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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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Michel, Wilhelm: Bequeme und schöne Hilfstische
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https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0368

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350

INNEN-DEKO RATION

entwurf: architekt edgar horstmann-berlin »messinctisch mit spiegelglasplatte«

Mosaikplatte hellgelbe Tönung zeigt (Abb. S. 349
oben). Im Wohnraum, in der Halle, auf der Garten-
terrasse tut er gleichgute Dienste. Noch betonter
macht sich der Schmuckwert eines andern Tisches,
dessen Traggestell und Rahmen aus breiten Messing-
bändern bestehen (Abb. S. 349 unten). Der warme
Metallglanz und das vielfach gebrochene Schimmern
der Porzellanmosaik verbinden sich zu einer fest-
lichen Wirkung. Ein weiterer Messingtisch (Abb.
eben), an dem das Metall teils in Bandform, teils in
Röhrenform verwendet ist, trägt eine Platte aus
Spiegelglas und wird so zur festlichen Kredenz oder
hält sich für sonstige besondere Gelegenheiten bereit.

Beim Überblick ergibt sich, daß der Architekt
jedem Stück eine eigene Note zu verleihen weiß.
Die richtige Mitte zwischen Sonderart und feiner
Gesellschaftsfähigkeit dieser Einzeltische ist jedesmal
gut getroffen. Sie werden in entsprechender Ver-
wendung einen zugleich bereichernden und auf-
lockernden Bestandteil in allerlei Räumen bilden
können. Gerade ihre stofflichen und farbigen Werte
lassen sie besonders geeignet erscheinen, eine Lücke
in der Reihe der vorhandenen Einzel- und Hilfsmöbel
stilvoll auszufüllen. - wilhelm michel

)T7"REDENZEN« nannte man früher das Vor-
Jl\. kosten und Darreichen von Schüsseln oder
Bechern im Angesichte des Gastes, und es wurde
ursprünglich geübt, um dem Gaste Vertrauen (ita-
lienisch: credenza) zur Bekömmlichkeit des Dar-
gebotenen einzuflößen. Der Kredenztisch, wie er
seit dem 15. Jahrhundert in Italien, Deutschland,
Frankreich usw. üblich wurde, besorgte dann das
Darreichen als stummer Diener; aber noch heute
steht es ihm gut zu Gesicht, wenn er sein Amt mit
einer gewissen festlichen Gebärde versieht, die noch
entfernt an die anmutige Bewegung erinnert, womit
einst dem Gaste der Pokal von schöner Hand ge-
reicht wurde. Der Bewirtete wird immer empfänglich
bleiben für die gastfreundliche Gesinnung, die das
Haus ihm dadurch bekundet, daß es feine, edle Ge-
räte zur Bewirtung aufbietet. Ohne daß Worte ge-
macht werden, sagt ihm die Sorgsamkeit der Vorbe-
reitungen und die Festlichkeit der Darbietung, daß
er willkommen geheißen ist. Das schöne Service, die
feine Tafelwäsche, der festliche Tisch selbst werden
als stumme Träger dieser gastfreundlichen Be-
grüßung stets ihre Wichtigkeit behalten. Sie fügen
zum sachlichen Dienst den gemütvollen Ausdruck.
 
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