Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0453
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Lang, Hugo: Fenster und Symbole
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INNEN-DEKORATION
441
KNTWURF DES
VORHANGS
PROF. lOSEF
HILLERBRANH
VERTRIEB DEUTSCHE WERKSTÄTTEN A.O.-BERLIN. TÜLLVORHANG MIT LEICHTER STICKEREI
FENSTER SIND SYMBOLE
Die Dichtung aller Sprachen spielt mit dem Bild
des Fensters. »Die Augen sind Fenster, die Fen-
ster sind Augen. . Zweckmäßigkeit und Schönheits-
freude umspinnen das Fenster mit seltsamen Gebil-
den, mit Resten einer Wohnkultur, die den ,Schleier'
und seine Wunder noch zu verwenden wußte. Gar-
dinen: ein Wörtchen steckt darin, ernst und schel-
misch zugleich, das den Zeigefinger hebt und mit
einer zarten Pikanterie lächelt: ,Gardez la dame!' . .
Gardinen sind deshalb ein Gradmesser fraulicher Kul-
tur«. Einer solchen dichterischen Auffassung der
Gardine, des Vorhangs am Fenster widerspricht die
Wirklichkeit nicht. Hier sucht sich immer wieder der
»Spieltrieb« ein Betätigungsfeld: mit kunstvoll ge-
formten, gezogenen und gerafften Faltenbogen, Rund-
bogen, Spitzbogen, mit Zipfeln, Zwickeln, Schärpen,
Bogenanschnitten, stufenförmigen, runden, spitzen
Aus- und Abschnitten, mit durchsichtigem und un-
durchsichtigem Gewebe, mit reichgemusterten oder
schlichten Stoffen, mit geblümten, längsgestreiften,
quergestreiften, mit weißen, getönten und buntfar-
bigen Bekleidungen, mit Spitzenstoffen und reizvollen
neuen Tüllgeweben wird das einfallende Licht am
Fenster in seiner Wirkung abgewandelt, wird derAus-
blick nach Bedarf mehr oder minder verschleiert: nie
ist hier ein Stillstand. . Fenster sind Symbole: die
Art der Gardinen läßt stets Rückschlüsse zu auf die
Art der Menschen, die in den Räumen wohnen. . L.
441
KNTWURF DES
VORHANGS
PROF. lOSEF
HILLERBRANH
VERTRIEB DEUTSCHE WERKSTÄTTEN A.O.-BERLIN. TÜLLVORHANG MIT LEICHTER STICKEREI
FENSTER SIND SYMBOLE
Die Dichtung aller Sprachen spielt mit dem Bild
des Fensters. »Die Augen sind Fenster, die Fen-
ster sind Augen. . Zweckmäßigkeit und Schönheits-
freude umspinnen das Fenster mit seltsamen Gebil-
den, mit Resten einer Wohnkultur, die den ,Schleier'
und seine Wunder noch zu verwenden wußte. Gar-
dinen: ein Wörtchen steckt darin, ernst und schel-
misch zugleich, das den Zeigefinger hebt und mit
einer zarten Pikanterie lächelt: ,Gardez la dame!' . .
Gardinen sind deshalb ein Gradmesser fraulicher Kul-
tur«. Einer solchen dichterischen Auffassung der
Gardine, des Vorhangs am Fenster widerspricht die
Wirklichkeit nicht. Hier sucht sich immer wieder der
»Spieltrieb« ein Betätigungsfeld: mit kunstvoll ge-
formten, gezogenen und gerafften Faltenbogen, Rund-
bogen, Spitzbogen, mit Zipfeln, Zwickeln, Schärpen,
Bogenanschnitten, stufenförmigen, runden, spitzen
Aus- und Abschnitten, mit durchsichtigem und un-
durchsichtigem Gewebe, mit reichgemusterten oder
schlichten Stoffen, mit geblümten, längsgestreiften,
quergestreiften, mit weißen, getönten und buntfar-
bigen Bekleidungen, mit Spitzenstoffen und reizvollen
neuen Tüllgeweben wird das einfallende Licht am
Fenster in seiner Wirkung abgewandelt, wird derAus-
blick nach Bedarf mehr oder minder verschleiert: nie
ist hier ein Stillstand. . Fenster sind Symbole: die
Art der Gardinen läßt stets Rückschlüsse zu auf die
Art der Menschen, die in den Räumen wohnen. . L.