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INNEN-DEKOR AT ION
RAUMBILDUNG AUS DEM GEISTE DER GESELLIGKEIT
Eine alte trübselige Weisheit, von den Römern ge-
prägt, behauptet, daß der Mensch dem Menschen
ein Wolf sei. Aber was sieht dieser Spruch mehr als
einen schmalen, kläglichen Ausschnitt aus einem
Gesamtverhältnis, innerhalb dessen viel häufiger die
positiven, die erfreulichen Beziehungen zwischen
Mensch und Mensch wirksam werden ? Um zu schwei-
gen von allem, was Herzensbeziehungen oder tiefere
Gemeinschaftserlebnisse sind: sehen wir nicht täg-
lich, daß der Mensch dem Menschen das interessan-
teste Schauspiel, die willkommenste Anregung ist?
Eine Bekundung dieses Sachverhalts ist die Gesellig-
keit in allen ihren Formen, von der gemütlichen
Gastlichkeit des Heims bis zur thematisch bestimm-
ten Tagfahrt, zur Zusammenkunft der Berufs- oder
Gesinnungsfreunde und zum Fest. Die Kamerad-
schaft, der Verein, der Klub, der Stammtisch mögen
als Grundlage und Anlaß eine Rolle spielen, aber
das Wesentliche ist überall die Freude des Menschen
am Nebenmenschen, der ihm Bestätigung gemein-
samer Einstellungen, Austausch von Anschauungs-
weisen und Erfahrungen bringt, lebendig im Ge-
spräch entwickelt. Was die papierene Mitteilung nie-
mals geben kann, was der Vortrag oder die öffent-
liche Diskussion geflissentlich beiseite setzen, das ist
Gabe der geselligen Begegnung: das augenblickliche
Zünden des Wortes, die sofortige Zurückgabe des
Funkens, das Aufsteigen von Erkenntnissen und
Prägungen, die ohne das Wort und das Ohr des
gegenwärtigen Partners nicht erwacht wären. Uber
einem echten Gespräch waltet stets ein Mehr an Le-
ben als die Summe dessen, was die Teilnehmer ein-
zeln dazu stiften. Man kann es nicht mit Händen
greifen, aber es ist da, und es tritt bei jeder Gesellig-
keit als das eigentlich Lebendige hervor. Man bezeich-
net dieses Element als den »Geist«, der eine Stunde
oder eine Zusammenkunft beherrscht.
Auffallend ist die entscheidende Bedeutung, die
der räumliche Rahmen für das Erwachen dieses
»Geistes« besitzt. Wir merken das schon in der Pri-
INNEN-DEKOR AT ION
RAUMBILDUNG AUS DEM GEISTE DER GESELLIGKEIT
Eine alte trübselige Weisheit, von den Römern ge-
prägt, behauptet, daß der Mensch dem Menschen
ein Wolf sei. Aber was sieht dieser Spruch mehr als
einen schmalen, kläglichen Ausschnitt aus einem
Gesamtverhältnis, innerhalb dessen viel häufiger die
positiven, die erfreulichen Beziehungen zwischen
Mensch und Mensch wirksam werden ? Um zu schwei-
gen von allem, was Herzensbeziehungen oder tiefere
Gemeinschaftserlebnisse sind: sehen wir nicht täg-
lich, daß der Mensch dem Menschen das interessan-
teste Schauspiel, die willkommenste Anregung ist?
Eine Bekundung dieses Sachverhalts ist die Gesellig-
keit in allen ihren Formen, von der gemütlichen
Gastlichkeit des Heims bis zur thematisch bestimm-
ten Tagfahrt, zur Zusammenkunft der Berufs- oder
Gesinnungsfreunde und zum Fest. Die Kamerad-
schaft, der Verein, der Klub, der Stammtisch mögen
als Grundlage und Anlaß eine Rolle spielen, aber
das Wesentliche ist überall die Freude des Menschen
am Nebenmenschen, der ihm Bestätigung gemein-
samer Einstellungen, Austausch von Anschauungs-
weisen und Erfahrungen bringt, lebendig im Ge-
spräch entwickelt. Was die papierene Mitteilung nie-
mals geben kann, was der Vortrag oder die öffent-
liche Diskussion geflissentlich beiseite setzen, das ist
Gabe der geselligen Begegnung: das augenblickliche
Zünden des Wortes, die sofortige Zurückgabe des
Funkens, das Aufsteigen von Erkenntnissen und
Prägungen, die ohne das Wort und das Ohr des
gegenwärtigen Partners nicht erwacht wären. Uber
einem echten Gespräch waltet stets ein Mehr an Le-
ben als die Summe dessen, was die Teilnehmer ein-
zeln dazu stiften. Man kann es nicht mit Händen
greifen, aber es ist da, und es tritt bei jeder Gesellig-
keit als das eigentlich Lebendige hervor. Man bezeich-
net dieses Element als den »Geist«, der eine Stunde
oder eine Zusammenkunft beherrscht.
Auffallend ist die entscheidende Bedeutung, die
der räumliche Rahmen für das Erwachen dieses
»Geistes« besitzt. Wir merken das schon in der Pri-