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INNEN-DE KORATI ON
FESTLICHES LEBEN
Festliches Leben! Das Wort ist kaum gesagt. .
und mit schwingenden Flügeltüren tut sich der
Saal auf: Weiß und Rot. Heiterkeit liegt in der Luft,
Stimmung, der riesenhafte Reiz des geselligen Le-
bens. Parfüme dringen leise an; diskrete Musik tönt
von irgendwoher; das Parkett glänzt; die Lüster flim-
mern. Der schwere, matte Glanz vom roten Atlas der
Stühle stark gegen das Weiß von Decke und Wand;
Spiegel geben dem Raum eine leichte Weite; jenseits
hoher Türen liegen Wintergarten und Brunnenhof.
Gruppen von aufgelaunten Menschen stehen im leb-
haften Gespräch, bewegen sich frei und mit zwang-
loser Sicherheit in Formen des Verkehrs, die so oft
hohe Form sind. Farben spielen, Juwelen glitzern,
Gold strahlt. Weiß steht gegen das schwere Schwarz
der Fräcke; Uniformen glänzen; vor den großen Toi-
letten gehen die Fächer auf und ab; Lackleder blitzt,
Sporen klirren silbern und leis. Eine gepflegte Lustigkeit
ist in der Luft, eine Fröhlichkeit, die ansteckend, aber
nicht lernbar ist. Diener gehen vorbei; wieder tun sich
Türen geräuschlos auf. Die festliche Tafel rückt näher:
auf dem Schneeglanz des Damasts blinkt Besteck,
leuchten Blumen; im hochstieligen Kristall füttert
das Licht; die Reflexe zittern auf der Glasur des er-
lesenen Geschirrs; und wie gerade die Stühle stehen!
Festliches Leben! Der Begriff ist kaum gefaßt,
und wie mit einem Zauberstab berührt, springt die
Tür auf, die in den Saal der Erinnerungen führt. Der
unverwirkbare Zauber wird wach, der aus den Be-
gegnungen mit Menschen kommt. . Mit Personen,
denen das Glück, Persönlichkeit zu sein, zuteil ward.
Die sich zu schenken wußten, und von anderen emp-
fangen konnten. . Und Gedanken stellen sich ein.
Festliche Geselligkeit ist ja nicht nur Erholung, Be-
lebung, Erregtheit, Freudestifterin. Sie ist Lebens-
bereicherung auch in anderm Sinn. Die gesellige
Tugend anderer erzieht. Die große Kunst desZu-
hörens muß gelernt werden. Takt ist das Wissen ums
Wie und Wo und Wann, also: »Raumgefühl der
Menschlichkeit.« Weltklugheit ist wichtig; sei,
wer du bist, aber zeige dich von deiner besten Seite!
★
Geselliges Leben vermittelt das Wissen um
Daseinswerte, Erkenntnisse des Schönen und Gülti-
gen; es beschenkt mit Welt. . Festliche Säle sind
Hochschulen der Urteilsfähigkeit. . Theodor lautner.
INNEN-DE KORATI ON
FESTLICHES LEBEN
Festliches Leben! Das Wort ist kaum gesagt. .
und mit schwingenden Flügeltüren tut sich der
Saal auf: Weiß und Rot. Heiterkeit liegt in der Luft,
Stimmung, der riesenhafte Reiz des geselligen Le-
bens. Parfüme dringen leise an; diskrete Musik tönt
von irgendwoher; das Parkett glänzt; die Lüster flim-
mern. Der schwere, matte Glanz vom roten Atlas der
Stühle stark gegen das Weiß von Decke und Wand;
Spiegel geben dem Raum eine leichte Weite; jenseits
hoher Türen liegen Wintergarten und Brunnenhof.
Gruppen von aufgelaunten Menschen stehen im leb-
haften Gespräch, bewegen sich frei und mit zwang-
loser Sicherheit in Formen des Verkehrs, die so oft
hohe Form sind. Farben spielen, Juwelen glitzern,
Gold strahlt. Weiß steht gegen das schwere Schwarz
der Fräcke; Uniformen glänzen; vor den großen Toi-
letten gehen die Fächer auf und ab; Lackleder blitzt,
Sporen klirren silbern und leis. Eine gepflegte Lustigkeit
ist in der Luft, eine Fröhlichkeit, die ansteckend, aber
nicht lernbar ist. Diener gehen vorbei; wieder tun sich
Türen geräuschlos auf. Die festliche Tafel rückt näher:
auf dem Schneeglanz des Damasts blinkt Besteck,
leuchten Blumen; im hochstieligen Kristall füttert
das Licht; die Reflexe zittern auf der Glasur des er-
lesenen Geschirrs; und wie gerade die Stühle stehen!
Festliches Leben! Der Begriff ist kaum gefaßt,
und wie mit einem Zauberstab berührt, springt die
Tür auf, die in den Saal der Erinnerungen führt. Der
unverwirkbare Zauber wird wach, der aus den Be-
gegnungen mit Menschen kommt. . Mit Personen,
denen das Glück, Persönlichkeit zu sein, zuteil ward.
Die sich zu schenken wußten, und von anderen emp-
fangen konnten. . Und Gedanken stellen sich ein.
Festliche Geselligkeit ist ja nicht nur Erholung, Be-
lebung, Erregtheit, Freudestifterin. Sie ist Lebens-
bereicherung auch in anderm Sinn. Die gesellige
Tugend anderer erzieht. Die große Kunst desZu-
hörens muß gelernt werden. Takt ist das Wissen ums
Wie und Wo und Wann, also: »Raumgefühl der
Menschlichkeit.« Weltklugheit ist wichtig; sei,
wer du bist, aber zeige dich von deiner besten Seite!
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Geselliges Leben vermittelt das Wissen um
Daseinswerte, Erkenntnisse des Schönen und Gülti-
gen; es beschenkt mit Welt. . Festliche Säle sind
Hochschulen der Urteilsfähigkeit. . Theodor lautner.