DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Das Buch
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0332
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INNEN-DEKORATION
DAS BUCH ist festgehaltene Erkenntnis, festge- macht in einer Weise, die dem Gedächtnis der Kultur-
haltene Erfahrung und festgehaltene Seelen- menschheit nie wieder entschwinden wird. Aber so
Schwingung. Wir haben heute über das bloß ratio- oft er selbst ein wichtiges Buch neu zur Hand nahm,
nale »Wissen« freier, weniger abergläubisch und feti- sprühte es wie Funken und Blitze aus seinem Geiste,
schistisch denken gelernt als manche frühere Gene- Lichtenberg, der großartige Kämpfer gegen den Leer-
ration. Aber ein Narr wäre der, welcher darüber ver- lauf im deutschen Wissensbetrieb, schrieb einem »Ge-
gäße: Das Wissen, auch das Gedächtniswissen, wird lehrten« ins Stammbuch: »Acht Bände hat Er ge-
immer mindestens soviel wert sein wie derjenige, der schrieben. Er hätte gewiß besser getan, Er hätte acht
es besitzt! Laßt einen schwunglosen Kopf, ein dürres Bäume gepflanzt oder acht Kinder erzeugt.« Er wußte
Herz sich mit Wissen verbinden, dem Leben rings- aber auch: »Wenn ein Kopf und ein Buch zusammen-
um wird er nichts an Glanz und neuer Form hinzu- stoßen und es klingt hohl, so muß nicht immer das
fügen können. Aber waffnet mit ihm eine feurige Buch daran schuld sein.« Es ist mit dem Buch wie
Seele, einen Geist, den der Genius berührt hat - wie mit vielen guten Dingen: sie sind vor Mißbrauch
helfende Heerscharen strömt es ihm aus den Bü- nicht geschützt, aber dem rechten Brauch antworten
ehern zu, wie hundert neue Organe wächst es ihm sie mit der Treue, die überall zwischen der echten
an. Nietzsche hat dem Buchmenschen den Krieg ge- Absicht und dem echten Werkzeug besteht. - w. M.
ENTW. ARCHITEKT
EDO. HORSTMANN
»EINE TÜR IM BUCHLADEN« HOHEITSZEICHEN IN WEISSEM AHORN EINGELEGT
INNEN-DEKORATION
DAS BUCH ist festgehaltene Erkenntnis, festge- macht in einer Weise, die dem Gedächtnis der Kultur-
haltene Erfahrung und festgehaltene Seelen- menschheit nie wieder entschwinden wird. Aber so
Schwingung. Wir haben heute über das bloß ratio- oft er selbst ein wichtiges Buch neu zur Hand nahm,
nale »Wissen« freier, weniger abergläubisch und feti- sprühte es wie Funken und Blitze aus seinem Geiste,
schistisch denken gelernt als manche frühere Gene- Lichtenberg, der großartige Kämpfer gegen den Leer-
ration. Aber ein Narr wäre der, welcher darüber ver- lauf im deutschen Wissensbetrieb, schrieb einem »Ge-
gäße: Das Wissen, auch das Gedächtniswissen, wird lehrten« ins Stammbuch: »Acht Bände hat Er ge-
immer mindestens soviel wert sein wie derjenige, der schrieben. Er hätte gewiß besser getan, Er hätte acht
es besitzt! Laßt einen schwunglosen Kopf, ein dürres Bäume gepflanzt oder acht Kinder erzeugt.« Er wußte
Herz sich mit Wissen verbinden, dem Leben rings- aber auch: »Wenn ein Kopf und ein Buch zusammen-
um wird er nichts an Glanz und neuer Form hinzu- stoßen und es klingt hohl, so muß nicht immer das
fügen können. Aber waffnet mit ihm eine feurige Buch daran schuld sein.« Es ist mit dem Buch wie
Seele, einen Geist, den der Genius berührt hat - wie mit vielen guten Dingen: sie sind vor Mißbrauch
helfende Heerscharen strömt es ihm aus den Bü- nicht geschützt, aber dem rechten Brauch antworten
ehern zu, wie hundert neue Organe wächst es ihm sie mit der Treue, die überall zwischen der echten
an. Nietzsche hat dem Buchmenschen den Krieg ge- Absicht und dem echten Werkzeug besteht. - w. M.
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EDO. HORSTMANN
»EINE TÜR IM BUCHLADEN« HOHEITSZEICHEN IN WEISSEM AHORN EINGELEGT