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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Ein Kinderbett
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0078

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62

PROF. KARL NOTHHELFER »KINDERBETT« BUCHE NATUR, ROST VERSTELLBAR FQR MATRATZE ODER TORFMULL-EINLAGE

EIN KINDERBETT ist Szenerie von viel gutem
Leben, Herd und Quell von Glück, Ziel von Ge-
fühlen und Gedanken, die zum Besten unsres Mensch-
seins gehören. Dem Kindlein selber ist es der erste
Raum und Bezirk, den es völlig kennen und beherr-
schen lernt. Die Puppe Lieschen, der Teddybär Peter be-
wohnen und verteidigen es mit ihm; das schlaf warme
Kissen weiß von Träumen, die auch wir einmal ge-
träumt und leider vergessen haben trotz ihrer unver-
gleichlichen Kostbarkeit. Barer herrischer Übermut
streckt kecke Fingerchen und rosige Zehen zwischen
den Gitterstäben heraus, und dahinter lachen blanke
Augen und kräht ein Überschwang an grundloser
Fröhlichkeit. Aber es gibt auch Stunden, da blicken
die Äuglein nebertrübe, und die Eltern beugen sich
nicht wie sonst in Zärtlichkeit und Freude, sondern
in schwerer Sorge über das Bettchen. Wir wollen

auch dieser Augenblicke gedenken und sie in Ansatz
bringen bei dem Dank, zu dem uns das Kinderbett-
chen aufruft. Wie mancher Mensch ist erst durch die
Freudestunden am Bett des Erstlings zum rechten
Vater, zur guten, braven Mutter geworden! Wie man-
cher Ichverliebte hat erst am Kinderbett die wirkliche,
selbstvergessene Liebe zu einem andern Wesen ge-
lernt! Und wie manches Gattenpaar ist durch die ge-
meinsame Sorge um das kranke kleine Leben zum
ersten echten Blick ins Herz des andern gelangt, zum
ersten Begegnen der Seelen und zum ersten Hände-
druck, der etwas Höheres meinte als auf irgendeinem
Umweg das liebe böse Ich! Die Menschen haben end-
los schon geredet über das, was die Eltern den Kin-
dern tun oder tun sollten. Aber ebenso wichtig ist das,
was die Kinder den Eltern tun - und davon weiß das
Kinderbettchen mehr als der ganze übrige Hausrat. -
 
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