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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

DOI Artikel:
Kropp, Ernst: Die Form des XX. Jahrhunderts, [2]
DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Es lohnt sich
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0350

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332

INNEN-DEKORATION

digster Gestaltungstrieb? In den Gebilden unserer
Technik. Technik ist aber keine Form, sondern ein
Entwicklungsstadium der Form, das jede Gestaltung
in sich durchzumachen und zu überwinden hat, be-
vor sie Wesensausdruck und Vollendung erreicht.

Die wahre Sehnsucht, um die wir in einer Form
ringen, ist der Sinn der Form. Der erreichte Sinn aber
ist nicht mehr die Form selbst, sondern ihre Über-
windung und Loslösung.

Der Sinn des Auges ist das Sehen. Der Sinn der
Geige ist ihr Ton. Der Sinn des Autos, sowie der
Autobahn ist das Fahren.

Erreichen wir nun unsere Sehnsucht dieses Fah-
rens bis zu einem inneren Ergriffensein, also los-
gelöst vom Kraftwagen und seiner Bahn, so erleben
wir die Erfüllung in unserem eigenen Werke. Auch
das ist Kunst.

Wer sich nicht in den wirkenden Geist der Zeit
einzustellen vermag und mitarbeiten lernt, der wird
bald unbeachtet und nutzlos beiseitestehen.

Die Kunst des 20. Jahrhunderts entwickelt sich
nicht dort, wo sie erwartet wird. Glauben wir doch
endlich an das, was wir wirklich können und wo wir
überragend sind, so werden wir auch den Geist in
unserem Schaffen mit der Seele erfassen und aus
dem Herzen bilden lernen. Dann würden wir Deut-
sche die Kunst des 20. Jahrhunderts vollbringen. -

ES LOHNT SICH, die leichte moderne Hausrat-
gestaltung einmal daraufhin anzusehen, welche
besonderen Dienste sie gerade dem Kinderzimmer
leisten kann. Sie liefert ihm ohne großen Aufwand
die leichten, niedrigen Regale, die Schemel, die klei-
nen Tische und Bänke, wie sie den Erfordernissen
des kleinen Völkchens entsprechen, und erleichtert
damit die Aufgabe, den Kindern auch bei beschränk-
ten Mitteln eigene Räume zu schaffen. Denn in der
Regel ist ja schon dieser Raum selbst ein großes
Opfer für die meisten kindergesegneten Familien,
und so berechtigt es ist, wenn wir heute auf
gediegene Möbel von Dauerwert hinarbeiten, so
sehr muß es gestattet bleiben, im Kinderzimmer
schlichte Hölzer und einfache, nette Verarbeitung
zu verwenden. Billige, hübsche Gewebe können als
Helfer hinzukommen, etwa als Verschluß offener
Fächer usw. Wo mütterliche Liebe über dem Gan-
zen waltet, kann es bei einfachsten Mitteln am
Erfolg nicht fehlen.

Das wird besonders dann der Fall sein, wenn
es sich um eine Kinderstube mit mehreren Ge-
schwistern handelt. Da entsteht im Handumdrehen
eine rechte, bunte Kinderwelt. Die leichten Möbel-
chen lassen sich gefällig umgruppieren, wie es das
Spiel gerade erfordert, und ebenso schnell ist die
Ordnung wieder hergestellt. - Wilhelm michel
 
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