LANDHAUS IN DAHLEM »BRUNNENHOF«
ENTW. PROF. F. A. BREUHAUS-BERLIN
LANDHAUS H. - BERLIN-DAHLEM
\-\m Spaziergang durch Berlins schönsten Vorort
J—i Dahlem wird zu einem anschaulichen und über-
zeugenden Kolleg über den Wandel, der sich wäh-
rend der letzten dreißig Jahre in der inneren Be-
ziehung zwischen Stadtmensch und Natur vollzogen
hat. Dieser grundsätzliche Wandel stellt sich uns
sichtbar dar beim Erfassen und Erfühlen des Ver-
hältnisses zwischen Haus und Garten. Dahlem ist
zu einer solchen be-schaulichen Promenade beson-
ders geeignet, weil es noch einige Musterexemplare
aus der Zeit um die Jahrhundertwende aufzuweisen
hat, denen viele neue Stadt-Landhäuser gegenüber-
stehen, unterschiedlich nach Größe und Garten-
raum, entworfen von gegenwartslebendig empfinden-
den Architekten, als Ausdruck eines neuen Lebens-
stiles, einer veränderten Gesinnung.
An den »herrschaftlichen Villen« der Vergangen-
heit - Ausnahmen aus den letzten Jahren vor dem
Kriege bestätigen auch hier die Regel - vermissen
wir fast durchweg das selbstverständliche Verwach-
1939. t, i
sensein mit ihrer Umwelt. Sie machen oft den Ein-
druck von Stadthäusern, die man aus der Villen-
straße, in der sie reihenhaft nah beieinander standen,
herausgenommen und in den Vorort verpflanzt hat,
ohne daß ein Anwachsen, eine Verwurzelung in der
neuen Heimat gelang. Es ist kein inniges Wechsel-
bedingtsein zwischen Haus und Garten entstanden,
draußen und drinnen sind noch zwei ganz getrennte
Welten. Die Erinnerung wird bei ihrem Anblick
wachgerufen an eine Zeit, in der es unschicklich für
den Herrn war, ohne Hut in den Garten zu gehen -
über die Treppe (mit Geländer!), die ziemlich steil von
der geschlossenen Veranda hinab führte -, um auf
geharkten Kieswegen mit der korsettbeengten Dame
des Hauses Konversation zu machen. »Das Betreten
der Rasenflächen ist verboten« lautete hier das un-
geschriebene, den Kindern oft zugerufene Gesetz.
Die Gestaltung der Gärten hatte oft etwas (unbe-
wußt verlogen) Romantisches an sich. In diesem
Zug zum »Romantischen« aber lag das Eingeständnis
ENTW. PROF. F. A. BREUHAUS-BERLIN
LANDHAUS H. - BERLIN-DAHLEM
\-\m Spaziergang durch Berlins schönsten Vorort
J—i Dahlem wird zu einem anschaulichen und über-
zeugenden Kolleg über den Wandel, der sich wäh-
rend der letzten dreißig Jahre in der inneren Be-
ziehung zwischen Stadtmensch und Natur vollzogen
hat. Dieser grundsätzliche Wandel stellt sich uns
sichtbar dar beim Erfassen und Erfühlen des Ver-
hältnisses zwischen Haus und Garten. Dahlem ist
zu einer solchen be-schaulichen Promenade beson-
ders geeignet, weil es noch einige Musterexemplare
aus der Zeit um die Jahrhundertwende aufzuweisen
hat, denen viele neue Stadt-Landhäuser gegenüber-
stehen, unterschiedlich nach Größe und Garten-
raum, entworfen von gegenwartslebendig empfinden-
den Architekten, als Ausdruck eines neuen Lebens-
stiles, einer veränderten Gesinnung.
An den »herrschaftlichen Villen« der Vergangen-
heit - Ausnahmen aus den letzten Jahren vor dem
Kriege bestätigen auch hier die Regel - vermissen
wir fast durchweg das selbstverständliche Verwach-
1939. t, i
sensein mit ihrer Umwelt. Sie machen oft den Ein-
druck von Stadthäusern, die man aus der Villen-
straße, in der sie reihenhaft nah beieinander standen,
herausgenommen und in den Vorort verpflanzt hat,
ohne daß ein Anwachsen, eine Verwurzelung in der
neuen Heimat gelang. Es ist kein inniges Wechsel-
bedingtsein zwischen Haus und Garten entstanden,
draußen und drinnen sind noch zwei ganz getrennte
Welten. Die Erinnerung wird bei ihrem Anblick
wachgerufen an eine Zeit, in der es unschicklich für
den Herrn war, ohne Hut in den Garten zu gehen -
über die Treppe (mit Geländer!), die ziemlich steil von
der geschlossenen Veranda hinab führte -, um auf
geharkten Kieswegen mit der korsettbeengten Dame
des Hauses Konversation zu machen. »Das Betreten
der Rasenflächen ist verboten« lautete hier das un-
geschriebene, den Kindern oft zugerufene Gesetz.
Die Gestaltung der Gärten hatte oft etwas (unbe-
wußt verlogen) Romantisches an sich. In diesem
Zug zum »Romantischen« aber lag das Eingeständnis