Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

DOI Artikel:
[Verlagsinformation]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10971#0123

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Ereignis von großer geschichtlicher Tragweite ist es, das heute im
Bewußtsein unseres Volkes obenansteht: die Wiedereinbeziehung der
Lander Böhmen und Mähren in den Kultur- und Lebenszusammenhang
des Reiches. Bildete das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ein Jahr-
tausend hindurch den Rahmen, die Voraussetzung und wichtigste Seins-
bedingung dieser Gebiete, so ist das, was sich nun ereignet hat, die Wieder-
herstellung der uralten und hundertfach bewährten Lebensgrundlage, auf
der sie erwachsen sind. Sie bildet die geschichtsrichtige Fortsetzung einer
Tradition, die als Lebensverhältnis begonnen und dann durch mancherlei
staatsrechtliche Verwandlungen hindurch immer das eine bleibende Ziel
verfolgt hatte, das hier gebotene Beieinander von Verbindung und Ab-
grenzung lebensfähig zu formulieren.

Für die Betrachtungsweise unserer Fachzeitschrift muß in der Würdi-
gung dieses Ereignisses der kulturelle Gesichtspunkt im Vordergrund ste-
hen. Wir begrüßen in den Ländern Böhmen und Mähren wichtige Teilge-
biete des einen großen deutschen Kulturraumes. Auf Schritt und Tritt treten
uns hier Werke und Gestaltungen vor das Auge, die deutschen Kultur-
kräften entsprungen sind. Das gilt nicht nur für die weiten Strecken deut-
scher Besiedelung; es gilt auch für die anderen Landesteile und namentlich
für Prag selbst. Nicht umsonst hat man die Regierungszeit Karls IV., der
die böhmische Königskrone und die deutsche Kaiserkrone auf seinem Haupte
vereinigte, das »Goldene Zeitalter Böhmens« genannt (1346—1378). Eine
reiche Kulturblüte bezeichnet diese Epoche. Prag erhält die erste deutsche
Universität (1348), der Baumeister Peter Parier aus Schwäbisch Gmünd
prägt zu wesentlichen Teilen den gotischen St.-Veits-Dom, seine Bauhütte
bringt überall im Lande das freie edle Formgesetz deutscher Gotik zur Gel-
tung. Im Barockzeitalter setzt sich die Wirksamkeit deutscher Baumeister
fort und bleibt bis in die Neuzeit bestimmend für die herrliche architekto-
nische Erscheinung der böhmischen Hauptstadt.
 
Annotationen