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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 50.1939

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INNEN-DEKORATION

FALSCHE BEGRIFFE. Man sollte es nicht für Möbel gegeben hat, die so aus dem Augenblick heraus
möglich halten, aber es ist wahr: Es gibt heute und so eigenwillig-persönlich gestaltet waren, daß
noch in der jüngsten Generation der Eheschließenden ein baldiges Aus-der-Mode-Kommen zu befürchten
Leute, die es ablehnen, sich »modern« einzurichten, stand. Mittlerweile hat gerade die deutsche Woh-
weil solche Möbel nach ein paar Jahren veraltet nungskunst längst ihr schönstes Ziel darin sehen
seien. »Nein«, sagt eine junge Deutsche, die sich ins lernen, ruhige, klare Dauerformen zu erarbeiten, die
Ausland verheiratet, »ich denke nicht daran, mir allem Wechsel des Zeitgeschmackes standhalten.
Möbel anzuschaffen, die ich nach 5 oder 6 Jahren Immer reifer und objektiver sind unsre Gestaltungen
schon wieder leidig bin. Wer sagt mir, ob wir dann geworden, immer mehr ist in ihnen das Ornament
die Mittel haben werden, neue zu kaufen? Ich will des Augenblicks oder der Künstler-Individualität
von vornherein Möbel haben, die immer ihren Wert zurückgetreten. Und trotzdem hat sich im Bewußt-
behalten«. Fragt man darauf, was das denn ihrer An- sein breiterer Kreise noch ein Begriff von modernem
sieht nach für Möbel sein müßten, so ergeht die Ant- Mobiliar halten können, bei dem »Modernität« etwas
wort: »Ei nun, ein nettes, behagliches Biedermeier- so Flüchtiges ist wie bei Formen der Kleidermode,
zimmer, ein gediegenes Herrenzimmer in Eiche, ein Das ist beschämend und gefährlich. Was hilft es,
Wohn- und Eßzimmer vielleicht in der Art der daß wir im einzelnen Fall Aufklärung stiften kön-
Danziger Möbel und so weiter«. Die wirtschaftliche nen? Sie müßte auf breiterer Front vorangetragen
junge Ehefrau sucht also Rückhalt in irgend etwas werden. Vor vielen Jahren schon haben wir dies hier
Historischem, nur um dem drohenden Schreckge- als eine Aufgabe der Mädchenschulen bezeichnet,
spenst zu begegnen, als welches ihr das »moderne«, Hören wir nun heute von den Gau-Bräuteschulen,
binnen kurzem veraltende Hausgerät vor Augen steht. die da und dort errichtet werden, so scheint uns hier
Man sieht an einem solchen Fall, wie langsam eine neue, und zwar viel speziellere und ergiebigere
doch bei aller Vordergründigen Eile die Zeiten und Möglichkeit geboten zu sein, werdende Hausfrauen
ihre Vorurteile dahingehen. Es ist wahr, daß es in wahrheitsgemäß über die mode-überdauernde Arbeit
den ersten Jahrzehnten der erneuerten Wohnkultur deutscher Raum- und Heimgestalter zu unterrichten.

l-LUR IM PRAXIS-TEIL MIT TREPPENABGANG ZUM KINDER WAGEN-ABSTELLRAUM
 
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