag im Dienste des Hilfswerks
.Mutter und Kind"
Standkonzertee
veranstalten und zwar zu folgenden Zeiten:
18—18.30 Uhr auf dem Bismarckplatz,
18.45—19.30 Uhr auf d. Universitätsplatz.
HI. mit Transparenten, die auf die Samm-
lung „Mutter und Kind" Hinweisen, wird
sich zu den angegebenen Zeiten ebenfalls auf
den Plätzen einfinden.
Am Sonntag, den 30. d. Mts. nach Beendi-
gung der Filmstunde wird die HI einen
Propagandamarsch

für das Hilfswerk „Mutter und Kind" durch
die Hauptstraß eunternehmen.


wird voraussichtlich zu dem morgigen Erinne-
rungsfest der Handschuhsheimer kommen und
die Festpvedigt halten und der Kirchenchor der
Friedenskirche wird dem Tag durch seine Mit-
wirkung die musKaHische Weihe geben.

X Das 30jährige Arbeitsjubiläum begehen
heute in der Bereinsdrucksrei Heidelberg AG.
Faktor Oswald Hertel und Maschinensetzer
Georg Sabatier. Seit dem Juni 1905 ha-
ben sie in treuer Pflichterfüllung ihre Kräfte
und ihr Können unserem Betrieb zur Ver-
fügung gestellt und stets in gutem Einverneh-
men mit der Betriebsführung und den Ar-
beitsbameraden in guten und bösen Tagen ge-
arbeitet. Herr Sabatier hatte bereits vor fünf
Jahren anläßlich seines silbernen Arbeitsjubi-
läums die Buchdruckermedaille mit Diplom er-
halten, Herrn Hertel wurde heute in einer
kleinen Betriebsseier das Diplom überreicht,
die zu Ehren der beiden Jubilare veranstaltet
wurde. In den dabei gehaltenen Ansprachen
und einem kleinen Geschenk kam das herzliche,
kameradschaftliche Verhältnis zum Ausdruck,
das in der Vereinsdruckerei von je zwischen
allen Betriebsangehörigen bestanden hat.
X Aus dem Botanischen Garten. Gestern
abend strömte eine große Schar begeisterter
Blumenfreunde in den Botanischen Garten,
um die Wunderblumen der „K önigin der
Nacht" zu bestaunen. Die launische Blumen-
königin wird wiederum diesen oder Sonntag
abend ihre Blüten entfalten. Wer sein Herz
erfreuen will, muß heute oder morgen abend
sinen Spaziergang zum Botanischen Garten
machen.
X Die braunen Glücksmänner der Avbeits-
besch affungslotterie haben bis heute schon etwa
3000 ..//X/ an Gewinnen vermittelt. Wir ma-
chen in diesem Zusammenhang darauf auf-
merksam, daß diese Lotterie nicht unter das ab
1. Juli eintretende Sammelverbot fällt. Die
Lose werden auch weiterhin verkauft werden.
Sir letzte Sammlung des
Zemmers grtzirt „Mutter und Md".
Zsenört am 29. md M. Sunt 19Z5.

Eroßmarkthalle Handschuhsheim.
Marktbericht vom 28. Juni: Erdbeeren 1.
Sorte 19—24, 2. S. 15—18, Walderdbeeren
35—40, Kirschen 1. S. 20—37, 2. S. 15—19,
Sauerkirschen 18—20, Johannisbeeren 16 bis
21, Stachelbeeren (grün) 10—15, (reif) 20,
Himbeeren 32—42, Heidelbeeren 31, Pfirsiche
51, Erbsen 3—4, Kopfsalat 1—3. Sehr große
Anfuhr; Nachfrage sehr gut. Markt ge-
räumt. Nächste Versteigerung Sonntag vor-
mittag 9 Uhr. Samstag keine!
 
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