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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Bildfreude
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0145

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INNEN-DEKORATION

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BILDFREUDE ist als ein wesentlicher Grundtrieb
in aller kernhaften Gestaltungsarbeit des Men-
schen wirksam. Zum Bilde strebt die Kunst der Nadel
und des Webstuhls. Zum Bilde steigt seit alten Zeiten
die Wandbehandlung des Innenraums empor. Auf
Geräten aus Metall und Holz, Elfenbein und Leder
wächst das geschnitzte und gemalte, das eingelegte,
tauschierte, geätzte, geschnittene, gravierte Bild; am
keramischen Erzeugnis gipfelt die schmückende Be-
arbeitung bei allen Völkern in der bildlichen Darstel-
lung. Homer weiß von den Bildern auf dem Schild
des Achilles und auf dem Bogen des Odysseus ein
langes und breites zu erzählen. Und im solcher-

maßen gebundenen Bild liegt der Ursprung und
die Frühform aller bildlichen Darstellung. Das Staf-
feleibild ist erst eine späte Abstraktion. Es entspricht
der immer schärferen Absetzung des menschlichen
Bewußtseins, dem immer klareren Rücktritt, den es
gegenüber den Dingen nimmt. Aber das in einem
Sachzusammenhang gebundene Bild berührt uns
warm und freundlich, weil es zur Jugend unsres
Geschlechtes gehört. Der zur vollen »Auskühlung«
gelangte Intellekt fragt nur nach der Zweckbestim-
mung der Dinge. Wo aber das Gemüt noch eine Lebens-
verbindung mit der Dingwelt hat, adelt es sie gern
mit dem Bild als Zeichen seiner Liebe und Achtung.

ENTW. K. SCHULZ-
BOLLE —MÖNCHEN
MEISTERSCHULE
FÜR D. DEUTSCHE
MALERHANDWERK

BEMALTER DIELENSCHRANK MIT BUNTEN BILDERN AUS DEM LEBEN DES BAUERN
 
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