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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Zollinger, Otto: Das Bauwerk in der Landschaft: Arbeiten von Architekt Otto Zollinger, Saarbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0099

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XLIII. JAHRG.

DARMSTADT

MÄRZ 1932

DAS BAUWERK IN DER LANDSCHAFT

ARBEITEN VON ARCHITEKT OTTO ZOLLINGER — SAARBRÜCKEN

Die beiden hier abgebildeten Bauwerke: das
»Haus Streiff« in Goldbach am Zürichsee
und das »Strandbad Vevey« am Genfersee sind
gleichzeitig im Jahre 1929 entstanden. Ich freue
mich, sie hier nebeneinander dargestellt zu sehen.
Ihr Ausdruck ist verschieden, in der grundsätz-
lichen Gestaltung aber hängen sie zusammen. Sehr
verschieden sind auch die Landschaften, in denen
diese Bauwerke auftreten. Die beiden Seen liegen
in der Atmosphäre weit auseinander, sie haben
Menschen verschiedenen und starken Gepräges,
ihre Charaktere grenzen sich wechselseitig ab.
Die beiden Bauten sind nicht dogmatisch gebun-
den; sie bedeuten kein Programm; sie ordnen sich
keinem System ein. Sie sind die Legierung fester
Willen und bestimmter Zv/eck-Anschauungen von
Bauherr und Architekt. Haben diese Bauten eine
feste Sicherheit, so kommt das daher, daß die ge-
staltenden Ideen und Impulse auf beiden Seiten
von gleicher Stärke waren. Die Bauten predigen
weder Standardisierung noch Normung. Sie sind
nicht Uniform-Architektur, sondern sie sind Indi-
viduen und für den Dienst am Individuum be-
stimmt. Ich denke, man sieht im »Strandbad
Veve y« etwas von Spontaneität, von konzepthaf-

1^32. III. 1.

ter Frische. Es ist eine Art Bühne; jeder Besucher
steht im Bühnenbild und ist Akteur. Ich sehe in
dem Beieinander dieses Strandbads mit seiner
Landschaft eine dauernde Dynamik: Terrassen
schieben, stoßen, stützen, tragen;Treppen ergießen
sich, Plätze lagern, Schatten wandern und geben
Form, Lichter schneiden scharf hinein — alles ist
unendlich in Bewegung wie der See, der ohne
Stockung mit ewigem Atem Welle um Welle hebt.
Das Gebilde wirkt als etwas Improvisiertes und
plötzlich Stehenbleibendes, das dem Schieben und
Stoßen all der zahllosen Reben-Terrassen an den
Weinbergen von Lausanne bis Vevey Halt gebietet
und es zusammenfaßt. Licht, Wasser und Kreatur
haben sich einen Festplatz gebaut. . Und das
»Haus Streiff«: es ist aufgesetzt: hier meine
Aussicht, hier meine Sonne! Es will die Gelände-
Linien bestimmt und ernst sammeln. Es will sie
weiterleiten. Klar lugt es auf seinen See. Mit seinem
Akkord Silber - Schwarz -Weiß - Rosa sitzt es be-
häbig und doch elegant im tiefen Grün seiner
Wiesen, zwischen den Kirsch- und Obstbäumen.
Seine Wohnräume umschließt es sicher und klar.
Und doch: wie wächst hier das Außen ins Innere!
Viel Helle ist in diesem Haus! Dies Haus ist nicht
 
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